Trauer um verstorbenes Haustier (Psychologie)

Greift die DSM-5-Diagnose Trauerstörung auch bei manchen Haltern verstorbener Haustiere?

23.01.2020 Eine in Psychiatry Research veröffentlichte Studie untersuchte, ob das Konstrukt der DSM-5-Trauerstörung auch bei Haltern verstorbener Haustiere anwendbar ist.

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Bild: George Hodan

Sherman A. Lee vom Fachbereich Psychologie der Christopher Newport University, VA, USA, untersuchte anhand einer Stichprobe von 395 Erwachsenen, die um ihre verstorbenen Tiere trauerten.

Die statistische Analyse der durch Fragebogen gesammelten Daten konnten zeigen, dass die Trauersymptome in den vom DSM-5 vorgeschlagenen Symptomcluster eingeordnet werden konnten, die durch einen Faktor höherer Ordnung angetrieben wurden und bei Männern und Frauen gleichermaßen auftraten.

Personen mit Trauerstörung waren im Vergleich zum Rest der Stichprobe depressiver, einsamer, hatten mehr Schlafprobleme, wiesen negative religiöse Bewältigungsstrategien auf und konsumierten mehr Alkohol und andere Drogen.

Diese Ergebnisse unterstützen die Anwendung des DSM-5-Modells der Trauerstörung auf Besitzer verstorbener Haustiere, schließt der Psychologe.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychiatry Research – https://doi.org/10.1016/j.psychres.2020.112800

Die Trauer nach dem Verlust eines Haustiers kann möglicherweise psychische Gesundheitsprobleme bei Kindern auslösen

14.09.2020 Laut einer Studie von Forschern des Massachusetts General Hospital kann der Tod eines Haustiers bei Kindern ein Gefühl der Trauer auslösen, das tief und lang anhaltend ist und möglicherweise zu späteren psychischen Problemen (z.B. auch einer Trauerstörung) führen kann.

Die in European Child & Adolescent Psychiatry veröffentlichte psychologische Studie fand heraus, dass die starke emotionale Bindung von Heranwachsenden an Haustiere zu messbaren psychischen Belastungen (psychologischer Distress) führen kann, die bei Kindern und Jugendlichen noch bis zu drei Jahre oder länger nach dem Verlust eines geliebten Haustiers als Indikator für Depressionen dienen können.

Frühere Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf die Bindung von Erwachsenen an Haustiere und die Folgen des Todes eines Tieres bzw. die Trauer.

Auswirkungen des Verlustes auf das Kind

Die aktuelle Analyse basiert auf einer Stichprobe von 6.260 Kindern aus der Avon-Längsschnittstudie ALSPAC (Avon Longitudinal Study of Parents and Children) in Bristol, England. Diese bevölkerungsbezogene Stichprobe ermöglichte es den Psychologen die Erfahrungen mit Haustierbesitz und Haustierverlust vom frühen Alter eines Kindes bis zu acht Jahren zu verfolgen.

Die Wissenschaftler um Erin Dunn und Katherine Crawford beobachteten, dass die Verbindung zwischen dem Erleben des Todes eines Haustiers und psychopathologischen Symptomen (Trauerstörung; Depressionen etc.) in der Kindheit unabhängig vom sozioökonomischen Status des Kindes oder von den Härten, die es bereits in seinem jungen Leben ertragen musste, auftrat.

Jungen besonders betroffen; Dauer

Auch war der Zusammenhang zwischen dem Tod eines Haustiers und einer erhöhten Psychopathologie bei männlichen Kindern ausgeprägter als bei weiblichen – ein Befund, der sie im Lichte früherer Forschungen überraschte – und dass die Stärke des Zusammenhangs unabhängig davon war, wann der Tod des Haustiers in der Kindheit eintrat und wie oft oder wie lange er zurücklag.

Laut Dunn spricht diese letztgenannte Erkenntnis für die Dauerhaftigkeit der Bindung zu Haustieren, die sich in einem sehr frühen Alter bildet, und wie sie sich auf Kinder in ihrer gesamten Entwicklung auswirken kann.

Eltern, Betreuer und Kinderärzte

Die Studie zeigt damit, wie wichtig es ist, dass Eltern, Betreuer und Kinderärzte die kurz- und langfristigen psychologischen Reaktionen von Kindern auf den Tod eines Haustiers erkennen und ernst nehmen – Reaktionen, die die Reaktion eines Kindes auf den Verlust anderer wichtiger Familienmitglieder nachahmen können.

Erwachsene müssen darauf achten, ob diese Gefühle tiefer und grundlegender sind und ob sie länger andauern, als man erwarten würde, sagt Crawford. Es könnten Zeichen einer komplizierten Trauer (Trauerstörung) sein, und es kann für ein trauerndes Kind äußerst hilfreich sein, jemanden zu haben, mit dem man auf eine einfühlsame oder therapeutische Weise sprechen kann.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: European Child & Adolescent Psychiatry (2020). DOI: 10.1007/s00787-020-01594-5

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