Forschung und News, die sich mit der Selbstkontrolle / Selbstbeherrschung (auch Selbstdisziplim genannt), der Regulation der eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gelüste, auseinandersetzen. Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, sich selbst zu beherrschen, z.B. über die eigenen Emotionen, Bedürfnisse, Impulse die Oberhand zu behalten.
- Schlechter Schlaf beeinflusst die Selbstbeherrschung
- Wunsch nach mehr Selbstdisziplin beeinträchtigt Selbstkontrolle negativ
- Sind negative Kindheitserfahrungen mit Defiziten bei der Selbstbeherrschung verbunden?
- Was bringt Menschen dazu, sich mehr Selbstkontrolle zu wünschen: Unzulänglichkeit und Notwendigkeit
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
Schlechter Schlaf beeinflusst die Selbstbeherrschung
Schlechte Schlafgewohnheiten können eine negative Wirkung auf die Selbstbeherrschung haben, was schlechte Entscheidungen und riskantes Verhalten und damit Risiken für das individuelle als auch berufliche Leben mit sich bringt laut einer in der Zeitschrift Frontiers in Human Neuroscience veröffentlichten Studie.
Selbstdisziplin und Entscheidungsfindung
Die Forscher der Clemson University untersuchten anhand der vorhandenen Forschungsliteratur, wie Schlafgewohnheiten und Selbstbeherrschung miteinander zusammenhängen, und welche Auswirkungen guter bzw. schlechter Schlaf auf Selbstbeherrschung und Entscheidungsfindung im Alltagsleben haben.
Bild: Sophie Janotta
Studienautorin June Pilcher sagte, dass Selbstbeherrschung Teil der täglichen Entscheidungsfindung ist. Konfrontiert mit Begierden und Gelegenheiten ermöglicht es Selbstdisziplin, dass man die Kontrolle behält.
Schlechte Schlafgewohnheiten beinhalten unregelmäßige Schlafenszeiten und eine unzulängliche Schlafdauer. Solch ein Schlafverhalten resultiert dann auch z.B. in niedriger Schlafeffizienz (wie im Bett wach liegen, während man versucht einzuschlafen), schlechter Schlafqualität und Schlafmangel.
„Sich selbst zu beherrschen, ermöglicht es uns, bessere Entscheidungen zu fällen, wenn wir mit Wünschen und Möglichkeiten umzugehen haben. Das hat weitreichende Auswirkungen auf Karriere und Privatleben“, sagte Pilcher.
Energieressourcen
Bessere Schlafgewohnheiten können zu einer Stabilisierung der täglichen Energiereserven beitragen laut der untersuchten Studien.
Energieressourcen können die Fähigkeit für schwierige Entscheidungen verbessern, statt dass man sich für die einfachere/leichtere Wahl oder die leichtere Aufgabe entscheidet.
Feindseligkeit gegenüber anderen
Studien haben auch festgestellt, dass Schlafmangel die Selbstkontrolle senkt, aber die Feindseligkeit gegenüber anderen erhöht, was zu Problemen am Arbeitsplatz und zu Hause führen kann.
Impulskontrollprobleme, Suchtverhalten
Viele Aspekte unseres täglichen Lebens können durch besseren Schlaf und Selbstbeherrschung beeinflusst werden, sagte Pilcher.
Eine verbesserte Gesundheit und Arbeitsleistung sind zwei potentielle Vorteile, aber psychosoziale Probleme (Impulskontrollverlust, Suchtverhalten) wie Süchte, exzessives Spielen (pathologisches Spielen) und Geldausgeben (pathologisches Kaufen) sind auch besser kontrollierbar, wenn sich nicht auch noch Schlafmangel in die Entscheidungsfindung einmischt, erklärte sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Clemson University, Frontiers in Human Neuroscience; Juli 2015
Wunsch nach mehr Selbstdisziplin beeinträchtigt Selbstkontrolle negativ
02.05.2017 Einer Versuchung widerstehen zu können, bedeutet, über einen gewissen Grad von Selbstdisziplin, Selbstkontrolle zu verfügen.
Viele Forschungsarbeiten im Laufe der Jahre haben gezeigt, dass Selbstdisziplin ein wertvolles Attribut ist, das uns bei der Erreichung unserer Ziele im Leben hilft, und viele Programme wurden entworfen, um uns darin zu unterstützen. Eltern, Schule, Regierung und religiöse Einrichtungen – und selbst populäre Medienformate – drängen Kinder und Erwachsene, sich mehr Selbstdisziplin zu wünschen und zu entwickeln.
Bild: Valeska Réon
Der Wunsch
Aber wie beeinflusst der Wunsch nach mehr Selbstbeherrschung unsere Fähigkeit, diese auch zu erreichen? Eine neue psychologische Studie der Universitäten Bar-Ilan, State Florida und Queensland konnte zeigen, dass es ironischerweise tatsächlich schwerer werden kann, eine ausgeprägtere Fähigkeit zur Selbstkontrolle zu erreichen, wenn man den Wunsch danach hat – unabhängig vom aktuellen Niveau der Selbstdisziplin.
