‚Elektro-Pflaster‘ gegen Posttraumatische Belastungsstörung?
02.02.2016 Eine neue in der Zeitschrift Neuromodulation: Technology at the Neural Interface veröffentlichte Studie zeigt, dass eine – durch einen elektrischen Impuls stimulierende – noninvasive Behandlung Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Depression helfen kann.
30 Jahre waren im Durchschnitt seit den traumatischen Ereignissen vergangen, die sie deprimiert, verängstigt, reizbar, hypervigilant, schlaflos und für Albträume anfällig zurückgelassen haben.
Bild: George Hodan
Für 12 Patienten in einer Pilotstudie der University of California (Los Angeles) – Opfer von Vergewaltigung, Autounfällen, häuslicher Gewalt oder anderen Traumata – konnte ein Pflaster auf der Stirn eine beträchtliche Entlastung der Folgen ihrer posttraumatischen Stressstörung bieten.
Trigeminal Nerve Stimulation (eTNS)
Bei der Behandlungstechnik – external trigeminal nerve stimulation (eTNS), etwa: Externale Trigeminus-Nervenstimulation; im Deutschen aber einfach als Trigeminus-Stimulation bezeichnet – wurde die Vorrichtung jede Nacht für 8 Wochen benutzt. Die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich und es kam zu bedeutenden Verbesserungen bei den mit PTBS und Depression verbundenen Symptomen.
TNS ist eine neue Form der Neuromodulation, bei der externe Energiequellen verwendet werden, um subtile Korrekturen der elektrischen Nervenbahnen im Gehirn zu erreichen. Manchmal werden im Körper implantierte Geräte verwendet, zunehmend werden aber externe Geräte verwendet.
Der Ansatz wird immer beliebter bei Arzneimittel-resistenten neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen.
Während die behandelte Person schläft, sendet die TNS Strom von einer 9 Volt-Batterie über das Pflaster auf der Stirn in das Gehirn. Die Elektroimpulse gelangen so in Gehirnregionen, die für die Regulation von Stimmung, Verhalten und Kognition – Amygdala und medialer präfrontaler Cortex – und des autonomen Nervensystems zuständig sind. Frühere Forschungsarbeiten haben eine anormale Aktivität in diesen Bereichen des Gehirns bei PTBS-Betroffenen gezeigt.
Erfolgreich bei Behandlungsresistenz
Für die vor kurzem beendete Studie rekrutierten die Forscher Personen mit chronischer PTBS und schwerwiegenden Depressionen, die bereits mit Psychotherapie, Medikamenten oder einer Kombination behandelt worden waren. Während sie ihre normale Behandlung fortsetzten, trugen die Freiwilligen das Pflaster in der Nacht.
Der Schweregrad der PTBS-Symptome der Teilnehmer fiel im Durchschnitt um mehr als 30 Prozent, und der Schweregrad ihrer Depression um mehr als 50 Prozent. Tatsächlich verschwanden bei einem Viertel der Teilnehmer die PTBS-Symptome vollständig. Auch fühlten sie sich eher in der Lage, nun ihre täglichen Aktivitäten zu verrichten.
„Wir reden über Patienten, für die die Krankheit fast zu einem Lebenswandel beigetragen hat“, sagte Studienautor Dr. Andrew Leuchter. „Doch sie sagten: ‚Zum ersten Mal seit Jahren konnte ich durchschlafen‘; oder ‚meine Albträume sind weg‘. Die Wirkung dieses tragbaren Geräts zur Trigeminus-Stimulation war außerordentlich mächtig und setzte schnell ein.“ Weitere Studien wurden bereits gestartet.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of California (Los Angeles), Neuromodulation: Technology at the Neural Interface; Feb. 2016
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