Depression und Schmerzen

Depression und Schmerzen

Klinische Psychologie – psychische Krankheitsbilder

Chronische Schmerzen bei Depression, psychischen Erkrankungen

15.02.2014 Jugendliche mit psychiatrischen Problemen leiden zusätzlich auch noch eher unter chronischen Schmerzen. Zum ersten Mal haben Forscher die Art physischen Schmerzes untersucht, der Teenager mit verschiedenen psychischen Gesundheitsproblemen befällt.

Depressive Mädchen leiden am meisten

Depressive Mädchen leiden am meisten

Die Forscher befragten 566 norwegische Jugendliche (Alter 13 bis 18), die alle mit einer psychischen Erkrankung diagnostiziert worden waren: ADHS, Depression, Angststörung, Essstörungen und Autismus.
Die Teenager wurden gefragt, ob sie körperliche Schmerzen hätten, und wenn ja, was für eine Art Schmerz sie verspürten, und wo er sich befand.

  • Sieben von zehn antworteten, sie litten unter chronischen Schmerzen.
  • Bei den depressiven Jugendlichen lag der Prozentsatz am höchsten. Acht von zehn – also 80% von ihnen berichteten über chronische, am häufigsten über Muskel-Skelett-Schmerzen.
  • Mädchen berichteten öfter als Jungen über Schmerzen, ganz gleich welche Diagnose einer psychischen Erkrankung sie hatten.

Schmerzen bei Behandlung berücksichtigen

„Diese Zahlen sind so hoch, dass das gesamte Behandlungs- und Unterstützungssystem für Kinder und Jugendliche über den Zusammenhang zwischen körperlichen Schmerzen und psychischen Erkrankungen informiert werden muss. Die Befunde sind zwar für uns nicht überraschend, aber sie für alle ein klares Signal, das wir an sie denken müssen, wenn wir psychische Gesundheitsbeschwerden behandeln“, sagte die Leiterin der Studie Marit Sæbø Indredavik.

Quelle: Norwegian University of Science and Technology/BMC Psychiatry and is entitled: Chronic pain and pain-related disability across psychiatric disorders in a clinical adolescent sample, by Wenche L Mangerud, Ottar Bjerkeset, Stian Lydersen and Marit S Indredavik; Feb. 2014

Therapie bei chronischen Schmerzen und Depression

Bei Patienten mit depressiver Störung und chronischem Schmerz kann ein optimierter dreistufiger Eingriff zu bedeutenden Verbesserungen bei beiden Zuständen führen laut einer Studie in der 27. Mai Ausgabe von Journal of the American Medical Association.

Chronische Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen und Depression

Dreistufige Behandlung hilft, Depression und Schmerz zu managen

Kurt Kroenke, M.D., vom Regenstrief Institute Inc. in Indianapolis, und Kollegen vom Stepped Care for Affective Disorders and Musculoskeletal Pain (SCAMP) untersuchten 250 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, Schmerzen an der Hüfte oder an den Knien und zumindest mittelschwerer Depression in einer randomisierten Studie, die entweder

  • eine normale Behandlung erhielten oder
  • teilnahmen an einer dreistufigen Therapie, bestehend aus 12 Wochen optimierter Antidepressiva-Therapie, sechs Sitzungen an einem Schmerz-Selbstmanagement-Programm und einer sechsmonatigen Anschlussphase.

Dreistufige Therapie schlug normale Intervention

Nach einem Jahr stellten die Forscher fest, dass
eine bedeutend höhere Anzahl von Patienten des Therapie-Programms das Hauptergebnis erreichte, welches

  • eine Verbesserung sowohl der Depression als auch der Schmerzen war (26 versus 7,9 Prozent).
  • Sie stellten auch fest, dass die Intervention mit einer günstigeren Rate von Major Depression (40.7 gegenüber 68,5 Prozent verbunden war) und
  • einer höheren Rate von Schmerzreduktion (41,5 gegenüber 17,3 Prozent).

Weil Schmerzen und Depression unter den führenden Ursachen für verminderte Arbeitsproduktivität sind, kann eine Therapie, die gegen beide Bedingungen wirksam ist, eine sehr gute Kosten-Nutzen Rechnung darstellen, schlossen die Autoren.

Autoren der Studie berichteten über finanzielle Beziehungen zur Pharmaindustrie.

Quelle: Journal of the American Medical Association 2009

Schmerzen durch Depression schlimmer

Depressivität kann tatsächlich physischen Schmerz verschlimmern, haben britische Forscher herausgefunden.

Schmerz-Theorien

Schmerz und depressive Störungen können oft zur gleichen Zeit auftreten, und zwei konkurrierende Schulen behaupten Gegensätzliches:

Der Schmerz von Cezanne
Der Schmerz von Cezanne
  1. die eine sagt, der Schmerz ist (entsteht) „im Kopf“,
  2. während die andere behauptet, dass der Schmerz „nur im Körper / körperlich“ ist.

