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SAD-Resilienz: Warum manche Menschen im Winter depressiv werden und andere nicht
08.10.2018 Eine in der Zeitschrift European Neuropsychopharmacology veröffentlichte Studie zur saisonalen Depression bzw. SAD (saisonal-affektive Störung) legt nahe, dass einige Menschen (und insbesondere Frauen) Depressionen vermeiden können (eine höhere Resilienz aufweisen), indem sie den Neurotransmitter-Spiegel von Serotonin das ganze Jahr über aufrechterhalten oder erhöhen, obwohl sie ein Gen tragen, das normalerweise den Winterblues verursachen würde.
Tageslicht, ein natürliches Antidepressivum
Dr. Brenda McMahon vom Rigshospitalet, Kopenhagen schreibt, dass Tageslicht praktisch ein natürliches Antidepressivum sei. Wie viele Medikamente, die derzeit gegen Depressionen eingesetzt werden, verhindert mehr Tageslicht, dass Serotonin im Gehirn abgebaut wird.
Wissenschaftler hatten zuvor festgestellt, dass SAD – auch Winterdepression genannt – bei Frauen und bei Menschen mit dem 5-HTTLPR-Gen häufiger vorkommt – sie also weniger resilient gegen die depressive Störung sind.
5-HTTLPR-Gen – Wirksamkeit des Serotonin-Transporters
Bild: Chemische Strukturformel von Serotonin
Diese genetische Variation bestimmt die Wirksamkeit des Serotonin-Transporters, der reguliert, wie der Neurotransmitter Serotonin aus dem Gehirn ausgeschieden wird: Die meisten Antidepressiva (wie z.B. Prozac) wirken, indem sie die Ausscheidung von Serotonin zwischen den Gehirnzellen verlangsamen.
Das Kopenhagener Forscherteam untersuchte 23 junge Teilnehmer, die die genetische Veranlagung von HTTLPR zur Depression hatten, aber zu den 10 Prozent der Dänen gehörten, die vom den saisonalen Schwankungen unbehelligt bleiben.
Bei den Probanden wurden im Sommer zwei Hirnscans (PET-Scans, Positronen-Emissions-Tomographie) und im Winter zwei Follow-up-Scans durchgeführt, mit dem Ziel, sowohl den Serotonin-Transporter als auch den Serotoninspiegel im Gehirn zu messen.
Saisonale Veränderung reduzierte Serotonin-Transporter-Protein
Die Forscher fanden heraus, dass der Gehalt an Serotonin-Transporter-Protein von Sommer zum Winter um durchschnittlich rund 10 Prozent gesunken war, wobei der Rückgang bei Frauen deutlich größer war.
Bei einigen Teilnehmern, von denen man erwarten würde, dass sie eine saisonal-affektive Störung aufgrund ihrer genetischen Disposition entwickeln würden, konnte der Körper trotzdem kontrollieren, wie viel Serotonin-Transporter produziert wurde.
Resilienz gegen Depressionen
Dies bedeute, dass sie regulieren konnten, wie viel Serotonin aus ihrem Gehirn abgebaut wurde. Auf diese Weise zeigten sie eine größere Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegen Depressionen.
SAD-resiliente Frauen regulieren ihren Gehirn-Serotonin-Transporter im Winter stärker runter als Männer, was bedeutet, dass der Serotoninspiegel zwischen den Jahreszeiten unverändert blieb.
Generell hielten SAD-resiliente Menschen den Serotoninspiegel über die Jahreszeiten hinweg auf dem gleichen Niveau.
Koautorin Gitte Knudsen sagte, dass es sich um eine kleine Studie handelt, und der Serotoninspiegel indirekt gemessen wurde. Dennoch bieten die Ergebnisse gute Gründe für die Behandlung von saisonalen Depressionen mit selektiven Serontonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI).
© PSYLEX.de – Quellenangabe: European Neuropsychopharmacology (2018). DOI: 10.1016/j.euroneuro.2018.06.004
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