- Metakognitive Therapie wirksam gegen das Grübeln bei Erwachsenen mit Depression
- Eine randomisierte kontrollierte Studie zur metakognitiven Therapie bei Depressionen: Analyse des 1-Jahres-Follow-up
- Vergleich: Metakognitive Therapie versus Kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung von depressiven Störungen
Metakognitive Therapie wirksam gegen das Grübeln bei Erwachsenen mit Depression
18.04.2017 Eine neue im Fachblatt Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie zeigt, dass die sogenannte Metakognitive Therapie erfolgreich die Depression von Erwachsenen behandeln kann.
Aufhören mit dem Grübeln
Lernen Depressive, wie sie aufhören können, sich Sorgen zu machen oder zu grübeln, kann sich dies zu einer befreienden Fähigkeit entwickeln, wodurch sich die Depression leichter kontrollieren lässt.
Die norwegische Studie zeigt, dass wenn die Patienten lernen das Grübeln zu reduzieren – was ein Ziel der metakognitiven Psychotherapie ist – dies die depressiven Symptome lindern kann.
Bild: George Hodan
Die neuartige Therapieform ist eine Weiterentwicklung der kognitiven Therapie und wird neben anderen Therapieformen zur ‚dritten Welle‘ gezählt, in der Achtsamkeit (s.a. Achtsamkeitstherapie bei D.) eine stärkere Betonung in der Therapie erhält; sie konzentriert sich darauf, den Prozess des Grübelns zu verringern; d. h. die Patienten lernen Techniken, nicht mehr ’so viel zu denken‘.
Achtsam gegenüber dem Grübeln
Depressive Menschen müssen sich nicht so viele Sorgen machen und grübeln, sagte Studienautor Professor Roger Hagen vom Fachbereich Psychologie an der norwegischen Universität der Norwegian University of Science and Technology.
Sich dessen bewusst zu werden, was beim Grübeln geschieht, verschafft eine gewisse Kontrolle über die eigenen Gedanken.
Anstatt durch wiederholtes Grübeln und Nachdenken mit ‚wie fühle ich mich jetzt?‘ zu reagieren, kann man versuchen, in die eigenen Gedanken durch eine ‚distanzierte Achtsamkeit‘ einzudringen. Man kann die Gedanken als bloße Gedanken sehen, und nicht als eine Spiegelbild der Wirklichkeit, erläutert der Psychologe.
Randomisierte, kontrollierte Studie
In der aktuellen randomisierten, kontrollierten Studie wurde die Wirkung der Metakognitiven Therapie (metacognitive therapy: MCT) bei der Behandlung von Depression überprüft. 39 Patienten mit einer depressiven Störung erhielten MCT (10 Sitzungen) oder wurden zufällig einer 10-wöchigen Warteliste (WL) zugeteilt. Die WL-Gruppe erhielt 10 Sitzungen MCT nach der Wartezeit.
Zwei Teilnehmer stiegen aus der WL aus, niemand aus der MCT-Gruppe.
Symptomverbesserung
Die mit MCT behandelten Teilnehmer verbesserten deutlich ihre Symptome im Vergleich zur WL-Gruppe.
Große kontrollierte Wirkungsgrößen wurden für depressive (d = 2,51) und ängstliche Symptome (d = 1,92) beobachtet.
Etwa 70-80 % der MCT-Teilnehmer wurden unmittelbar im Anschluss an die Behandlung und 6 Monate später als genesen bewertet, während dies nur auf 5 % der WL-Patienten zutraf.
Die Ergebnisse legen nahe, dass Metakognitive Therapie eine vielversprechende Behandlung für Depression ist. Kontrollierte zukünftige Studien sollten MCT mit anderen aktiven Behandlungen vergleichen, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Norwegian University of Science and Technology, Frontiers in Psychology – DOI: 10.3389/fpsyg.2017.00031; April 2017
Update: Eine randomisierte kontrollierte Studie zur metakognitiven Therapie bei Depressionen: Analyse des 1-Jahres-Follow-up
24.10.2019 Eine in Frontiers in Psychology veröffentlichte randomisierte kontrollierte Studie untersuchte die Wirksamkeit der metakognitiven Therapie bei unipolarer Depression im Vergleich zu Patienten auf der Warteliste (s. ursprüngliche Studie).
