Tierquälerei, Tiermisshandlung (Psychologie)
Psychologie-Lexikon – Tierpsychologie
Definition
Tierquälerei (ähnliche Begriffe sind: Tiermisshandlung, Tiervernachlässigung oder Tiermissbrauch) ist das direkte absichtliche Quälen, Verletzen oder ‚unnötige‘ (rechtlicher Begriff) Töten von Tieren – oder die Quälerei durch Unterlassung (z.B. Tierverwahrlosung).
Mit dem Begriff wird ein Straftatbestand aber auch ein Phänomen der Psychologie beschrieben.
Typen von Tierquälern
Tierquäler kann man in verschiedene Kategorien einteilen, darunter:
- Menschen, die ihre Aggressionen abbauen wollen: Typus gehört mit zu den am häufigsten auftretenden; sucht sich gerne hilflose Tiere, die dann z.B. getreten werden;
- der überforderte Tierhalter: misshandelt direkt (z.B. schüttelt, schlägt das Tier), weil er mit dem Verhalten des Tieres nicht fertig wird;
- der vernachlässigende Tierhalter: ebenfalls überfordert oder auch sorglos / verantwortungslos; misshandelt Tiere indirekt (zu wenig Nahrung, nicht artgerechte Haltung); z.B. auch Tierhorter oder Halter mit wenigen Tierkenntnissen;
- der berechnende Typ: wollen Tiere beseitigen, die Probleme machen; legen z.B. Giftköder für Hunde aus etc.;
- tierquälende Sadisten: Personen, die Spaß daran haben Tiere zu quälen, foltern, töten; manche erregt es auch sexuell.
Kinder, die Tiere quälen, werden oftmals selbst misshandelt
22.07.2018 Eine im Fachblatt Archives of Disease of Childhood veröffentlichte psychologische Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen Kindern (im Alter von über 10 Jahren), die Tiere quälen, und Missbrauch / Misshandlungen in der Familie.
Tiermisshandlungen durch Kinder sind häufig
Tiermisshandlungen durch Kinder sind weit verbreitet, wobei 3-44% der Kinder irgendwann in ihrer Kindheit Tiere quälen.
Bild: Michal Jarmoluk
Ein Großteil dieses Verhaltens kann als eine Erweiterung des Forschungsverhaltens bei einem jüngeren Kind angesehen werden, schreiben die Psychologen; der offensichtliche Zusammenhang zwischen Kindes- und Tiermisshandlung ist jedoch ein Bereich von wachsendem Interesse, wobei Kinder, die Tiere quälen, 2-3 Mal häufiger selbst direkt misshandelt werden.
Wie besorgt sollte ein Angehöriger der Gesundheitsberufe sein, dass ein tierquälendes Kind selbst Opfer von Missbrauch sein könnte?
Zusammenhang mit Misshandlung in Familie
Richard Lee-Kelland und Fiona Finlay vom St. Martins Hospital in Bath, Großbritannien, führten eine Forschungsliteraturrecherche durch, um den Zusammenhang zwischen Kindes- und Tiermissbrauch zu untersuchen.
Die Psychologen fanden heraus, dass Tierquälerei, verübt von einem älteren Kind (>10 Jahre), eher mit Kindesmisshandlungen in Verbindung gebracht werden kann.
Verglichen mit Jungen ist Tiermisshandlung bei Mädchen weniger verbreitet, aber Kindesmissbrauch kann in diesen Fällen mit größerer Wahrscheinlichkeit auftreten.
ADHS, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen
Es gab einige Forschungsberichte über eine höhere Prävalenz von Tierquälerei bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung, Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensstörungen, aber die Beziehung zu Kindesmisshandlung war in diesen Fällen nicht bekannt.
Informationen über Kindes- und Tiermissbrauch müssen zwischen den Veterinär-, medizinischen und sozialen Betreuungsteams ausgetauscht werden, um sowohl Kinder als auch gefährdete Tiere zu schützen, schreiben die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Archives of Disease of Childhood – http://dx.doi.org/10.1136/archdischild-2018-314751
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