Das elterliche Verhalten und die Suizidalität beim Nachwuchs
07.12.2017 Eine aktuelle Studie zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Eltern und den Suizidgedanken bzw. der Suizidalität unter Heranwachsenden.
Die Professoren Keith King und Rebecca Vidourek von der Universität Cincinnati führten eine Follow-up-Datenanalyse der Ergebnisse der „2012 National Survey on Drug Use and Health“ durch, die Daten auf nationaler und staatlicher Ebene über den Konsum von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen – einschließlich des nicht-medizinischen Konsums von verschreibungspflichtigen Medikamenten – und der psychischen Gesundheit in den USA lieferte.
Verhalten der Eltern
Ihre Ergebnisse zeigten, dass Kinder im Alter zwischen 12 und 17 Jahren wesentlich wahrscheinlicher Suizid erwägen, planen und versuchen, wenn ihre Eltern ihren Kindern nicht zeigen, dass sie sich um sie kümmern bzw. für sie da sind.
Bild: George Hodan
Kinder müssen wissen, dass jemand hinter ihnen steht, und leider empfinden dies viele Heranwachsende nicht so. Das ist ein großes Problem, sagte King.
Kinder im Alter von 12 u. 13 Jahren am stärksten betroffen
Die Ergebnisse zeigten, dass die Altersgruppe der 12- und 13-jährigen Kinder am stärksten vom Elternverhalten betroffen war.
Kinder in dieser Altersgruppe mit Eltern, die ihnen nie oder selten erzählten, dass sie stolz auf sie waren, hatten fast
- fünfmal wahrscheinlicher Selbstmordgedanken,
- schmiedeten fast siebenmal wahrscheinlicher einen Plan sich umzubringen und
- hatten ein um rund 700% höheres Risiko für einen Suizidversuch als ihre Altersgenossen.
Auch zeigten 12- und 13-Jährige, deren Eltern sie selten oder nie lobten oder ihnen bei den Schulaufgaben halfen, eine hohe Suizidalität.
Jugendliche
Die Suizidalität bei Jugendlichen war auch im hohen Schulalter noch deutlich höher, wenn die Eltern sich nicht emotional involvierten – wenn auch nicht mehr so hoch, wie bei den 12- und 13-Jährigen.
Zum Beispiel hatten 16- und 17-Jährige, deren Eltern den Jugendlichen selten oder nie gesagt haben, dass sie stolz auf sie sind, etwa dreimal so häufig Suizidgedanken. Die Wahrscheinlichkeit für einen Suizidplan und Suizidversuche war um knapp 400% im Vergleich zu Gleichaltrigen erhöht, deren Eltern manchmal oder öfter sagten, sie wären stolz.
Das erscheint von der Tendenz her vielversprechend im Vergleich zur jüngeren Altersgruppe, sagten die Wissenschaftler auf der Konferenz der American Public Health Association 2017. Aber die Abnahme des suizidalen Verhaltens bei Kindern im Alter von 14 Jahren und darüber kann teilweise daher kommen, dass diese andere Bewältigungsmechanismen finden, um mit ihrem Mangel an elterlichem Engagement umzugehen, wie z.B. Drogenkonsum und riskantes Sexualverhalten, sagte König. Die Ergebnisse sind unabhängig von Geschlecht und Rasse, sagte er.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Cincinnati; American Public Health Association; Dez. 2017
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