- Transkranielle Gleichstromstimulation + SSRI bei klinischer Depression effektiv
- Vergleich zwischen tDCS und AD
- Nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren zur Behandlung der Depression. Transkranielle Gleichstromstimulation als Zusatzbehandlung zu selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern bei Erwachsenen mit schwerer depressiver Störung
- Weitere News dazu
Transkranielle Gleichstromstimulation + SSRI bei klinischer Depression effektiv
12.02.2013 Bei Antidepressiva-freien Patienten mit klinischer Depression ist die Behandlung mit transkranieller Gleichstrom-Stimulation (transcranial direct current stimulation – tDCS) plus dem SSRI Sertralin wirksamer als eine der Behandlungen allein laut einer online am 6. Februar in JAMA Psychiatry herausgegebenen Studie.
Transkranielle Gleichstromstimulation,
schon 1871 von Beard and Rockwell praktiziert.
tDCS und Sertralin
Andre R. Brunoni, M.D., Ph.D. von der Universitätsklinik in São Paulo, Brasilien und Kollegen teilten 120 Patienten mit Major Depression (die keine Antidepressiva einnahmen) zufällig Behandlungsgruppen zu:
- Gruppe, die vorgeblich transkranielle Gleichstromstimulation bekam, aber tatsächlich nicht erhielt + Placebo;
- Gruppe, ebenfalls vorgetäuschte tDCS + Sertralin,
- Gruppe, die tatsächlich aktive transkranielle Gleichstromstimulation erhielt + einem Placebo;
- Gruppe, die tatsächlich aktive tDCS und Sertralin erhielt.
Transkranielle Gleichstromstimulation schnitt gut ab
Die Forscher stellten mit Hilfe der Montgomery-Asberg Depression Rating Scale fest, dass die aktive tDCS + Sertralin Gruppe bedeutend besser als die anderen Gruppen abschnitt.
Die durchschnittlichen Unterschiede betrugen 5,9 bis 11,5 mit einer Differenz von mindestens drei als klinisch relevant betrachteten Punkten.
Die transkranielle Gleichstromstimulation + Placebo sowie die vorgetäuschte tDCS und Sertralin Gruppen hatten eine ähnliche Wirksamkeit, während die Verwendung von tDCS plus Placebo (aber nicht die vorgetäuschte tDCS plus Sertralin) der vorgetäuschten tDCS plus Placebo überlegen war.
Nebenwirkungen von transkranieller Gleichstromstimulation
Es traten jedoch Episoden von Manie oder Hypomanie bei einigen in der aktiven tDCS + Sertralin Gruppe auf. Hautrötungen auf der Kopfhaut trat signifikant häufiger auf als in der aktiven tDCS Gruppe; andere übliche Nebenwirkungen unterschieden sich nicht bedeutend zwischen den Interventionen.
„Zusätzlich zur Bestätigung der klinischen Wirksamkeit von transkranieller Gleichstromstimulation und der Demonstration, dass tDCS eine ähnliche Wirkung wie Sertralin auf die Depression bei antidepressivafreien Patienten hat, beobachteten wir, dass tDCS und Sertralin gemeinsam eine größere Reaktion hervorriefen, als wenn sie allein verabreicht wurden. Das gesteigerte Risiko für Manie oder Hypomanie sollte aber berücksichtigt werden“, schlossen Brunoni und Kollegen.
Quelle: JAMA Psychiatry, Feb. 2013
Vergleich zwischen tDCS und Antidepressivum
31.08.2017 Eine neue Studie verglich die Wirksamkeit des Antidepressivums Escitalopram mit der elektrischen Stimulation von Hirnarealen mit geringer Intensität – der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS), die als vielversprechende Alternative zur Behandlung mit Antidepressiva gilt – bei depressiven Patienten.
Das Forscherteam um André Brunoni, Professor an der Psychiatrischen Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität São Paulo, teilte 245 Patienten mit Depressionen zufällig drei Gruppen zu.
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- Eine Gruppe erhielt tDCS plus einem oralen Placebo,
- die zweite Gruppe erhielt eine tDCS-Placebobehandlung plus Escitalopram und
- die dritte Gruppe erhielt eine vorgetäuschte tDCS-Behandlung plus einem oralen Placebo.
Die tDCS-Behandlung wurde in 30-minütigen Sitzungen an 15 aufeinanderfolgenden Wochentagen durchgeführt, gefolgt von sieben Wochen mit je einer Sitzung. Escitalopram wurde in einer Dosis von 10 mg pro Tag verabreicht für drei Wochen und 20 mg pro Tag für weitere sieben Wochen.
Unterlegenheit von tDCS
Die Forscher definierten die Nicht-Unterlegenheit der elektrischen Stimulation im Vergleich zum Antidepressivum mit mindestens 50%, was bedeutet, dass tDCS mindestens halb so wirksam wie das Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sein müsste – aber dies war nicht der Fall, sagte Brunoni.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Behandlung mit tDCS tatsächlich nicht mal halb so wirksam war wie Escitalopram bei der Linderungs der Depressionssymptome, und sie kamen zu dem Schluss, dass eine transkranielle Stimulation nicht als Erstlinientherapie für die Behandlung von klinischer Depression empfohlen werden kann.
Das Antidepressivum ist leichter zu verabreichen und viel effektiver, schreiben die Forscher im Fachblatt New England Journal of Medicine. Andererseits hat tDCS in ihren bisherigen Studien besser abgeschnitten als Placebo.
Laut der Studie hatten die Patienten unter der transkraniellen Gleichstromstimulation öfter Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Tinnitus (Klingeln in den Ohren) und Nervosität als die der beiden anderen Gruppen. Es kam in der tDCS-Gruppe bei zwei Patienten zu einem erstmaligen Auftreten von Manie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität São Paulo; New England Journal of Medicine; Aug. 2017
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