Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen der Potenz von Cannabis und psychischen Erkrankungen und Suchtverhalten
26.07.2022 Da die Stärke bzw. Potenz von Cannabisprodukten im Laufe der Jahre international gestiegen ist, hat sich auch die Zahl der Menschen erhöht, die wegen Cannabissucht behandelt werden, sagen die Autoren einer neuen Studie.
Forscher der Addiction and Mental Health Group an der Universität Bath (Vereinigtes Königreich) haben systematisch den Zusammenhang zwischen der Art des Cannabiskonsums und den Sucht- und psychischen Gesundheitsproblemen der Menschen analysiert. Ihre Arbeit stützt sich auf 20 Studien mit fast 120.000 Personen.
Hohe Potenz, hohes Risiko
Die neue in der Fachzeitschrift The Lancet Psychiatry veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Menschen, die hochpotentes Cannabis (hohe Konzentration von Tetrahydrocannabinol (THC)) konsumieren, mit größerer Wahrscheinlichkeit süchtig werden als Menschen, die niedrigpotente Produkte konsumieren. Sie legt auch nahe, dass hochpotentes Cannabis konsumierende Personen eher an einer psychotischen Störung, wie z. B. Schizophrenie, erkranken.
Diese Ergebnisse könnten erklären, warum sich in den letzten Jahren mehr Menschen wegen Cannabisproblemen in Behandlung begeben haben. Daten der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zeigen, dass sich in den letzten zehn Jahren 76 % mehr Menschen wegen Cannabisabhängigkeit in Behandlung begeben haben.
Auf der Grundlage dieser neuen Ergebnisse argumentieren die Autoren, dass Leitlinien für die öffentliche Gesundheit und politische Maßnahmen, die dazu beitragen, den Cannabiskonsum sicherer zu machen, gefördert werden sollten.
Die Hauptautorin Kat Petrilli vom Fachbereich Psychologie der Universität Bath erklärt: „Unsere systematische Überprüfung ergab, dass Menschen, die Cannabis mit höherer Potenz konsumieren, im Vergleich zu Menschen, die Cannabisprodukte mit geringerer Potenz konsumieren, ein erhöhtes Risiko für Sucht und Psychosen haben könnten.“
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen, die Cannabis konsumieren, ihr Schadensrisiko verringern könnten, indem sie Produkte mit geringerer Potenz verwenden. An Orten, an denen Cannabis legal verkauft wird, könnte die Bereitstellung genauer Informationen über den Produktinhalt und der Zugang zu Produkten mit geringerer Potenz den Menschen helfen, Cannabis sicherer zu konsumieren.“
Trotz vereinzelter Berichte über Verbindungen zwischen Cannabis und Angstzuständen und Depressionen stellen die Autoren fest, dass die Zusammenhänge zwischen der Stärke von Cannabis und anderen psychischen Problemen unklar sind.
© Psylex.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry (2022). DOI: 10.1016/S2215-0366(22)00161-4