14.01.2014 Millionen Patienten werden nicht benötigte Medikamente verschrieben, weil Ärzte zu oft eine Depression diagnostizieren, sagen Experten.
Antidepressiva gegen ’normale‘ Probleme
So schreibt der Professor of Primary Medical Care von der Liverpool University Chris Dowrick in seinem neuen Bericht, dass Antidepressiva oft Menschen verordnet werden, die unter einer vorübergehenden Schlaflosigkeit leiden oder einfach traurig sind, weil sie den Tod einer nahestehenden Person betrauern, oder ein anderes „normales“ vorübergehendes menschliches Problem haben.
An die fünf Millionen Menschen haben allein im Vereinigten Königreich die Diagnose Depression bekommen, und Dr. Dowrick glaubt, dass die Hälfte fehldiagnostiziert sein könnte.
Er sagt, dass eine Depressionsdiagnose für Ärzte ein leichter Weg sei, die Ungewissheit hinsichtlich der Symptome zu überwinden, besonders da man einfach eine leicht verfügbare Pille zur Behandlung einsetzen kann.
Gefahren
Und deshalb warnt der Experte: „Diese Tabletten haben nur einen kleinen oder gar keinen Effekt bei Menschen mit leichter Depression, oder wenn man einfach traurig ist; aber Antidepressiva haben Nebenwirkungen. Und wir sehen dadurch Patienten, die dann auf diese Medikamente angewiesen sein werden, obwohl sie sie nicht brauchen.“
Sein im British Medical Journal veröffentlichter Bericht hatte u.a. festgestellt, dass, obwohl die Prävalenz depressiver Störungen in Großbritannien und den USA stabil ist, die Diagnoseraten deutlich gestiegen sind. In England sind die Antidepressiva-Verschreibungen um 10 Prozent pro Jahr zwischen 1998 und 2010 gestiegen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Liverpool University, Jan. 2014
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