Hypochondrie
Psychologie-Lexikon – Somatoforme Störungen
Definitionen
Definition: Ein Hypochonder (veralt.: Hypochondriacus, Hypochondrist) ist ein eingebildeter Kranker; jemand, der eine krankhafte Angst vor Krankheiten hat, s.a. Pathophobie. Anders als der Simulant heuchelt der Hypochonder seine Erkrankung aber nicht, sondern er glaubt wirklich an seine Krankheitssymptome bzw. seine Erkrankung, an seine Angst, krank zu werden (Erfahrungen).
Jedoch lassen sich beim Hypochonder normalerweise ebensowenig organische Ursachen für seine Krankheiten finden wie beim hysterischen Kranken. Der an Hypochondrie Erkrankte möchte Zuwendung und Liebe, die er anders nicht glaubt bekommen zu können.
Definition: Hypochondriacus bzw. Hypochondrist sind veraltete Bezeichnungen für den Hypochonder. Hypochondrie ist eine psychische Störung, genauer eine somatoforme Störung, bei der der Betroffene glaubt, krank zu sein, ohne dass es feststellbare Befunde gibt. Der Hypochondriacus, Hypochondrist, anders als der am Münchhausen-Syndrom Erkrankte, der seine Krankheiten bewusst vortäuscht, glaubt wirklich, dass er krank ist.
Besondere Formen der Hypochondrie
- Parasitosis: Person glaubt, in ihr würden Parasiten leben;
- Bromosis (lat. bromus ‚Gestank‘): Person glaubt, sie würde stinken;
- Dysmorphophobia: Person glaubt, sie ist missgebildet oder sehr hässlich (siehe Dysmorphophobie).
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880:Der Hypochonder ist bald curirt, wenn ihn das Leben recht cujonirt.
Dr. Theod. Mayenne, Leibarzt englischer Könige, verordnete den Hypochondristen eine Salbe zum Einreiben, die aus Ottern, Regenwürmern, jungen Wölfen, Schweinefett, Ochsenknochen, Hirschmark und Fledermäusen bereitet war.
Die Angst, die nach der Herzuntersuchung (wieder) hochkommt
05.11.2014 Eine aktuelle deutsche Studie sagt, dass sehr viele Menschen nach einem Check auf koronare Erkrankungen weiterhin Symptome wie Brustschmerzen haben, obwohl keine Herzerkrankung festgestellt wurde.

Bild: Gerd Altmann (pixabay)
Die Befunde zeigten, dass Untersuchungen auf Herzkrankheiten die Angst eines (hypochondrischen) Patienten verschlimmern und diese Symptome auslösen können.
Die in der Zeitschrift Open Heart veröffentlichte Studie enthielt 253 Menschen, die über Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und Herzklopfen klagten, doch die Koronarangiographie (invasives Verfahren, das Röntgenbilder des Herzens macht) konnte keine koronare Herzkrankheit feststellen.
Die Forscher bemerkten, dass etwa 20% der Menschen mit Brustschmerzen kein offensichtliches Zeichen einer koronaren Herzerkrankung hatten, und ihre Symptome wahrscheinlich keine organische Ursache hätten.
„Aber es ist nicht immer klar, wer diese Patienten sind, und sie ließen oft umfangreiche und teure Tests machen, um herauszufinden, dass mit ihren Herzen alles in Ordnung ist“, schreiben die Forscher von der TU Dresden.
Vor der Angiographie berichteten etwa 10% der Patienten über schwerwiegende und 25% über gemäßigte Symptome. Nach der Angiographie hatten 2/3 der Patienten immer noch Symptome – bis zu anderthalb Jahre lang.
Verglichen mit Menschen in der allgemeinen Bevölkerung, waren die Patienten in der Studie im Allgemeinen ängstlicher, hatten ein höheres Niveau an Herz-fokussierter Angst und eine geringere Lebensqualität.
Auch litten die Patienten zu 68% wahrscheinlicher unter einer Hypochondrie und zu 120% wahrscheinlicher unter einer Somatisierungsstörung (physische Symptome, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Krankheit zurückführen lassen).
Die Wissenschaftler rieten, bei Patienten mit Symptomen, bei denen keine Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit gefunden werden, sollten Tests auf eine psychische Erkrankung gemacht werden. Dies könnte teure und potentiell invasive Tests vermeiden helfen, und Patienten, die unter einer Somatisierungsstörung oder Hypochondrie litten, wichtige psychologische Hilfe ermöglichen.
© PSYLEX.de – Quelle: Open Heart / TU Dresden, November 2014
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