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Kognitive Funktionsstörungen (Denkstörungen) sind oft die ersten Anzeichen
08.11.2016 Menschen mit Schizophrenie leiden nicht nur unter psychotischen Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen, sondern auch unter neurokognitiven Defiziten wie ein schlechtes Gedächtnis und Aufmerksamkeitsproblemen, die oftmals die frühesten Anzeichen sind.
Frühes Warnzeichen in prodromaler Phase
Eine neue im Fachblatt JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie von Psychologen am Beth Israel Deaconess Medical Center fand heraus, dass bestimmte neurokognitive Symptome bzw. Anzeichen sich eher als erstes zeigen und im frühen Hochrisiko-Stadium der Erkrankung – der sogenannten prodromalen Phase – üblich sind.
Bild: Gerd Altmann
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese Defizite als Frühwarnzeichen einer Schizophrenie dienen könnten, sowie als potenzielle Ziele für Interventionen sein könnten, um den Ausbruch einer Psychose zu dämpfen und die kognitiven Funktionen zu verbessern.
Für die Studie sammelten die Forscher neurokognitive Daten von Teilnehmern an acht universitätsbasierten, ambulanten Programmen in den Vereinigten Staaten und Kanada über die Dauer von vier Jahren. Sie verglichen 689 Männer und Frauen mit einem hohen klinischen Risiko für eine sich entwickelnde Psychose mit 264 männlichen und weiblichen gesunden Kontrollen.
Verschlechterung der kognitiven Testwerte
Die Ergebnisse zeigen, dass die Hochrisiko-Teilnehmer deutlich schlechter als die Kontrollgruppe bei allen Maßen abschnitten, die exekutive und visuospatiale Fähigkeiten, Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis, verbale Fähigkeiten und deklaratives Gedächtnis testeten.
Unter diesen Teilnehmern schnitten diejenigen, die später eine Psychose entwickelten, deutlich schlechter als die Hochrisiko-Teilnehmer ab, bei denen keine Psychose im Laufe der Studie ausbrach.
Wer entwickelt eine Schizophrenie
Zurzeit kann das diagnostizierende Fachpersonal nicht bei der Erstdiagnose erkennen, wer von den Patienten schließlich Schizophrenie entwickeln wird, sagte der Studienautor und Psychologe Larry J. Seidman. Der Fokus seiner Gruppe liegt auf dem Erkennen von Frühwarnzeichen und der Entwicklung von Interventionen, um die Chancen einer Person zu verbessern, die Krankheit nicht zu bekommen, sie abzulindern oder aufzuschieben, sagte er.
Ein beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis (die Fähigkeit, Informationen für kurze Zeit zu speichern und sie gleichzeitig zu bearbeiten) und deklaratives Gedächtnis (die Fähigkeit, Dinge abzurufen, die in den letzten wenigen Minuten erfahren wurden) erwiesen sich als die Schlüssel neurokognitiver Funktionen, die sich in der hochrisikoreichen prodromalen Phase vor dem Anfall einer vollen Psychose verschlechterten.
Kognitive Defizite
Diese Ergebnisse, sagte Seidman, bestätigen die Erfahrungen von vielen Schizophrenen, die über plötzliche Probleme beim Lesen, Konzentrieren oder Erinnern an Dinge in den frühsten Tagen der Störung berichten.
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Diese kognitiven Defizite sind die am schwierigsten zu behandelnden Symptome, und dafür verantwortlich, dass etwa 80 Prozent der Menschen mit Schizophrenie nicht arbeiten oder zur Schule gehen können.
Der neue Fokus auf die prodromale Phase und deren Anzeichen, und vielversprechende Ergebnisse eines frühen Eingreifens geben Patienten und ihren Familien eine realere Hoffnung, dass bessere Resultate möglich sind, sagte der Psychologe.
Die Betroffenen können Stimmen hören und trotzdem ganz gut zurechtkommen, aber sie kommen grundsätzlich nicht gut zurecht, wenn ihre Kognition gestört ist, sagte er.
Die Wissenschaftler testen auch eine Reihe von kognitiven Gegenmaßnahmen und Verbesserungen bei den Behandlungen, um ihre Rolle bei der Entwicklung der Krankheit zu bestimmen. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass frühe Interventionen die Anzahl der Menschen verringern kann, die zu einer Schizophrenie übergehen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Beth Israel Deaconess Medical Center, JAMA Psychiatry – DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2016.2479; Nov. 2016
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