Um diese Wirkung zu bestimmen, führten die Psychologen eine Reihe von Experimenten durch, die den Einfluss von Selbstkontrolle auf die Leistung untersuchen sollten.
Die insgesamt über 600 Teilnehmer sollten Aufgaben ausführen, die entweder viel oder wenig Selbstdisziplin verlangten.
Negative kausale Beeinflussung
Ihr Wunsch (der Teilnehmer) nach einem selbstdisziplinierterem Verhalten wurde mit einer neu entwickelten Skala zur Erfassung des „Wunsches nach Selbstkontrolle“ gemessen (die von den Psychologen entwickelt wurde) oder manipuliert (indem die Teilnehmer die Vorteile von mehr Selbstbeherrschung erlebten. Die Manipulation diente dazu, die kausale Wirkung des Wunsches zu erfassen).
Ganz gleich, ob der Wunsch gemessen oder manipuliert wurde: Personen mit einem stärkeren Wunsch nach Selbstdisziplin fanden es letztlich schwerer, selbstkontrollierter zu agieren, wenn die Aufgaben schwer waren (d. h., wenn sie viel Selbstbeherrschung erforderten).
Erklärung
Der Grund dafür ist, sagen die Psychologen im Fachblatt Personality and Social Psychology Bulletin:
Wird man mit einer schweren Aufgabe konfrontiert, wird der Wunsch in einem Sinne übersetzt, dass man nicht genug Selbstdisziplin hat, was eine niedrige Selbstwirksamkeit (d. h., einen reduzierten Glauben in die eigenen Fähigkeiten) und anschließend eine mentale Abkopplung von der anstehenden Aufgabe zur Folge hat.
Dabei zeigten die Befunde, dass die tatsächliche Ausprägung des Charakterzuges Selbstdisziplin keinen Einfluss auf die Resultate hatte. D. h., ein starker Wunsch nach Selbstdisziplin hatte gleichermaßen einen negativen Einfluss auf Personen mit starker und mit schwacher Ausprägung der Persönlichkeitseigenschaft Selbstkontrolle.
Unterhöhlung von Selbstvertrauen; Selbstzweifel
Dr. Liad Uziel vom Fachbereich für Psychologie an der Bar-Ilan schließt: Obwohl es gut ist, wenn Erwachsene und Kinder ein hohes Ausmaß an Selbstdisziplin besitzen, der bloße Wunsch danach könnte sogar ein Hindernis sein.
Die übliche Praxis, den Menschen zu mehr Selbstbeherrschung zu verhelfen, könnte tatsächlich das Selbstvertrauen unterminieren und Selbstzweifel verstärken.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Bar-Ilan Universität, Personality and Social Psychology Bulletin – DOI: 10.1177/0146167217695555; April 2017
Sind negative Kindheitserfahrungen mit Defiziten bei der Selbstbeherrschung verbunden?
06.10.2019 Viele psychologische Studien verbinden einen Mangel an Selbstbeherrschung als auch negative Kindheitserfahrungen (adverse childhood experiences) mit einer Reihe von negativen Gesundheits- und Verhaltensfolgen, einschließlich straffälligen und kriminellen Verhaltens.
Ryan C. Meldrum vom Fachbereich Psychologie der Florida International University und Kollegen untersuchten, ob das Erleben von mehr negativen Kindheitserfahrungen mit der Selbstkontrolle in separaten Stichproben von Jugendlichen aus Michigan und Florida verbunden ist.
Für beide Stichproben legen die in Criminal Justice and Behavior veröffentlichten Ergebnisse nahe, dass mehr ungünstige Kindheitserlebnisse negativ mit dem Persönlichkeitsmerkmal Selbstbeherrschung verbunden sind (d.h. die Selbstkontrolle war umso geringer, je mehr solcher Erfahrungen gemacht wurden).
Auch waren negative Kindheitserfahrungen, die zwischenmenschliche Misshandlungen widerspiegeln, stärker mit Defiziten in der Selbstbeherrschung verbunden als solche, die sich auf Aspekte der Haushaltsdysfunktion beziehen, schreiben die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Criminal Justice and Behavior – https://doi.org/10.1177/0093854819879741
Was bringt Menschen dazu, sich mehr Selbstkontrolle zu wünschen: Unzulänglichkeit und Notwendigkeit
04.02.2021 Selbstbeherrschung (auch Selbstdisziplin oder Selbstkontrolle genannt) beeinflusst maßgeblich das Wohlbefinden und den objektiven Erfolg im Leben. Obwohl viele darin übereinstimmen, dass ein hohes Maß an Selbstkontrolle vorteilhaft ist, ist es eine schwierige Herausforderung, Menschen zu helfen, mehr Selbstkontrolle zu entwickeln.
Das Training der Selbstkontrolle wird, wie das Training in jedem Bereich, von der grundlegenden Frage beeinflusst, ob eine Person motiviert ist, die Selbstkontrolle zu verbessern. Neuere Arbeiten haben herausgefunden, dass sich Menschen darin unterscheiden, wie stark sie sich eine bessere Selbstkontrolle wünschen, und zeigen einige der Faktoren auf, die diesen Wunsch beeinflussen.
