Eltern mit bipolarer Störung
Psychische Störungen – Affektive Störungen
Die wirklichen Risiken, bei bipolaren Eltern aufzuwachsen
25.06.2014 Weil die Bipolare Störung (auch unter dem Namen Manische Depression bekannt) ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Suizid, Drogenmissbrauch, Hypersexualität, Familiendisharmonie und aggressivem Verhalten verbunden ist, beeinflusst sie nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch besonders deren Kinder.
Während frühere Forschungen gezeigt haben, dass Kinder von Eltern mit bipolarer Störung ein größeres Risiko für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen haben, wurden die psychosozialen Auswirkungen durch bipolare Eltern bislang ignoriert.
Eine neue Studie von Mark Ellenbogen, Psychologieprofessor, und Rami Nijjar von der Concordia Universität, USA, zeigte, dass Kinder von Eltern mit bipolarer Störung für psychosoziale Probleme anfälliger sind, insbesondere für riskantes sexuelles Verhalten. Die Studie wurde in der Zeitschrift Journal of Affective Disorders herausgegeben.
Die Forscher folgten Kindern von bipolaren Eltern und Kindern aus Familien ohne psychische Störungen ab dem Alter von vier bis zwölf bis ins frühe Erwachsenenalter.
Riskantes sexuelles Verhalten
Sie erfassten:
- suizidales Verhalten
- selbstverletzendes Verhalten
- Rauchen
- delinquentes oder strafbares Verhalten
- riskantes sexuelles Verhalten (sexuelle Aktivität vor dem 16. Lebensjahr, nicht geschützter Geschlechtsverkehr, Schwangerschaftsabbrüche).
Für beide Geschlechter sahen die Forscher den größten Gruppenunterschied in der letzten Kategorie, welche als Erweiterung anderer Tendenzen betrachtet werden kann.
„Riskantes sexuelles Verhalten fällt in das Spektrum allgemeiner Verhaltensauffälligkeiten, wie Kriminalität und Aggression. Wir wissen, dass es durch Verhaltensauffälligkeiten in der mittleren Kindheit vorhergesagt wird“, sagt Ellenbogen, der auch ein Mitglied des Concordia’s Centre for Research in Human Development ist.
Was können besorgte Eltern mit bipolarer Störung tun?
Um den Nachwuchs von bipolaren Eltern vor riskantem Verhalten zu schützen, müssen Ärzte/Therapeuten auch im Umfeld des Patienten schauen und der ganzen Familie, inklusive der Kinder, die Coping-Strategien geben, die sie brauchen, um mit der Störung zu leben.
„In der Psychiatrie tendieren wir dazu, den Patient zu behandeln – dort kommt es nie zu einer Begutachtung und Evaluation der Familie, Kinder oder Partner des Patienten. Während meiner Karriere habe ich schon oft gesagt, dass dies falsch ist“, sagte Ellenbogen. „Die Kinder von bipolaren Patienten haben ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Reihe von psychiatrischen und psychosozialen Problemen. Wir müssen über Behandlungsmaßnahmen nachdenken, die bei allen Familienmitgliedern Wirkung zeigen.“
Ein neues Präventionsprogramm
Ellenbogen arbeitet nun am ersten Präventionsprogramm für Kinder von Eltern mit bipolarer Störung. Die Behandlung besteht aus zwölf Gruppentherapie-Sitzungen, um den Kindern wirkungsvolle Bewältigungsstrategien und deren Eltern die Fähigkeiten beizubringen, um besser mit Stress, Familienstreitigkeiten und ihren Kindern umzugehen.
„Diese Eltern brauchen zusätzliche Hilfe dabei, das Familienleben zu organisieren, die Kinder aufzuziehen, mit dem Partner umzugehen und mit Stress zurechtzukommen“, sagt Ellenbogen. „Das Ziel soll die Reduzierung des Stresses in der Familie sein, wodurch es, so glauben wir, dann auch zu einer Verringerung der negativen Auswirkungen auf die Kinder kommen wird.“
© PSYLEX.de – Quelle: Journal of Affective Disorders, Concordia Universität, Juni 2014
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