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Selbstgespräche in der 3. Person können die eigenen Emotionen kontrollieren
28.07.2017 Mit sich selbst in der dritten Person in stressenden, aufwühlenden Momenten zu sprechen, kann helfen, die eigenen Emotionen ohne zusätzliche psychische Anstrengung zu kontrollieren – besser als bei Selbstgesprächen in der ersten Person.
Sagen wir, dass jemand namens Helmut verärgert und aufgeregt über eine ihm kürzlich widerfahrende Sache ist. Durch die bloße Reflexion seiner Gefühle in der dritten Person (‚Warum ist Helmut aufgeregt?‘), ist Helmut weniger emotional reaktiv als wenn er sich in der ersten Person anspräche (‚Warum bin ich aufgeregt?‘).
Mühelose Form der Selbstbeherrschung
Bild: Gerd Altmann
Studienautor Jason Moser vom Fachbereich Psychologie der Michigan State Universität und Kollegen sagen, dass Selbstgespräche in der 3. Person eine relativ mühelose Form der Selbstbeherrschung darstellen können. Und wenn man mit sich in der dritten Person spricht, ähnelt es mehr dem Denken an bzw. über andere Menschen – was man an der Gehirnaktivität sehen kann.
Dies helfe einen psychologischen Abstand zu dem eigenen Erleb(t)en zu bekommen, was dann oft für die Emotionsregulation nützlich sein kann, schreibt der Psychologe.
In einem Experiment der Studie in Mosers klinischem Psychologie-Labor schauten sich die Teilnehmer neutrale und verstörende Bilder an und reagierten auf die Bilder sowohl in der ersten als auch in der dritten Person, während ihre Hirnaktivität von einem Elektroenzephalographen überwacht wurde.
Schnelles Einsetzen der Wirkung
Bei der Reaktion auf die verstörenden Fotos (z.B.: ein Mann, der sich eine Pistole an den Kopf hält), verringerte sich die emotionale Gehirnaktivität der Teilnehmer sehr schnell (innerhalb von 1 Sekunde), wenn sie mit sich selbst in der dritten Person sprachen.
Die Psychologen stellten auch fest, dass die Ansprache in der dritten Person nicht aufwendiger in Bezug auf die aufzuwendenen Gehirnaktivitäten war als ein Selbstgespräch in der 1. Person.
Dies sei gut für die Nutzung der Selbstrede in der 3. Person als Vor-Ort-Strategie zur Regulation der eigenen Emotionen, so Moser, da viele andere Formen der Emotionsregulation, wie Achtsamkeit und Denken an die positiven Seiten, einen erheblichen Aufwand an Gedankenkontrolle und Mühe erfordern.
Medialer präfrontaler Cortex
Im anderen Experiment, durchgeführt von Psychologie-Professor Ethan Kross von der Universität Michigan, erinnerten sich die Teilnehmer an schmerzhafte Erfahrungen aus ihrer Vergangenheit in Selbstgesprächen der ersten und dritten Person, während ihre Hirnaktivität mit Magnetresonanz-Tomographie gemessen wurde.
Ähnlich wie beim anderen Experiment zeigten die TeilnehmerInnen weniger Aktivität in einer Hirnregion (im medialen präfrontalen Cortex), die häufig bei der Reflexion von schmerzhaften emotionalen Erfahrungen verwickelt ist, wenn sie sich in der 3. Person ansprachen – was auf eine bessere emotionale Regulation hindeutet.
Wieder verlangte das 3. Person Selbstgespräch nicht mehr Gehirnaktivität als das in der ersten Person.
Was wirklich spannend hier ist, sagte Kross, dass der innere Monolog in der 3. Person eine relativ mühelose Form der Emotionsregulation darstellen kann.
Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die Ergebnisse zu replizieren und um besser zu verstehen, wie Selbstbeherrschung funktioniert, und wie man den Menschen hilft, im Alltagsleben besser ihre Emotionen kontrollieren zu können, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Michigan State Universität – DOI: 10.1038/s41598-017-04047-3; Juli 2017
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