PTBS und die Amygdala

Amygdala-Aktivität prognostiziert posttraumatische Belastungsstörung

09.06.2017 Die Aktivitätswerte der emotionalen Gehirnfunktion (in der Amygdala) nach einem akuten Trauma können bei der Vorhersage helfen, ob jemand eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln wird.

Studienautor Dr. Kerry Ressler von der Emory Universität berichtet im Fachblatt Biological Psychiatry über eine Verknüpfung zwischen der Aktivität zweier wichtiger – an der Emotionsregulation beteiligten – Gehirnregionen:

  1. der Amygdala, auch Corpus amygdaloideum oder Mandelkern genannt, und
  2. dem anterioren cingulären Cortex (ACC),

kurz nach dem Trauma und Symptome von PTBS, die im folgenden Jahr auftraten.

Potenzieller Biomarker

Diese Studie legt einen neuen potenziellen Biomarker für PTBS nahe und hebt wichtige Aufgabengebiete für bildgebende Verfahren zur Untersuchung des Gehirns in der PTBS-Forschung hervor, schreiben die Forscher.

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Bild: Markiert ist eine der beiden Amygdalae

Die Suche nach solchen frühen biologischen Markern einer verschlechterten Genesung ist sehr wichtig, denn sie erlauben es herauszufinden, welche Menschen am meisten direkt nach einem Trauma gefährdet sind. So können Behandlungen noch vor dem Beginn von Erkrankungen wie Posttraumatischer Belastungsstörung oder Depression begonnen werden, sagte Studienautorin Dr. Jennifer Stevens.

In der Studie setzen Stevens und Kollegen funktionelle Magnetresonanztomographie zur Messung der Hirnaktivität bei 31 Personen etwa einen Monat nach einem traumatischen Vorfall ein.

Amygdala und anteriorer cingulärer Cortex

Die Traumata rührten von Ereignissen wie Autounfällen oder sexuellen Angriffen her. Während die Teilnehmer Bilder von ängstlichen Gesichtern anschauten, maßen die Forscher die neuronale Aktivität in Amygdala und ACC (einer Hirnregion, die die Amygdala-Funktion reguliert) und wie sich die Aktivität im Laufe der Zeit bei wiederholten Betrachtungen verändert. Selbstberichtete PTBS-Symptome wurden 1, 3, 6 und 12 Monaten nach dem Trauma erfasst.

Teilnehmer mit einer stärkeren Amygdala-Reaktion auf ängstliche Gesichter hatten eine ausgeprägtere anfängliche Symptomschwere und entwickelten wahrscheinlicher PTBS-Symptome im folgenden Jahr.

Darüber hinaus zeigten diejenigen mit einem stärkeren Abfall der ventralen ACC-Aktivität bei der wiederholten Betrachtung der beängstigenden Bilder – also einer Gewöhnung – eine verschlechterte Tendenz bei der Genesung.

Die Ergebnisse legen nahe, dass die Amygdala-Reaktivität und die Gewöhnung des ventralen ACC an eine Bedrohung die Entstehung von PTBS-Symptomen nach einem Trauma prognostizieren können.

Überaktivität des Corpus amygdaloideum

Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass eine überaktive Amygdala eine der Ursachen für PTBS sein kann, und dass Behandlungen entwickelt werden sollten, die die Amygdala-Reaktivität verringert, sagte Stevens. Zum Beispiel könnte diese Gehirnregion mit Interventionen wie Psychotherapie oder Psychopharmaka, die kurz nach dem Trauma verabreicht werden können, gezielt beeinflusst werden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Emory Universität, Biological Psychiatry – DOI: 10.1016/j.biopsych.2016.11.015; Juni 2017

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