Sind Männer wirklich weniger emotional in Beziehungen?

Emotionale Schmerzen: Worüber sprechen Menschen bei der Erörterung ihrer Beziehungsprobleme am häufigsten?

Sind Männer wirklich weniger emotional in Beziehungen?

01.11.2021 Eine neue im Journal of Social and Personal Relationships veröffentlichte Studie zeigt, dass Männer mindestens ebenso emotional in ihren Beziehungen engagiert sind und emotionale Schmerzen empfinden wie Frauen, wenn die Beziehung in die Brüche geht.

Ein internationales Team von Psychologen unter der Leitung von Forschern der Universität Lancaster führte die erste „Big Data“-Analyse zu Beziehungsproblemen durch.

Die Studie

Die Studie begann mit dem Versuch, eine Karte der häufigsten Beziehungsprobleme zu erstellen, die von Menschen außerhalb von Kliniken und Beratungsstellen erlebt werden.

Mithilfe von Methoden zur Verarbeitung natürlicher Sprache analysierte das Team die demografischen und psychologischen Merkmale von über 184 000 Personen, die ihre Beziehungsprobleme in einem anonymen Online-Forum schilderten. Die Forscher waren dann in der Lage, die häufigsten Themen der Beiträge statistisch zu bestimmen und eine „Landkarte“ der häufigsten Beziehungsprobleme zu erstellen.

Die häufigsten Beziehungsprobleme

Die Ergebnisse zeigten, dass Kommunikationsprobleme das am häufigsten genannte Problem war, wobei fast jeder Fünfte auf Schwierigkeiten beim Diskutieren von Problemen und jeder Achte auf Vertrauensprobleme in seiner Beziehung hinwies.

Aus den Daten ergaben sich auch unerwartete Muster, darunter wichtige geschlechtsspezifische Unterschiede bei den am häufigsten genannten Themen.

Für die Psychologen war diese Studie eine wichtige Gelegenheit, viele gängige Vorstellungen über geschlechtsspezifische Unterschiede in Beziehungen auf den Prüfstand zu stellen, sagte Dr. Ryan Boyd, der leitende Forscher des Projekts. Sind Männer zum Beispiel wirklich weniger emotional in Beziehungen engagiert als Frauen, oder ist es so, dass Männer ihre Gefühle aufgrund der Stigmatisierung nicht teilen?

Emotionale Schmerzen

Tatsächlich sprachen die Menschen bei der Erörterung ihrer Beziehungsprobleme am häufigsten über den emotionalen Schmerz, der durch die Probleme verursacht wurde, und nicht über die Probleme selbst. Das häufigste Thema war „Herzschmerz“ und bestand aus Wörtern wie Bedauern, Trennung, weinen und gebrochenes Herz.

Entgegen ihren Erwartungen zeigten die Ergebnisse des Teams, dass Männer deutlich häufiger über Liebeskummer sprachen als Frauen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Klischee, Männer wären weniger emotional in Beziehungen involviert als Frauen, möglicherweise nicht zutrifft.

Studienautorin Charlottle Entwistle sagte: Dass das Thema Liebeskummer häufiger von Männern diskutiert wurde, unterstreicht, dass Männer von Beziehungsproblemen mindestens genauso emotional betroffen sind wie Frauen.

Soziale Stigmata

Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit Hilfe bei Beziehungsproblemen in Online-Umgebungen suchten als Frauen.

Normalerweise erkennen Frauen eher Beziehungsprobleme, ziehen eher eine Therapie in Erwägung und geben sich eher in Behandlung als Männer, schreibt Boyd. Entfernt man jedoch die traditionellen sozialen Stigmata gegen Männer, die Hilfe suchen und ihre Emotionen mitteilen, so scheinen sie sich genauso sehr für die Bewältigung schwieriger Phasen in ihren Beziehungen zu engagieren wie Frauen.

Die Ergebnisse des Teams sind sowohl für die Öffentlichkeit als auch für den klinischen Bereich von Bedeutung. Die Forscher merken an, dass die Entwicklung eines genaueren Bildes von Beziehungsproblemen besser hilft zu verstehen, wann und warum Dinge in unseren Beziehungen schief laufen, was Paaren bei der Vermeidung der häufigsten Rückschläge für eine ‚glückliche‘ Beziehung helfen könnte.

Die Ergebnisse könnten auch dazu beitragen, die Suche nach Hilfe zu entstigmatisieren, indem sie zeigen, wie häufig viele Beziehungsprobleme sind und dass Männer genauso häufig wie Frauen Hilfe suchen.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Social and Personal Relationships (2021). DOI: 10.1177/02654075211046635

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