Der Wunsch nach Selbstkontrolle
Der Wunsch nach Selbstkontrolle (Desire for self-control, DSC) spiegelt den Wunsch nach einer verbesserten Selbstkontrollfähigkeit wider. Dieser Wunsch wird sowohl von gesellschaftlichen oder kulturellen Anforderungen, als auch von inneren Motivationen beeinflusst.
In einer neuen Studie unter der Leitung der israelischen Bar-Ilan Universität, der australischen University of Queensland und der Texas Tech University in den USA haben Psychologen versucht, die Elemente zu entdecken, die Menschen dazu bringen, mehr Wunsch nach Selbstkontrolle zu verspüren. Ihre Ergebnisse wurden kürzlich in der APA-Zeitschrift Motivation Science veröffentlicht.
Defizit und Notwendigkeit
Die Forschung umfasste vier separate Studien. In allen Studien zeigten Personen mit geringer Selbstkontrolle einen größeren Wunsch nach Selbstkontrolle. Das heißt, Personen, die ständig glauben, dass sie ein Defizit an Selbstkontrolle haben, wünschen sich, dass sie mehr hätten (was ein Defizit bzw. Unzulänglichkeit widerspiegelt).
Wichtig ist jedoch, dass die vier Studien zeigten, dass der Wunsch nach Selbstbeherrschung auch von dem Gefühl der Personen abhängt – dass nämlich Selbstkontrolle notwendig ist, um die aktuellen Ziele zu erreichen (was die Notwendigkeit widerspiegelt).
- In Studie 1 drückte sich die Notwendigkeit durch eine größere Angst vor dem Scheitern aus, wenn Ziele nicht erreicht werden, und
- in Studie 2 wurde sie dadurch ausgedrückt, dass DSC mit dem Erreichen von Zielen in der nahen Zukunft in Verbindung gebracht wurde.
- Entscheidend ist, dass die Studien 3 und 4 experimentelle Designs verwendeten und zeigten, dass die Anerkennung der Relevanz von Selbstkontrolle für aktuelle Ziele (z.B. durch das Wissen um eine bevorstehende schwierige Aufgabe) einen Anstieg des Wunsches nach Selbstkontrolle bewirkt.
Teilnahme an einem Selbstkontrolltraining
Die Studie fand auch heraus, dass ein stärkerer Wunsch nach Selbstkontrolle eine größere Bereitschaft zur Teilnahme an einem Selbstkontrolltraining prognostiziert, wodurch die praktische Relevanz des Verständnisses der Grundlagen dieses Wunsches hervorgehoben wird.
In einer Studie aus dem Jahr 2017 untersuchten zwei der Autoren der aktuellen Studie (Uziel & Baumeister) die Auswirkungen eines starken Wunsches nach Selbstkontrolle auf die Aufgabenleistung.
Wunsch verbunden mit negativen Konsequenzen
Es zeigte sich ein ironischer Effekt, bei dem der Wunsch nach mehr Selbstkontrolle zu einer verminderten Aufgabenleistung bei schwierigen Herausforderungen führte. Diejenigen, die sich mehr Selbstkontrolle wünschten, erwarteten eine schlechtere Leistung bei der Aufgabe und gaben daher auf.
Im Zusammenhang mit dieser Studie könnte man sich fragen, was Menschen dazu bringt, sich mehr Selbstkontrolle zu wünschen, wenn dies negative Konsequenzen hat. Die Erklärung, die sich aus den vorliegenden Ergebnissen ergibt, ist, dass der Wunsch oft zu spät im Prozess der Bewältigung von Herausforderungen auftaucht und sich die Erfolgsaussichten nicht verbessern.
Langfristiger Prozess der Selbstverbesserung
Der Wunsch nach mehr Selbstkontrolle kann zu besserer Selbstkontrolle führen, aber nur, wenn dieser Wunsch einem langfristigen Prozess der Selbstverbesserung dient. Wenn der Wunsch aufkommt, wenn man bereits ein hohes Maß an Selbstkontrolle benötigt, könnte der Wunsch schädlich sein, sagt Studienleiter Dr. Liad Uziel vom Fachbereich für Psychologie an der Bar-Ilan Universität.
Damit sich der Wunsch nach Selbstkontrolle positiv auswirkt, muss er an einem Punkt auftreten, an dem eine Veränderung möglich ist. Die eigene Selbstkontrolle zu ändern ist eine sehr schwierige Herausforderung und muss als eine Reise betrachtet werden, nicht als ein einmaliges Ereignis, bemerkt Uziel.
Die Ergebnisse fügen einen fehlenden Teil zum Verständnis der Prozesse hinzu, die die Fähigkeit von Menschen bestimmen, eine bessere Selbstkontrolle zu entwickeln. Sie unterstreichen auch die Notwendigkeit, sich mit dem Wunsch nach besserer Selbstkontrolle zu befassen und zu verstehen, wie sich dieser auf das tatsächliche Verhalten auswirkt, das auf eine bessere Selbstkontrolle abzielt – ein wichtiger Faktor bei Programmen zur Verbesserung der Selbstkontrolle.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Motivation Science – doi.org/10.1037/mot0000213
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