Schüchternheit kann sich auf die Leistung von Kleinkindern in Sprachtests auswirken
13.10.2023 Eine aktuelle Studie der Psychologin Sarah Kucker von der Southern Methodist University und Liesl Melnick legt nahe, dass Schüchternheit die Leistung eines Kindes bei Sprachprüfungen beeinflussen kann, je nachdem, wie viel soziale Interaktion für den Test erforderlich ist.
Schüchterne Kinder sind im Alltag eher zurückhaltend, auch bei der Kommunikation mit anderen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass dieses Verhalten die genaue Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes erschweren kann, da es schüchternen Kindern schwerer fällt, sich verbal mit Ärzten und Lehrern auseinanderzusetzen als bei weniger sozial anspruchsvollen Tests.
Die Studie wurde im Journal of Speech, Language, and Hearing Research veröffentlicht und umfasste 122 Kinder mit unterschiedlichem Temperament im Alter zwischen 17 und 42 Monaten.
Jedes Kind wurde einer Reihe von drei Sprachaufgaben unterzogen, die unterschiedliche Ebenen der sozialen Interaktion erforderten: eine Blickaufgabe, eine Zeigeaufgabe und eine Produktionsaufgabe, bei der die Kinder die Antwort verbal sagen mussten. Bei jeder Aufgabe sollten die Kinder ein bekanntes Objekt aus einer Reihe von Bildern finden. Die Reihenfolge der Aufgaben wurde randomisiert, um unvoreingenommene Ergebnisse zu erhalten, und die Daten wurden mittels Zoom erhoben. Die Eltern berichteten über die Schüchternheit ihres Kindes anhand eines Fragebogens zum Verhalten in der frühen Kindheit.
Die Ergebnisse zeigten signifikante Unterschiede in der Leistung der Kinder bei den Aufgaben, je nach Schüchternheit. Schüchterne Kinder schnitten bei der Produktionsaufgabe schlechter ab als ihre weniger schüchternen Altersgenossen. Bei der Zeigeaufgabe schnitten jedoch alle Kinder unabhängig von ihrem Schüchternheitsgrad gut ab. Die Blickaufgabe lieferte differenziertere Ergebnisse, die darauf hinwiesen, dass schüchterne Kinder gelegentlich genauer waren, aber seltener antworteten.
„Das Temperament eines Kindes, insbesondere seine Schüchternheit, könnte sich stark darauf auswirken, wie es bei Sprachaufgaben abschneidet“, sagte Kucker. „Wenn Kinder zur Bewertung ihrer sprachlichen Fähigkeiten untersucht werden, sollten Ärzte und Lehrer den Grad der Schüchternheit des Kindes berücksichtigen und vielleicht Aufgaben verwenden, die für das Kind weniger belastend sind, wie z. B. Zeigeaufgaben anstelle von verbalen Aufgaben.
Kucker ist der Ansicht, dass die Anerkennung der Auswirkungen von Schüchternheit den Fachleuten dabei helfen wird, die Effektivität von Sprachtests zu erhöhen und ein umfassenderes Verständnis der sprachlichen Entwicklung eines Kindes zu vermitteln. Zukünftig wollen sie und ihr Team die Leistungen schüchterner und weniger schüchterner Kinder bei standardisierten Sprachtests untersuchen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Speech, Language, and Hearing Research (2023). DOI: 10.1044/2023_JSLHR-22-00362