Sind Haustiere gut für die psychische Gesundheit?

Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen dem Zusammenleben mit einem Haustier und der psychischen Gesundheit (während der COVID-19-Pandemie)

Sind Haustiere gut für die psychische Gesundheit?

05.09.2024 Wir alle erinnern uns an die Nachrichten über die sogenannten „Pandemie-Welpen“ und die sprunghaft ansteigende Zahl von Haustieradoptionen in Ländern auf der ganzen Welt, als die COVID-19-Lockdowns das gesellschaftliche Leben im Jahr 2020 zum Stillstand brachten.

Der plötzliche Anstieg der Haustierhaltung wurde weitgehend darauf zurückgeführt, dass die Menschen bei Tieren Trost und Gesellschaft suchen, um mit Dingen wie Isolation, Angst und Depression fertig zu werden. Eine neue umfassende Studie, die von Forschern der Universität Aarhus und des King’s College London durchgeführt wurde, legt jedoch nahe, dass die Vorzüge der Haustierhaltung möglicherweise überbewertet werden.

Die vor kurzem in der Zeitschrift Mental Health & Prevention veröffentlichte Studie zeigt, dass die Haltung eines Haustiers nicht unbedingt den emotionalen Schub bringt, den viele Menschen erwarten.

Kein Nutzen für die psychische Gesundheit festgestellt

Im Rahmen der Studie wurden 6.018 Personen im Vereinigten Königreich über einen Zeitraum von 12 Monaten beobachtet und ihr Grad an Depression, Angst, Anhedonie (Verlust der Freude) und Einsamkeit bewertet.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme fand die Studie keine Hinweise darauf, dass die Haltung eines Haustieres die psychische Gesundheit der Probanden verbessert. Vielmehr berichteten Tierhalter über eine leicht schlechtere psychische Verfassung als Nicht-Haustierhalter.

„Obwohl die Forschungsergebnisse zu diesem Thema uneinheitlich sind, waren wir wirklich überrascht, dass Haustierhalter während der COVID-19-Pandemie generell ein etwas höheres Maß an Depressionen, Angstzuständen und Anhedonie aufwiesen“, sagt die Hauptautorin der Studie Prof. Christine Parsons.

„Dies steht im Widerspruch zu der in der Öffentlichkeit vorherrschenden Meinung, dass Haustiere für die psychische Gesundheit förderlich sind.“

Überprüfung der Gültigkeit des „Lassie-Effekts

Eine weitere weit verbreitete Annahme ist, dass Hundehalter besonders von mehr körperlicher Aktivität und einem strukturierteren Tagesablauf profitieren, was wiederum zu einer besseren psychischen Gesundheit führen könnte.

Hier fanden die Forscher heraus, dass Hundebesitzer tatsächlich etwas häufiger täglich Sport treiben (40 % im Vergleich zu 35 % der Nicht-Hundebesitzer).

Diese erhöhte Aktivität korrelierte jedoch nicht mit besseren Ergebnissen für die psychische Gesundheit, und es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern in Bezug auf die Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur festgestellt.

Der Mythos von der einsamen „Cat lady“

Der einzige Bereich, in dem die Haltung von Haustieren einen Nutzen für die psychische Gesundheit hat, ist die Einsamkeit. In der Populärkultur ist die „Cat lady“ eine einsame, ängstliche Frau mit psychischen Problemen. Die neue Studie gab den Forschern auch die Möglichkeit, einige dieser kulturellen Annahmen mit der Realität zu vergleichen.

Unter den allein lebenden Personen berichteten sowohl Hunde- als auch Katzenhalter über ein etwas geringeres Maß an Einsamkeit als Personen ohne Haustiere. Auch wenn die Auswirkungen gering waren, so standen sie doch im Gegensatz zum Klischee der einsamen „Katzenlady“.

Bei denjenigen, die als Paar, Familie oder Mitbewohner leben, berichteten Haustierhalter über keinen messbaren Unterschied in Bezug auf das Gefühl der Einsamkeit.

Obwohl Frauen in der Studie deutlich häufiger Katzen besaßen (30,3 % im Vergleich zu 22,7 % bei Männern), waren sie nicht einsamer, deprimierter, ängstlicher oder anhedonischer als Männer, die Katzen hielten.

Hoffnung auf eine besser informierte öffentliche Diskussion

Nach Ansicht von Parsons wird diese neue Studie dazu beitragen, die Erwartungen an die psychischen Vorzüge der Haustierhaltung zu dämpfen. Die Ergebnisse sollten die öffentliche Wahrnehmung und die Medienberichterstattung beeinflussen, nuancierter zu berichten.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Haustiere zwar Gesellschaft bieten können, aber keineswegs ein Allheilmittel für psychische Probleme sind, insbesondere in stressigen Zeiten wie einer Pandemie“, sagt Parsons.

Die Hauptautorin Dr. Katherine Young merkt an: „Diese Studie ergänzt die gemischte Forschungslage zum Thema Haustierhaltung und psychische Gesundheit. Während einige frühere Studien einen Nutzen vermuten ließen, liefert die umfangreiche, im Längsschnitt durchgeführte Studie handfeste Belege für das Gegenteil.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Mental Health & Prevention (2024). DOI: 10.1016/j.mhp.2024.200354

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