- Instrumentelle Gewalt und kriminelles Verhalten
- Unterschiede zwischen kriminellen und nicht-kriminellen Psychopathen
- Verbindung mit Wirtschaftskriminalität
- Psychopathen sind eher Mörder
- Weitere News, Forschung
Instrumentelle Gewalt: Psychopathie und kriminelles Verhalten
Dr. Daniel Boduszek von der Universität Huddersfield hat in der Zeitschrift Journal of Criminal Psychology einen Artikel mitverfasst, der die Beziehung zwischen Psychopathie und kriminellen Verhaltensmustern analysiert.
Das Papier liefert eine kritische Überprüfung der Literatur zur Psychopathie mit einem besonderen Fokus auf die neuere Forschung, die die Beziehung zwischen dieser Persönlichkeitsstörung und verschiedenen Formen strafbaren Verhaltens untersucht.
Die Ergebnisse substantieller empirischer Forschungsergebnisse sagen, dass Psychopathie ein robuster Prädiktor (Vorhersagevariable) kriminellen Verhaltens und für Rückfälligkeit ist. Weiterhin gibt es eine beträchtliche Unterstützung für die Behauptung, dass die von Psychopathen begangene Gewalttätigkeit instrumenteller (strategisch geplanter) ist als die von anderen Tätern.
Andere Forschungsergebnisse sagen dazu, das diese häufigere Verwendung instrumenteller Gewalt bei psychopathischen Tätern durch die interpersonal-affektiven Persönlichkeitseigenschaften der Psychopathen verursacht wird, und nicht durch die Impulsiv-antisozialen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Huddersfield, Journal of Criminal Psychology, Juni 2013
Unterschiede zwischen kriminellen und nicht-kriminellen Psychopathen
09.08.2016 Eine im Fachblatt Social Cognitive and Affective Neuroscience veröffentlichte Studie der Radboud Universität untersuchte, ob es sichtbare Unterschiede zwischen den Gehirnen von Psychopathen und Nicht-Psychopathen, und kriminellen Psychopathen und nicht-kriminellen gibt.
Belohnungszentrum stärker aktiviert
Sie testeten 14 verurteilte Psychopathen und 20 nicht-kriminelle Personen (von denen die Hälfte hoch auf einer Psychopathie-Skala abschnitt), während sie im MRT-Scanner lagen.
Alle Versuchsteilnehmer mit psychopathischen Tendenzen schienen äußerst empfänglich für Belohnungen zu sein, doch ein wichtiger Unterschied zwischen kriminellen und nicht-kriminellen Psychopathen war, dass die kriminellen zusätzlich einen ausgeprägten Mangel an Selbstbeherrschung zeigten.
Deshalb ist das Hauptmerkmal eines psychopathischen Verbrechers ein starker Fokus auf Belohnung gepaart mit einem Mangel an Selbstdisziplin laut den Forschern vom Donders-Institut und dem Fachbereich für Psychiatrie am Radboud University Medical Center.
Bild: Gerd Altmann
Die Forscher beobachteten, dass das Belohnungszentrum in den Gehirnen von Personen mit psychopathischen Persönlichkeitszügen – sowohl kriminell als auch nicht-kriminell – deutlich stärker aktiviert war als bei den Teilnehmern ohne psychopathische Charakterzüge, sagte Forscher Dirk Geurts.
Wenig Selbstbeherrschung und sensitiv für Belohnungen
Ein weiterer interessanter Unterschied zwischen nicht-kriminellen Personen mit multiplen psychopathischen Persönlichkeitsmerkmalen und kriminellen Personen mit psychopathischen Charakterzügen lag in der Kommunikation zwischen dem Belohnungszentrum und einem Gebiet in der Mitte des Prosencephalons (Vorderhirn). Eine gute Kommunikation zwischen diesen beiden Gebieten weist auf Selbstdisziplin, sagte Geurts.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Tendenz, ein Verbrechen zu begehen, aus der Kombination eines starken Belohnungsfokus und einer geringen Selbstdisziplin herrührt. Dies ist das erste Forschungsprojekt, in dem wirklich verurteilte Verbrecher untersucht wurden“, sagte er.
Vorhersagevariablen kriminellen Verhaltens
Psychopathie besteht aus mehreren Elementen, einschließlich eines Mangels an Empathie und emotionaler Beteiligung sowie impulsiven und stark antisozialen, egozentrischen Verhaltensweisen.
