Kurze Schlafdauer in der Kindheit und Psychose im jungen Erwachsenenalter: die Rolle von Entzündungen
09.05.2024 Kinder, die von klein auf unter chronischem Schlafmangel leiden, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko einer Psychose im frühen Erwachsenenalter, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.
Forscher der Universität Birmingham untersuchten Daten zur nächtlichen Schlafdauer in einer großen Kohortenstudie mit Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 7 Jahren. Sie fanden heraus, dass Kinder, die während dieses Zeitraums dauerhaft weniger Stunden schliefen, ein mehr als doppelt so hohes Risiko hatten, im frühen Erwachsenenalter eine psychotische Störung zu entwickeln, und ein fast viermal so hohes Risiko, eine psychotische Episode zu erleben.
Während frühere Forschungsarbeiten Zusammenhänge zwischen Schlafproblemen und Psychosen zu bestimmten Zeitpunkten aufgezeigt haben, ist dies die erste Studie, die zeigt, dass anhaltender Schlafmangel ein starker Prädiktor für eine Psychose ist.
Die Hauptautorin der Studie Dr. Isabel Morales-Muñoz sagte: „Es ist völlig normal, dass Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrer Kindheit unter Schlafproblemen leiden, aber es ist auch wichtig zu wissen, wann es an der Zeit ist, Hilfe zu suchen. Manchmal kann Schlaf zu einem anhaltenden und chronischen Problem werden, und hier sehen wir Zusammenhänge mit psychiatrischen Erkrankungen im Erwachsenenalter“.
Die in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse basieren auf Daten aus der Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC), die Aufzeichnungen von 12.394 Kindern im Alter von 6 Monaten bis 7 Jahren und von 3.889 im Alter von 24 Jahren umfasst.
Obwohl der Zusammenhang zwischen Schlafmangel in der Kindheit und Psychose im frühen Erwachsenenalter in der Studie robust war, konnte das Team keinen Kausalzusammenhang nachweisen, und andere Faktoren, die sowohl mit Schlaf in der Kindheit als auch mit Psychose in Verbindung stehen, müssen untersucht werden.
So untersuchte das Team beispielsweise den allgemeinen Gesundheitszustand des Immunsystems der Kinder, um festzustellen, ob Beeinträchtigungen des Immunsystems auch für einige der Zusammenhänge zwischen Schlafmangel und Psychose verantwortlich sein könnten. Dies wurde im Alter von 9 Jahren durch die Messung von Entzündungswerten in Blutproben untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass ein geschwächtes Immunsystem die Zusammenhänge zwischen Schlafmangel und Psychose teilweise erklären könnte, aber auch andere unbekannte Faktoren könnten eine Rolle spielen.
© Psylex.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2024). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2024.0796