Studie untersuchte Zusammenhang zwischen Körperempfindung und Selbstverletzungen bei Jugendlichen
14.07.2021 Neue Forschungsergebnisse des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN) am King’s College London in Zusammenarbeit mit der Universität Glasgow haben ergeben, dass Jugendliche, die sich fünf oder mehr Mal in ihrem Leben selbst verletzt haben, eine signifikant höhere Schmerzschwelle (Schmerzgrenze) haben als Jugendliche, die dies nicht getan haben.
Zusammenhang zwischen Selbstverletzung und Körperempfindung (Somatosensorik)
Die in JAMA Network Open veröffentlichte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Selbstverletzung und Körperempfindung (Somatosensorik). Sie fand heraus, dass die Schwelle für Empfindungen, sowohl für schmerzhafte als auch für nicht schmerzhafte, signifikant ansteigt, je öfter ein Teilnehmer in der Vergangenheit sich selbst verletzt hat.
64 Teilnehmer im Alter von 12 bis 17 Jahren wurden in der Studie untersucht. Alle unterzogen sich 13 Tests, einschließlich Wärmeerkennung, Schmerzgrenzen und Druckschmerzgrenzen, um herauszufinden, wann die Probanden eine Empfindungsveränderung bemerkten oder zum ersten Mal Schmerz empfanden.
Den Teilnehmern wurde zu keinem Zeitpunkt zugemutet, Schmerzen zu ertragen, und sie wurden ausdrücklich angewiesen, den Test in dem Moment zu beenden, in dem sie irgendein Anzeichen von Unbehagen verspürten.
Potenzieller Test für Suizidrisiko
Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen, und Selbstverletzung ist der stärkste Indikator für einen Suizid. Die Forscher sagen nun, dass diese Befunde auf das klinische Potenzial für einen effektiven Test zur Identifizierung von Jugendlichen mit dem höchsten Risiko für Selbstverletzung und Suizid hindeuten.
Unbekannt ist aber, ob die geringere Schmerzempfindlichkeit ein vorbestehender Risikofaktor für Selbstverletzungen ist oder eine Folge davon. Der Befund, dass Jugendliche in Betreuung sensorische Auffälligkeiten haben, unabhängig davon, ob sie sich selbst verletzt haben oder nicht, ist auffällig und muss weiter untersucht werden, schließt Studienautorin Tatum M. Cummins.
© psylex.de – Quellenangabe: JAMA Netw Open. 2021;4(7):e2116853. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.16853