ADHS bei Frauen
Hyperkinetische Störungen
Ein Drittel der Frauen mit ADHS hat Angststörungen, Depressionen, fast die Hälfte Suizidgedanken
25.07.2016 Laut einer in Child: Care, Health and Development veröffentlichten Studie der Universität Toronto haben Frauen mit ADHS mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit mit vielen psychischen und physischen Problemen zu kämpfen als Frauen ohne ADHS.
Prävalenz für psychische Erkrankungen
Bild: Gerd Altmann
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für psychische Erkrankungen unter Frauen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung war mit 46% verstörend hoch, sagte Prof. Esme Fuller-Thomson:
- 46% erwogen ernsthaft Suizid,
- 36% hatten eine Generalisiserte Angststörung,
- 31% eine klinische Depression und
- 39% eine Substanz-Missbrauchsstörung
an einem Punkt in ihrem Leben.
Diese Raten sind sehr viel höher als bei Frauen ohne ADHS: Sie sind viermal so hoch bei Suizidgedanken und Generalisierter Angststörung und doppelt so hoch bei der klinischen Depression und Drogenmissbrauch, sagte sie.
Die Forscher untersuchten eine repräsentative Stichprobe von 3.908 kanadischen Frauen im Alter von 20 bis 39 Jahren von denen 107 berichteten, dass sie mit ADHS diagnostiziert worden waren.
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Körperliche Probleme
Die Frauen hatten auch mehr körperliche Probleme sagte Studienautorin Danielle A. Lewis:
- Mehr als jede vierte (28%) dieser relativ jungen Frauen sagte, physische Schmerzen würden einige ihrer Aktivitäten einschränken (im Vergleich zu 9% der Frauen ohne ADHS);
- 43,9% klagten über Schlaflosigkeit (im Vergleich zu 12,2%);
- 41% der Frauen mit ADHS rauchten (im Vergleich zu 22% der Kontrollgruppe).
Erklärungsversuch
Die Studie konnte leider nicht sagen, warum Frauen mit ADHS so anfällig sind. Fuller-Thomson könnte sich vorstellen, dass einige der mentalen Gesundheitsprobleme zum Teil durch finanziellen Stress entstehen könnten; die Studie hat auch zeigen können, dass 37% der Frauen mit ADHS über finanzielle Probleme berichteten. Dies traf nur auf 13% der Frauen ohne ADHS zu.
Viele Menschen denken bei ADHS in erster Linie an eine Störung bei Jungen, die wenig Relevanz für Mädchen und Frauen hat. Die Befunde weisen aber auf das Gegenteil, sagte Fuller-Thomson, denn ein großer Teil der Frauen mit ADHS leiden unter Problemen der psychischen und körperlichen Gesundheit und unter finanziellen Sorgen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Toronto, Child: Care, Health and Development – DOI: 10.1111/cch.12380; Juli 2016