Soziale Ausgrenzung durch Instagram-Posts schmerzt, insbesondere bei Menschen mit einem hohen Zugehörigkeitsbedürfnis

Soziale Medien: Wer nicht getaggt wird, fühlt sich ausgeschlossen

Soziale Ausgrenzung durch Instagram-Posts schmerzt, insbesondere bei Menschen mit einem hohen Zugehörigkeitsbedürfnis

23.11.2021 Die Ausgrenzung von Menschen macht auch vor der digitalen Welt nicht halt. Wie stark es psychologische Grundbedürfnisse beeinflusst, wenn Personen auf Instagram nicht markiert werden, haben Forscherinnen der Universitäten Basel und Koblenz-Landau untersucht.

Menschen reagieren sehr empfindlich auf Ausgrenzungserfahrungen. Selbst kurze Erlebnisse, in denen man ausgeschlossen oder ignoriert wird, können grundlegende Bedürfnisse nach Wertschätzung und Zugehörigkeit bedrohen und die Stimmung senken. In den sozialen Medien ist dieses Phänomen ebenso zu beobachten wie in der realen Welt.

In fünf Teilstudien mit insgesamt 1149 Teilnehmenden haben Forscherinnen der Universität Basel und der Universität Koblenz-Landau Ausgrenzungserfahrungen anhand von geposteten Fotos, wie sie beispielsweise auf der Plattform Instagram zu finden sind, näher untersucht. Im Zentrum stand die Frage, ob es ähnlich negative Reaktionen hervorruft wie das Ausgeschlossensein im wirklichen Leben, wenn man in einem Posting nicht markiert oder abgeschnitten wird.

Die Ergebnisse legen dar, dass eine ausbleibende Markierung zu negativen Reaktionen bei den Teilnehmenden führte. Individuelle Unterschiede spielen hier eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Ausgrenzung auf Instagram: Personen mit einem hohen Zugehörigkeitsbedürfnis fühlten sich stärker bedroht und reagierten negativer als Personen mit einem niedrigeren Bedürfnis nach Zugehörigkeit.

Wird hingegen eine Person von einem Foto abgeschnitten, fühlten sich die Teilnehmenden noch stärker bedroht, in diesem Fall unabhängig vom individuellen Zugehörigkeitsbedürfnis. «Wir erklären diesen Unterschied damit, dass das Abgeschnittensein so schmerzhaft ist, dass auch individuelle Unterschiede wie das Zugehörigkeitsbedürfnis keine Rolle mehr spielen», erklärt die Psychologin Christiane Büttner.

Evolutionäre Bedürfnisse

Von anderen ausgrenzt zu werden, kann sich stark auf die Psyche auswirken. Evolutionär bedingt hat der Mensch ein Bedürfnis nach Zusammenarbeit und Zugehörigkeit zu einer größeren Gruppe; zudem kann er Ausgrenzungen leicht erkennen. Sobald Menschen Ausgrenzung erfahren, fühlen sie sich in ihren grundlegenden Bedürfnissen nach Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrolle sowie sinnvoller Existenz bedroht.

Eine zentrale Funktion in den sozialen Medien, die diese Bedürfnisse stark beeinflussen kann, ist das Tagging. Gemeint ist damit die Verknüpfung des Profils einer anderen Person mit einem Foto oder Text. Gepostete Fotos können beispielsweise frühere Erfahrungen oder soziale Interaktionen zeigen, die man mit der markierten Person geteilt hat.

Tagging als Quelle des Selbstwertgefühls und der Zugehörigkeit

Getaggt zu werden kann auf zwei Arten eine Quelle des Selbstwertgefühls und der Zugehörigkeit sein: Erstens kann das Markieren unter Freunden die Nähe und Relevanz einer Beziehung hervorheben. Zweitens ist das Markieren auch ein Signal, mit dem die Zugehörigkeit der markierten Person öffentlich ausgedrückt wird. Die Markierung zeigt dann anderen, dass die Person ein interessanter und begehrter sozialer Interaktionspartner ist. Eine Nichtmarkierung kann als absichtliche oder unabsichtliche Ausgrenzung wahrgenommen werden, negative Gefühle und Unsicherheit hervorrufen und grundlegende Bedürfnisse bedrohen.

«Besonders gefährlich wird es für die ausgegrenzte Person, wenn Beobachtende vermuten, es könnte einen guten Grund geben, dass sie nicht markiert oder abgeschnitten wurde: Wenn andere daraus schliessen, dass die ausgegrenzte Person ein ‹schlechter› Interaktionspartner ist, dann bedroht dies potenziell weitere Beziehungen», resümiert Christiane Büttner.

Originalpublikation: Christiane M. Büttner, Selma C. Rudert Why didn’t you tag me?!: Social exclusion from Instagram posts hurts, especially those with a high need to belong Computers in Human Behavior (2022), doi: 10.1016/j.chb.2021.107062

Quellenangabe: Pressemitteilung Universität Basel

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