MRT-Scan entdeckt ‚biologischen Rost‘ im Gehirn
10.12.2016 Eine zerstörerische chemische Unausgewogenheit im Gehirn kann zu Schizophrenie beitragen laut einer auf der Jahresversammlung des American College of Neuropsychopharmacology in Hollywood, Florida präsentierten Studie der Harvard Medical School.
Mit Hilfe einer neuen MRT-Technik konnten Neurowissenschaftler ein erhöhtes Ausmaß an oxidativem Stress bei Patienten mit Schizophrenie feststellen – im Vergleich zu gesunden Personen und auch verglichen mit Patienten mit Bipolarer Störung.
Reaktive Sauerstoffspezies
Ein hoher Energieverbrauch in den Gehirnzellen führt zur Ansammlung hochreaktiver Sauerstoffspezies wie freie Radikale und Wasserstoffperoxid, sagte der Studienleiter Dr. Fei Du – Professor der Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Harvard Universität.
Reaktive Sauerstoffspezies sind für den Organismus potentiell schädliche Sauerstoffformen, die bei oxidativem Stress und damit bei verschiedenen Krankheiten und auch der Alterung eine krankmachende Rolle spielen, wobei sie bei Proteinen Proteinoxidation und bei Lipiden Lipidperoxidation herbeiführen.
Bei Schizophrenie verursacht übermäßige Oxidation – übrigens auch bei der chemischen Reaktion beteiligt, die Metall rosten lässt – Entzündung und Zellschäden. Jedoch ist das Messen dieses Prozesses im lebenden menschlichen Gehirn schwer.
Puffern exzessiver Oxidantien
Bild: pixel2013 (pixabay)
Fei Du und Kollegen am McLean Krankenhaus maßen den oxidativen Stress mit einer neuartigen Magnetresonanztomographie-Technik. Bei dieser Methode kann der Scanner die Konzentrationen zweier Moleküle erfassen: NAD+ und NADH, die Auskunft darüber geben, wie gut das Gehirn exzessive Oxidantien puffern kann.
Bei 21 Patienten mit chronischer Schizophrenie beobachtete Fei Du ein um 53% erhöhtes Niveau an NADH im Vergleich zu gesunden Personen ähnlichen Alters – was eine erhöhte Aktivität oxidativen Stresses nahelegt.
Ein ähnliches Ausmaß eines erhöhten NADH-Niveaus wurde in neu diagnostizierter Schizophrenie beobachtet, was darauf hinweist, dass es zu einer Störung der Oxydationsbalance schon in den frühen Phasen der Erkrankung kommt.
Leichte Erhöhung bei Bipolarer Störung
Leichtere NADH-Erhöhungen wurden auch bei den Teilnehmern mit Bipolarer Störung festgestellt, die einige genetische und klinische Gemeinsamkeiten mit Schizophrenen teilen, sagte Du.
Die Befunde geben nicht nur neue Einblicke in die Biologie der Schizophrenie, sondern bieten auch einen potentiellen Weg die Wirksamkeit neuer Therapien zu testen. Fei Du hofft, dass diese Arbeit zu neuen Strategien führen wird, die das Gehirn vor oxidativen Stress schützen, und die Gehirnfunktionen bei Schizophrenen verbessern können.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Harvard Medical School, American College of Neuropsychopharmacology; Dez. 2016
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