Psychose: Bewegungsmangel, körperliche Aktivität

Psychose: Bewegungsmangel, körperliche Aktivität

Psychotische Erkrankungen

Zu wenig Bewegung / körperliche Aktivität bei Psychotikern

30.08.2016 Laut einer in Schizophrenia Bulletin veröffentlichten Forschungsstudie des King’s College London, neigen Menschen mit einer diagnostizierten Psychose zu einem Lebensstil mit eingeschränkter körperlicher Aktivität, weniger Sport im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung.

Risisko für kardiovaskuläre Erkrankungen

Personen mit Psychose sterben durchschnittlich ein Jahrzehnt früher und die Todesursachen sind meist mit kardiovaskulären Krankheiten verbunden. Da ein aktiver Lebensstil ebenso wirksam ist bei der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen wie Medikamente (Statine), wollten die Forscher herausfinden, ob Psychotiker sich ausreichend körperlich bewegten.

Die Forscher analysierten die Daten der World Health Survey mit 204.186 Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren aus 46 Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen geteilt:

  • Personen mit einer Psychose-Diagnose,
  • Personen mit psychotischen Symptomen, aber ohne Diagnose und
  • eine Kontrollgruppe (Teilnehmer ohne Diagnose und ohne Symptome in den letzten 12 Monaten).

Moderate körperliche Aktivität

Die Teilnehmer lebten zu Hause und wurden gefragt, ob ihre körperliche Aktivität den von der Weltgesundheitsorganisation etablierten Standards entsprachen: mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität von moderater Intensität in der Woche: darunter fallen z.B. Spazierengehen, Haushaltsarbeiten, Gartenarbeiten, Fahrradfahren oder Sport.

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Bild: Pavlofox

Die Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmer mit Psychose im Durchschnitt weniger körperlich aktiv waren im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Männer bewegten sich zu wenig

Als sich die Forscher nur die Männer anschauten, zeigte sich, dass diejenigen mit Psychose mehr als doppelt so wahrscheinlich das empfohlene Standard-Niveau körperlicher Bewegung nicht erreichten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Frauen mit Psychose zeigten keinen relativen Bewegungsmangel zur Kontrollgruppe.

Die Studie zeigte jedoch auch, dass psychoseähnliche Symptome ohne die Diagnose einer schweren psychischen Störung nicht mit Bewegungsmangel verbunden waren.

Psychotiker haben ein sehr großes Risiko für kardiovaskuläre Probleme und sterben infolgedessen früher, sagte Dr. Fiona Gaughran.

Da körperliche Aktivität ein wichtiger Schutzfaktor für kardiovaskuläre Krankheiten ist, weist die Entdeckung der ausgeprägteren Inaktivität von Männern mit Psychose darauf, dass sie den größten Nutzen aus der Förderung der körperlichen Aktivität und Verringerung der sozialen Isolation hätten, sagte sie.

Mögliche Ursachen, Gründe

Aber es ist noch unklar, warum Männer mit Psychose sich so wenig bewegen. Möglicherweise verursacht der normalerweise frühere Beginn der Krankheit bei Männern und dessen Aspekte oder die Behandlung der Symptome auch eine frühere Veränderung des Lebensstils; Schuld könnten z.B. sein: Negativsymptomatik bzw. fehlende Motivation, sedierende Medikamente oder Krankenhausaufenthalte, sagte sie.

Die potenziellen Barrieren für körperliche Aktivität untersuchend, fanden die Forscher, dass Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, Depression und kognitive Beeinträchtigungen eine geringe körperliche Aktivität bei den Menschen mit Psychose erklärten.

Das Verstehen und die Überwindung dieser Hindernisse können eine wichtige Strategie sein, um Psychotikern zu helfen, aktiver zu sein, und damit ihr Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten zu reduzieren, sagte Koautor Dr. Brendon Stubbs.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London, Schizophrenia Bulletin – DOI: 10.1093/schbul/sbw111; August 2016

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