Altern in der Informationsgesellschaft: Die Rolle des analytischen Denkens, des Affekts und der Häufigkeit des Nachrichtenkonsums bei der Erkennung des Wahrheitsgehalts von Nachrichten

03.05.2022 Wenn man nicht in der Lage ist, Fake-News von echten Nachrichten zu unterscheiden, kann dies schwerwiegende Folgen für das körperliche, emotionale und finanzielle Wohlbefinden einer Person haben – insbesondere für ältere Menschen, die im Allgemeinen über ein größeres finanzielles Vermögen verfügen und mehr Entscheidungen treffen müssen, bei denen es um ihre Gesundheit geht.
Wie gut sind ältere Menschen also in der Lage, Fake-News zu erkennen?
Eine neue Studie hat herausgefunden, dass ältere Personen nicht häufiger auf Fake-News hereinfallen als jüngere, wobei die altersbedingte Anfälligkeit für Falschnachrichten nur bei denjenigen zu beobachten ist, die in die Kategorie der „ältesten Alten“ fallen.
Die von Psychologen der University of Florida (UF) und der University of Central Florida während der Frühphase der COVID-19-Pandemie durchgeführte Studie wurde im Journal of Experimental Psychology: Applied veröffentlicht.
In der Studie lasen und bewerteten die Teilnehmer 12 Nachrichtenartikel in voller Länge über COVID- und Nicht-COVID-Themen, wobei es sich in jeder Kategorie um sechs echte und sechs falsche Artikel handelte. Nach der Lektüre eines Artikels wurden den Teilnehmern Fragen gestellt, z. B. ob der Artikel echt oder gefakt war und wie sicher sie sich bei ihrer Entscheidung waren.
Anschließend erfassten die Forscher um Didem Pehlivanoglu vom Fachbereich Psychologie der UF die Fähigkeiten der Teilnehmer zum analytischen Denken, ihren Affekt und die Häufigkeit des Nachrichtenkonsums.
Kein Unterschied zwischen jungen und älteren Teilnehmern
Die Fähigkeit zur Erkennung von Fake-News bei jungen und älteren Erwachsenen war vergleichbar. Die Feststellung, dass es sich bei einem Artikel um eine Falschnachricht handelte, hing bei beiden Altersgruppen mit individuellen Unterschieden in der Fähigkeit zum analytischen Denken zusammen.
Außerdem zeigten sowohl junge als auch ältere Personen eine geringere Fähigkeit, falsche COVID-Nachrichten im Vergleich zu alltäglichen Fake-News zu erkennen, was möglicherweise auf die geringe Vertrautheit mit Informationen über COVID zu Beginn der Pandemie zurückzuführen ist.
Die älteste Personengruppe war anfälliger für Falschnachrichten
Die Psychologen betonen, dass die ältesten Teilnehmer – d. h. Personen im Alter von 70 Jahren oder älter – eine geringere Fähigkeit zur Erkennung von Fake-News zeigten, unabhängig davon, ob es sich um COVID oder ein anderes Thema handelte.
Personen in der Altersgruppe 70+, die einen stärkeren positiven Affekt hatten und häufig Nachrichten konsumierten, neigten am ehesten zu einer „oberflächlichen“ Informationsverarbeitung, d. h. sie sahen sich Informationen nicht so genau an und achteten nicht so sehr auf Details. Erst im hohen Alter, wenn die nachlassenden kognitiven Fähigkeiten nicht mehr durch einen Zuwachs an Lebenserfahrung und Weltwissen kompensiert werden können, werden die Menschen besonders anfällig für Täuschungen durch Fehlinformationen und Fake-News, so die Forscher in ihrer Studie.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Experimental Psychology: Applied, 2022; DOI: 10.1037/xap0000426
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