05.05.2018 Warum verletzen manche bewusst und absichtlich den eigenen Körper: Z.B., weil es eine Möglichkeit sein kann, negative Emotionen zu kontrollieren.
Eine neue im Fachblatt Adolescent Research Review veröffentlichte Studie zeigt, dass junge Menschen sich auch Selbstverletzungen zufügen, um zu kommunizieren und schwierige Gefühle zu teilen bzw. mitzuteilen, die sie nicht in Worte fassen können.
Soziale und psychologische Risikofaktoren
Es gibt viele bekannte Risikofaktoren für selbstverletzendes Verhalten, darunter psychische Erkrankungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch, geringer sozioökonomischer Status, sexuelle Orientierung sowie negative Erfahrungen wie Trauma, sexueller Missbrauch, Gewalt und Mobbing, schreiben die Studienautoren.
Bild: George Hodan
Schwere Selbstverletzungen können ferner insbesondere mit psychischen Störungen wie Depression, Angstzuständen, Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen verbunden sein. Selbstverletzer haben ein höheres Suizidrisiko, ein wichtiger Grund, dieser Gruppe besondere Aufmerksamkeit zu schenken, schreiben die Psychologen.
Line Indrevoll Stänicke vom Fachbereich Psychologie der Universität Oslo und Kollegen führten eine systematische Datenbankrecherche zu Studien über selbstverletzendes Verhalten (SVV) von Jugendlichen im Alter von 12-18 Jahre in klinischen und nicht-klinischen Bevölkerungsgruppen durch und schlossen 20 Studien in eine Meta-Synthese ein.
Aus den Studien von Erwachsenen wussten die Wissenschaftler bereits, dass SVV eine Form der Kommunikation sein kann.
Vier Hauptgründe
Vier Metathemen konnten mit den subjektiven Selbsterfahrungen der Teilnehmer in Verbindung gebracht werden, warum sie sich selbst verletzen:
- um Erleichterung zu erhalten,
- um schwierige Gefühle / Emotionen zu kontrollieren,
- um nicht akzeptierte Gefühle auszudrücken und
- um sich mit anderen zu verbinden.
Diese Hauptgründe belegen selbstverletzendes Verhalten als Funktion der Affektregulation, zeigen aber auch, wie die Aktion der Selbstverletzung wichtige emotionale und relationale Inhalte und eine Absicht oder den Wunsch enthalten kann, sich mit anderen zu verbinden und zu kommunizieren.
Die Ergebnisse der psychologischen Studie unterstreichen, wie wichtig es ist, Selbstverletzungen mit entwicklungspsychologischen Bedürfnissen und Herausforderungen in der Adoleszenz wie Trennung, Autonomie und Identitätsbildung in Verbindung zu bringen, schreiben die Forscher.
Selbstverletzung in der Pubertät kann das Ergebnis eines Konflikts zwischen dem Bedürfnis, affektive Erfahrungen auszudrücken, und einem Beziehungsbedürfnis nach Fürsorge / Unterstützung sein, beantworten die Psychologen die Frage nach dem Warum.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Oslo; Adolescent Research Review (2018). DOI: 10.1007/s40894-018-0080-9
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