Ausdauersport lindert Schizophrenie-Symptome
14.08.2016 Sport, genauer aerobes Training, kann Menschen mit Schizophrenie deutlich bei der Reduktion der Symptome ihrer Erkrankung helfen laut einer in Schizophrenia Bulletin publizierten Studie der Universität Manchester.
Die Forscher Joseph Firth, Dr. Brendon Stubbs und Prof. Alison Yung analysierten die Daten von 10 unabhängigen klinischen Studien mit insgesamt 385 Patienten mit Schizophrenie. Es stellte sich heraus, dass sich die Gehirnfunktionen der Patienten nach etwa 12 Wochen aeroben Trainings (Ausdauersport) gebessert hatten.
Aerobes Training
Bild: skeeze
Die meisten Schizophrenen leiden nicht nur unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen (die mit Psychopharmaka behandelt werden), sondern auch noch unter beunruhigenden ‚kognitiven Defiziten‘, einschließlich eines schlechten Gedächtnisses, gestörter Informationsverarbeitung und Konzentrationsmängel.
Die aktuelle Forschung zeigt, dass Patienten, die an aeroben Trainingsprogrammen wie z.B. Laufbändern und Fahrradergometern teilnahmen, während sie weiter ihre Medikamente einnahmen, die Gehirnfunktionen verbessern konnten – im Vergleich zu denjenigen, die allein mit Psychopharmaka behandelt wurden.
Soziale Fähigkeiten, Aufmerksamkeitsspanne, Arbeitsgedächtnis
Die Gehirnfunktionen, die durch das Sporttraining am meisten profitieren konnten, waren die sozialen Fähigkeiten, die Aufmerksamkeitsspanne und das Arbeitsgedächtnis (wieviel Informationen gleichzeitig bearbeitet werden können).
Es gab auch Belege für eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: D.h., einige Studien zeigten, dass Programme mit einem größeren Trainingsaufwand eine größere Fitness erreichten und die größten Effekte auf die kognitiven Funktionen hatten.
Kognitive Defizite
Joe Firth sagte: „Kognitive Defizite sind ein Aspekt der Schizophrenie, der besonders problematisch ist.
Sie behindern die Genesung und beeinflussen negativ die Fähigkeiten der Betroffenen bei Arbeit und in sozialen Situationen. Außerdem können die gegenwärtigen Medikamente nicht die kognitiven Defizite von Schizophrenen erreichen, sagte er.
„Wir suchen nach neuen Wegen, diese Aspekte der Krankheit zu behandeln, und jetzt weist die Forschung zunehmend darauf hin, dass körperliches Training eine Lösung zur Verfügung stellen kann.“
Die Integration von Sport in die Behandlung von Beginn an, kann die Wahrscheinlichkeit langfristiger Beeinträchtigungen durch neurokognitive Defizite, und eine volle, funktionelle Genesung für Patienten erleichtern, sagte Firth.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Manchester, Schizophrenia Bulletin, DOI: 10.1093/schbul/sbw115; August 2016
Aerober Sport reduziert negative Schizophreniesymptomatik
20.06.2018 Eine im Fachblatt Frontiers in Psychiatry veröffentlichte Studie zeigt, dass aerober Sport die Symptome – insbesondere die Negativ-Symptomatik – von Schizophrenie verbessern kann.
Antipsychotika können die Schizophreniesymptome reduzieren, jedoch sind Restsymptome nach einer antipsychotischen Behandlung häufig.
Auswirkungen von körperlicher Bewegung
Die Auswirkungen von körperlicher Bewegung und Sport auf die Symptome schizophrener Patienten unter antipsychotischer Behandlung sind in der Forschungsliteratur nicht eindeutig.
Deshalb wollten Peng-Wei Wang vom psychiatrischen Fachbereich der Kaohsiung Medical Universität in einer randomisierten Fall-Kontroll-Studie die Auswirkungen aeroben Sports auf die Symptome von schizophrenen Patienten, die mit Neuroleptika behandelt wurden, untersuchen.
Insgesamt wurden 33 bzw. 29 mit Antipsychotika wegen schizophrener Störung behandelte Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip in die Gruppe der aeroben Übungen bzw. die Kontrollgruppe zugewiesen.
Die Schwere der schizophrenen Symptome wurde mit der chinesischen Version der Positiv- und Negativ-Syndrom-Skala (PANSS) vor, unmittelbar nach und 3 Monate nach der Intervention in beiden Gruppen gemessen.
Insgesamt haben 24 Teilnehmer (72,7%) in der Sport-Gruppe und 22 (75,9%) in der Kontrollgruppe die Studie abgeschlossen.
Schwere der positiven Symptome
Die Ergebnisse zeigten, dass die Schwere der positiven Symptome und der allgemeinen Psychopathologie in der Sport-Gruppe während der 12 Wochen der Intervention deutlich abnahm, sich aber während der 3-monatigen Nachbeobachtungszeit nicht weiter signifikant veränderte.
Minus-Symptome
Die Schwere der negativen Symptome (auch Minus-Symptome genannt) in der Sport-Gruppe nahm nach 12 Wochen Intervention signifikant ab und ging während der 3-monatigen Nachbeobachtungszeit weiter zurück.
Interaktionseffekte zwischen Zeit und Gruppe auf die Schwere der Symptome auf der negativen und allgemeinen psychopathologischen Skala wurden beobachtet.
Aerobes Training kann die Schwere der Symptome auf der negativen und allgemeinen psychopathologischen Skala bei Personen mit Schizophrenie verbessern, die mit Antipsychotika behandelt werden, schließen die Psychiater.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Front. Psychiatry, https://doi.org/10.3389/fpsyt.2018.00167 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2018.00167/
Körperliche Aktivität verringert möglicherweise nicht das Schizophrenierisiko; Sport könnte es sogar erhöhen
17.12.2020 Körperliche Aktivität (Sport) schützt möglicherweise nicht vor dem Risiko an einer Schizophrenie zu erkranken laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie.
Dr. Sergi Papiol vom Universitätsklinikum München und Kollegen untersuchten den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem Schizophrenie-Risiko anhand von Daten aus der U.K. Biobank.
Die Forscher beobachteten in keiner der Analysen einen Zusammenhang zwischen Sport bzw. körperlicher Aktivität und dem Auftreten von Schizophrenie. In einer univariaten Analyse mit und ohne Korrektur für den Body-Mass-Index (BMI) gab es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen selbstberichteten moderaten/intensiven sportlichen Aktivitäten und einem erhöhten Schizophrenierisiko.
Ein Trend für die Gesamtaktivität wurde in einer univariaten Analyse festgestellt, aber die Verbindung war nach BMI-Korrektur nicht mehr signifikant.
Es ist unwahrscheinlich, dass horizontale Pleiotropie, Heterogenität oder individuelle Einzel-Nukleotid-Polymorphismus-Effekte die Ergebnisse für moderate/intensive körperliche Aktivität verfälschen würden, schreiben die Forscher.
Moderate/intensive selbstberichtete sportliche Aktivität scheint das Schizophrenie-Risiko zu erhöhen, Ergebnisse, die schwer mit der aktuellen Beleglage in Einklang zu bringen sind, schließen die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry. Published online December 9, 2020. doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.3946
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