Wirksamkeit nach einem Jahr
34 Patienten nahmen an der einjährigen Nachuntersuchung teil. Basierend auf der Intent-to-Treat-Gruppe und allen Patienten wurden 67% als in Remission eingestuft, 13% verbessert und 20% blieben nach einem Jahr unverändert.
In der Komplettstichprobe erholten sich 73%, 12% verbesserten sich und 15% blieben unverändert. Fünf der 31 Patienten (13%), die sich bei der Nachbehandlung in Remission befanden, wiesen nach einem Jahr einen Rückfall auf.
Innerhalb der Gruppe waren die Effektgrößen groß in Bezug auf eine Symptomlinderung bei Depression (d = 2,09) und Angst (d = 1,16) nach einem Jahr.
Grübeln, Sorgen und metakognitive Überzeugungen
Das Behandlungsansprechen war mit einer Verringerung des Grübelns, der Sorgen und der metakognitiven Überzeugungen verbunden, wie sie durch das metakognitive Modell vorhergesagt wurden, jedoch konnte die Verringerung der Metakognitionen auch unabhängig die Verringerung der Depressionen von der Vorbehandlung bis zum einjährigen Follow-Up prognostizieren.
Metakognitive Therapie wirkt besser als andere Behandlungen, um Denkprozesse wie Grübeln, sich ängstigen und falsche Bewältigungsstrategien zu reduzieren, schreiben die Psychologen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit der Behandlung auch nach einem Jahr Follow-up stabil sind, schließen die Studienautoren um Odin Hjemdal vom Fachbereich für Psychologie der Norwegian University of Science and Technology, Trondheim, Norway. Längerfristige Studien sollten folgen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychology – https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.01842
Vergleich: Metakognitive Therapie versus Kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung von depressiven Störungen
14.05.2020 Eine in Scientific Reports veröffentlichte Studie verglich die Wirksamkeit der sogenannten Metakognitiven Therapie (MCT) bei der Behandlung von depressiven Störungen im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie (KVT; dem derzeitigen Goldstandard bei der psychologischen Behandlung von Depressionen).
Wirksamkeit; Genesung
In der in Kopenhagen durchgeführten Studie führte KVT zu einer 52%igen Genesung am Ende der Behandlung, während MCT bei 74% der Patienten zur Genesung führte.
Nach einer Nachbeobachtungszeit von 6 Monaten galten 56% der mit KVT behandelten Patienten mit Depressionen als genesen; bei den Patienten, die die Metakognitive Therapie erhielten, waren es 74%.
Der Schwerpunkt der beiden Behandlungen ist unterschiedlich: Metakognitive Therapie zielt darauf ab, grundlegende mentale Regulationsprozesse zu verändern, die verzerrt worden sind, während die KVT darauf abzielt, Gedankeninhalte zu modifizieren und viel mehr auf klinischer Beobachtung beruht, schreiben die Wissenschaftler um Professor Adrian Wells von der Universität Manchester.
Den Patienten mit Depressionen in der Studie erhielten bis zu 24 KVT-Sitzungen oder 24 MCT-Sitzungen; 174 Patienten wurden randomisiert entweder einer KVT (89) oder einer MCT (85) zugewiesen.
Die Behandlung erfolgte vis-à-vis mit ausgebildeten klinischen Psychologen. Die durchschnittliche Anzahl der Sitzungen betrug 6,7 für die KVT und 5,5 für die MCT.
Nicht nur bei Depressionen anwendbar
Die Forscher glauben, dass MCT einfacher anzuwenden sein könnte, da es über einen Kernsatz von Prinzipien verfügt, die auf viele Arten von Störungen angewendet werden können und nicht von der Realitätsprüfung verschiedener negativer Gedanken abhängt.
Stattdessen hilft sie den Patienten, die Prozesse des sich wiederholenden negativen Denkens und der Sorgen zu reduzieren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Scientific Reports – https://doi.org/10.1038/s41598-020-64577-1
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