Um zu sehen, wie Schmerz und Depression sich überschneiden könnten, verwendete das von Dr. Chantal Berna von der Universität von Oxford, geführte Forscherteam Gehirn-Scans und führte Schmerz-Tests bei gesunden Teilnehmern durch, die dazu gebracht wurden, sich traurig zu fühlen.

Depressive Stimmung verstärkt Schmerz

Eine depressive Stimmung schien die Gehirnnerven-Schaltkreise zu beeinflussen, die für Emotion verantwortlich waren, und führte zu einer stärkeren Wahrnehmung von Schmerz laut dem in der Juni Ausgabe von Biological Psychiatry veröffentlichten Bericht.

Als die gesunden Leute durch negative Gedanken und niederdrückende Musik traurig gemacht wurden, stellten wir fest, dass ihre Gehirne Schmerz emotionaler verarbeiteten. Und dies führte dazu, dass sie den Schmerz als unangenehmer empfanden, sagte Berna in einer Pressemitteilung der Zeitschrift.

Bernas Team nahm an, dass wenn man traurig ist, sich depressiv fühlt, man die Fähigkeit verliert, die mit Schmerzen verbundenen negativen Emotionen zu kontrollieren. Der Schmerz hat nun eine größere Wirkung. Mit anderen Worten, Depression könnte nicht nur eine Folge des Schmerzes sein, sondern tatsächlich Schmerzen verschlimmern.

Auswirkung auf Behandlung

„Unsere Forschung zeigt, dass eine depressive Stimmung zu unangepassten Änderungen in mit Schmerz verbundenen Hirnfunktionen führt, und diese depressive Stimmung selbst könnte in diesem Kontext ein Ziel für die Behandlung sein“, erklärte Berna in der Pressemitteilung.

Der nächste Schritt wäre, Patienten mit chronischen Schmerzen zu untersuchen, weil sie oft auch an Depressionen leiden, bemerkten die Forscher. Das Ziel wäre, Wege zu finden, die Millionen von Menschen weltweit wirksamer zu behandeln, die unter chronischen Schmerz und Depression leiden, erklärten die Autoren.
Quelle: Biological Psychiatry, Juni 2010

Chronische Schmerzen verbunden mit Depressivität

20.08.2016 Partner von Menschen mit Depression leiden mit größerer Wahrscheinlichkeit unter chronischen Schmerzen laut einer Forschungsarbeit unter der Leitung der Universität Edinburgh.

Genetische und Umgebungsfaktoren verantwortlich

Eine im Fachblatt PLOS Medicine publizierte Studie mit mehr als 100.000 Personen zeigt, dass Depression und chronische Schmerzen gemeinsame Ursachen teilen – einige sind genetischer Natur, während andere von der Umgebung beeinflusst werden, die sich diese Beziehungspartner teilen.

Die Experten sagen, dass ihre Ergebnisse neue Einblicke auf diese Krankheiten erlauben und zur Entwicklung von besseren diagnostischen Tests und Behandlungen beitragen könnten.

Das Forscherteam analysierte den genetischen Hintergrund der Teilnehmer, sowie die Details zu ihren Schmerzen und zur Depressivität.

Abhängigkeit von der Depression des Partners

Ihre Befunde legen nahe, dass chronischer Schmerz zum Teil durch das Erbgut und teilweise durch bis heute unbekannte Risikofaktoren verursacht wird, die gemeinsam von Partnern oder Gatten geteilt werden.

Sie identifizierten auch bedeutende Überlappungen zwischen den Risikofaktoren für chronische Schmerzen und Depressivität; Beziehungspartner von depressiven Menschen zeigten ein größeres Risiko für die Entwicklung von chronischen Schmerzen.

Die Forschung verwendete Daten aus den Projekten Generation Scotland und UK Biobank – große Studien, die die genetischen Verbindungen zu Krankheiten erkunden sollen.

Studienleiter Prof. Andrew McIntosh, Vorsitzender der Biologischen Psychiatrie an der Universität Edinburgh, sagte: „Wir hoffen, dass unsere Forschung die Menschen dazu ermuntern wird, an die Beziehung zwischen chronischem Schmerz und Depression zu denken, und sich zu überlegen, ob körperliche und psychische Krankheiten tatsächlich so unabhängig voneinander sind, wie einige glauben.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Edinburgh, PLOS Medicine – dx.doi.org/10.1371/journal.pmed.1002090; August 2016

Schreiben Sie uns >> hier << über Ihre Erfahrungen und lesen Sie die Erfahrungsberichte / Kommentare zu diesem Thema.

Weitere Artikel, News

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.