Allein, einsam zu Weihnachten? Psychologen-Rat

Allein, einsam zu Weihnachten? Tipps vom Psychologen

Sozialpsychologie

Einsamkeit in der Weihnachtszeit

24.12.2015 Trennung, Verlust von geliebten Menschen, gesundheitliche Probleme und die alternde Gesellschaft: Viele Menschen sehen sich in der Weihnachtszeit mit der Einsamkeit bzw. dem Gefühl allein zu sein konfrontiert.

Alleinsein braucht aber nicht so entmutigend oder problematisch zu sein – auch nicht während der festlichen Jahreszeit, wenn viele Menschen große Erwartungen hinisichtlich Freude und Spaß mit Familie bzw. Freunden haben, sagt der klinische Psychologe von der Flinders Universität Dr. Anthony Venning.

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Bild: Christian Hilscher

Wenn Sie niemanden haben, um mit ihm Weihnachten zu verbringen – aus welchem Grund auch immer – kann es eine besonders einsame und schwierige Zeit werden, sagt Dr. Anthony Venning.

Auf sich selbst achten

Mit all den Erwartungen zu und dem Hype um Weihnachten kann es eine Zeit werden, in der wir uns weniger um uns selbst kümmern – physisch und psychisch, obwohl es eher eine Zeit ist, in der wir etwas mehr auf uns achten sollten.

Der Psychologe möchte einige grundsätzliche Tipps zu den Weihnachtstagen (und während der vor- und nachweihnachtlichen Zeit) geben.

Vier Tipps für diejenigen, die zu Weihnachten Probleme mit sozialer Isolation haben.

  1. PERSPEKTIVE: Weihnachten ist (auch) nur ein Tag. Das ganze Gerede kann manchmal hohe Erwartungen aufbauen, was Menschen tun oder wie sie sich fühlen sollten oder müssten, sagt Dr. Venning.
    Es gibt jedoch keine Regeln zu Weihnachten, und „Dinge in die richtige Perspektive zu setzen, hilft, Gefühle des Alleinseins oder gar Verzweiflung zu lindern und die Dinge bei all den Liedern, Keksen und Kuchen zu normalisieren.
  2. BLEIBEN SIE BESCHÄFTIGT: Planen Sie für die Weihnachtstage – davor und danach – Aufgaben, Beschäftigungen etc. ein, um beschäftigt zu bleiben und die Gedanken an den letzten Verlust, die Enttäuschung, Bedauern oder Versagen zu reduzieren.
  3. TUN SIE ETWAS, DAS SIE GENIEßEN: Wenn Sie sich ertappen, bei negativen Gedanken zu verweilen, kann es Zeit für eine Dosis Dopamin sein: ein Neurotransmitter in Ihrem Gehirn, der gute Gefühle produziert. Die guten Nachrichten sind, dass wir solch eine Dosis einfach durch Aktivitäten erreichen können, die wir genießen.
  4. HALTEN SIE KONTAKT: Eine Verbindung mit einer anderen Person – wie klein der Kontakt auch ist – wird ihr Wohlgefühl vergrößern, sagt Venning. Wir haben viele Optionen heutzutage, mit jemandem Kontakt zu knüpfen, zum Beispiel: soziale Medien, Telefon oder einfach jemanden altmodisch anzulächeln. Also versuchen Sie was immer es erfordert, um an Gesprächen beteiligt zu werden, machen Sie bei einer Wohltätigkeitsorganisation mit, lächeln Sie und sagen Sie einfach zu jemandem ‚Hallo‘.

Tipps für diejenigen, die ein Risiko entwickeln, sozial isoliert zu werden:

  1. TRINKEN SIE NICHT SO VIEL: Es ist sicherlich die Jahreszeit dafür, aber, zu viel Alkohol zu trinken, kann das Risiko erhöhen, etwas zu sagen oder zu tun, was man nicht sagen oder tun sollte. Das kann zwar manchmal lustig sein, es kann aber auch damit enden, dass sich Familie und Freunde distanzieren. Alkohol kann auch ihre Gefühle beeinflussen, und auch den Schmerz aufgrund einer Trennung oder eines Verlustes steigern.
  2. UNTERSTÜTZENDE NETZWERKE: Haben Sie keine Angst, Weihnachten jemanden anzurufen und um Unterstützung zu bitten. Weihnachten kann sehr belastend sein und es ist OK, und manchmal notwendig, Unterstützung zu suchen. Ein Gespräch mit einem Freund, eine Umarmung eines Familienmitglieds oder materielle Unterstützung durch Wohltätigkeitsorganisationen zeigen, dass Sie nicht allein sind.
  3. SELBSTGESPRÄCHE: Grade Weihnachten ist eine Zeit, in der Ihre Gedanken ‚Unwahres‘ erzählen: Z.B. „Ich bin ein Versager“ oder „Niemand mag mich“. Erinnern Sie sich in diesen Fällen daran, dass Ihr ‚Geist‘ basierend auf falschen bzw. ungenügenden Informationen gegen Sie arbeitet. Sie dürfen dann widersprechen.
  4. BLEIBEN SIE ENGAGIERT: Aus einigen der oben aufgeführten Gründe könnten wir uns versucht fühlen, verschiedene Weihnachtsereignisse zu vermeiden. Gedanken wie „Ich mag die Menschen dort nicht“, „Ich werde bestimmt schlecht angesehen“ oder „Ich würde lieber zu Hause fernsehen“, könnten dazu führen, dass Sie Menschen oder Ereignisse meiden und die damit verbundene Erfahrung eines Gefühls der Entlastung/Sicherheit machen. Doch, „während die Entspannung sagt: Vermeidung ist die richtige Vorgehensweise; ist es ein Trick und verstärkt nur Ihren Glauben, dass Sie nichts richtig machen können und verstärkt auch widerum vermeidendes Verhalten“, schließt Dr. Venning.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Flinders University; Dez. 2015

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