Psychische Störungen, Krankheiten, Erkrankungen:
Herzfrequenz, Blutdruck
Klinische Psychologie – psychische Krankheitsbilder
Hoher Ruhepuls und Blutdruck verbunden mit späteren psychischen Erkrankungen
01.11.2016 Ein hoher Ruhepuls des Herzens und ein hoher Blutdruck im jungen Alter sagen eine erhöhte Anfälligkeit für Angststörungen, Schizophrenie und Zwangsstörungen später im Leben voraus laut einer im Fachblatt JAMA Psychiatry publizierten Studie der Universität Helsinki und des Karolinska Institutet.
Die Verbindungen zwischen Ruhepuls (Herzschlagfrequenz in Ruhe), Blutdruck und psychiatrischen Störungen wurden über die analysierten Daten von mehr als einer Million schwedischen Männern bei der Musterung (durchschnittliches Alter 18,3 Jahre) untersucht.
Bild: OpenClipart-Vectors
Anomalien bei Herzfunktion und Blutdruck
In früheren Studien konnte bereits demonstriert werden, dass viele psychische Störungen mit Anomalien der Herzfunktion und des Blutdrucks verbunden sind.
Herzrate und Blutdruck werden durch das autonome Nervensystem (auch vegetatives Nervensystem genannt) reguliert, das die grundlegenden Funktionen des Körpers kontrolliert. Es hat vorher keine umfassende Forschungsarbeiten darüber gegeben, ob Diskrepanzen in der Funktion des autonomen Nervensystems dem Beginn von psychischen Krankheiten vorangehen könnten.
Schizophrenie, Zwangs- und Angststörungen
Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass Männer mit einem Ruhepuls von mehr als 82 Schlägen pro Minute (während der Musterung) ein um 69 % größeres Risiko hatten, später mit einer Zwangsstörung diagnostiziert zu werden als Männer, deren Ruhepuls des Herzens niedriger war als 62 Schläge pro Minute.
Die Wahrscheinlichkeit für Schizophrenie nahm um 21 % und für Angststörungen um 18 % zu.
Ähnliche Verbindungen konnten beim systolischen / diastolischen Blutdruck beobachtet werden.
Substanzmissbrauch und Gewaltverbrechen
Die Studie berücksichtigte mehrere Faktoren, die zu dieser Verbindung betragen könnten, wie BMI, sozioökonomischer Status, ethnischer Hintergrund, kognitive Fähigkeiten sowie körperliche Fitness. Jedoch waren diese Faktoren für den Zusammenhang zwischen psychiatrischen Erkrankungen und Herzrate oder Blutdruck nicht allein verantwortlich. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 32 Jahre.
Die Studie zeigt auf der anderen Seite auch, dass eine niedrige Herzrate und ein geringerer systolischer Blutdruck mit einem erhöhten Risiko für Substanz-Missbrauch (Drogenmissbrauch) und Verurteilungen aufgrund Gewaltverbrechen verbunden waren.
Rolle des autonomen Nervensystems?
Diese Ergebnisse sind interessant, weil sie neue Informationen über die Rolle des vegetativen Nervensystems bei psychiatrischen Störungen geben, erklärte Studienleiter Antti Latvala vom Fachbereich für Psychologie.
Der Psychologe weist darauf hin, dass die dieser Verbindung zugrundeliegenden Mechanismen sehr viel mehr Forschungsarbeiten erfordern.
Die Beobachtungen legen nahe, dass Unterschiede in den physiologischen Reaktionen – wie Stress-Reaktionen – mit der Gefahr für psychische Erkrankungen verbunden sind. Es ist auch bekannt, dass psychiatrische Krankheiten mit einer erhöhten Gefahr für kardiovaskuläre Krankheiten verknüpft sind. Die Ergebnisse öffnen neue Möglichkeiten, um diese Zusammenhänge zu untersuchen, sagte Latvala.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Helsinki, Karolinska Institutet – DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2016.2717; Okt. 2016
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