Besonders die letzten Charakterzüge scheinen mit einem übermäßig sensitiven Belohnungszentrum verbunden zu sein. Die Anwesenheit impulsiver und antisozialer Persönlichkeitsmerkmale sagt kriminelles Verhalten genauer voraus als ein Mangel an Empathie, sagte Robbert-Jan Verkes, Professor der Psychiatrie und Forschungskoordinator.
Während die Ursache dieser Gehirnabnormitäten teilweise erblich sein kann, ist es wahrscheinlicher, dass Missbrauch und starker Stress während der formenden Jahre eine bedeutende Rolle spielen. Anschlussstudien werden mehr Auskunft geben.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Radboud Universität, Social Cognitive and Affective Neuroscience – doi: 10.1093/scan/nsw040; August 2016
Psychopathie und Wirtschaftskriminalität
18.07.2017 Psychopathische Charaktereigenschaften sind laut einer aktuellen Studie mit wirtschaftskriminellen Verhaltensweisen verbunden.
Zur Wirtschaftskriminalität haben die Wissenschaftler in zwei Umfragen die Einstellungen zu Bilanzmanipulation und Insiderhandel erfasst. Es zeigte sich, dass Personen mit einer ausgeprägteren ‚Kaltherzigkeit‘ und einem manipulativen Egoismus eine höhere Bereitschaft für ein kriminelles Handeln zeigten.
Kann man Menschen mit diesen Persönlichkeitseigenschaften frühzeitig erkennen?
Psychopathen in Nadelstreifen
Bild: Gerd Altmann
Psychopathen in Nadelstreifen sind laut Studienautor Professor Dr. Volker Lingnau von der Technischen Universität Kaiserslautern Personen, die „durchaus individuell erfolgreich und vielfach in leitenden Positionen in Unternehmen arbeiten, allerdings hochgradig egoistisch, skrupellos, manipulativ und empathielos agieren“. Die Forscher interessierten sich besonders für diese persönlichkeitsgestörten Menschen, da den Unternehmen durch sie schwere Schäden entstehen können.
Bei 469 Personen wurden die psychopathischen Tendenzen erfasst und deren Einstellung gegenüber Bilanzmanipulation und Insiderhandel als klassischen Vertretern wirtschaftskriminellen Handelns erfragt.
Unternehmenspsychopathen
Laut den Wissenschaftlern muss man ‚Unternehmenspsychopathen‘ von den ‚klassischen‘ Psychopathen aus Film und Fernsehen unterscheiden. Während die klassischen eher mit körperlicher Gewalt und Kriminalität in Verbindung gebracht werden, sind Unternehmenspsychopathen oft auf den ersten Blick unauffällig oder auch ‚erfolgreich‘, wobei diese sogenannten ‚Faktor-1-Psychopathen‘ ihre dunklen Persönlichkeitszüge verbergen können.
Doch sie können eine große Gefahr für ihre Unternehmen darstellen, da sie ‚kalt‘ lügen und manipulieren können, schreiben die Forscher im Fachblatt Journal of Business Economics.
Die Studienbefunde zeigen, dass die ‚dunklen‘ Persönlichkeitsmerkmale der Unternehmenspsychopathen deutlich die beiden untersuchten Arten der Wirtschaftskriminalität prognostizierten.
„Besonders aussagekräftig waren hierbei die beiden Faktoren Kaltherzigkeit und der sogenannte Machiavellistische Egoismus, der sich durch besondere Rücksichtslosigkeit und manipulative Fähigkeiten auszeichnet. Beide Persönlichkeitsfaktoren können somit als absolute Risikofaktoren gesehen werden und sollten zum Beispiel bei Einstellungstests berücksichtigt werden“, schreibt Lingnau.
Identifikation und Gegenmaßnahmen
Auch legen die Befunde nahe, dass Unternehmenspsychopathen aufgrund ihrer sozialen / empathischen Inkompetenz auffällig werden – früher oder später; und eine „entsprechende Schulung der Kollegen“ kann nützlich sein, diese Menschen früher zu identifizieren.
Die Wissenschaftler vermuten auch, dass neue Belohnungssysteme den Aufstieg für Menschen mit starken psychopathischen Tendenzen schwerer oder weniger attraktiv machen können.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Technische Universität Kaiserslautern, Journal of Business Economics – doi:10.1007/s11573-017-0864-6; Juli 2017
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