Auswirkungen des Kontakts mit einem Hund auf die Aktivität des präfrontalen Gehirns
06.10.2022 Forscher unter der Leitung von Rahel Marti von der Universität Basel in der Schweiz berichten, dass das Betrachten, Fühlen und Berühren von Hunden zu einer zunehmend höheren Aktivität im präfrontalen Kortex des Gehirns führt.
Die in PLOS ONE veröffentlichte Studie zeigt, dass dieser Effekt auch noch anhält, wenn die Hunde nicht mehr anwesend sind, sich aber verringert, wenn echte Hunde durch ausgestopfte Tiere ersetzt werden. Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die tiergestützte klinische Therapie.
Da die Interaktion mit Tieren, insbesondere mit Hunden, bekanntermaßen Menschen bei der Bewältigung von Stress und Depressionen hilft, glauben die Forscher, dass ein besseres Verständnis der damit verbundenen Gehirnaktivität Klinikern helfen könnte, bessere Systeme für die tiergestützte Therapie zu entwickeln. Der präfrontale Kortex könnte besonders relevant sein, da er zur Regulierung und Verarbeitung sozialer und emotionaler Interaktionen beiträgt.
In der Studie wurde die Aktivität im präfrontalen Kortex des Gehirns nicht-invasiv mit Infrarot-Neuroimaging-Technologie gemessen, während 19 Männer und Frauen jeweils einen Hund betrachteten, sich mit demselben Hund an den Beinen anlehnten oder den Hund streichelten. Jede dieser Bedingungen wurde auch mit Leo durchgeführt, einem ausgestopften Löwen mit Fell, der mit einer Wasserflasche gefüllt war, um der Temperatur und dem Gewicht der Hunde zu entsprechen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die präfrontale Gehirnaktivität größer war, wenn die Teilnehmer mit den echten Hunden interagierten, und dass dieser Unterschied beim Streicheln am größten war, da dies die interaktivste Bedingung war. Ein weiterer wichtiger Unterschied war, dass die präfrontale Hirnaktivität jedes Mal zunahm, wenn die Teilnehmer mit dem echten Hund interagierten. Dies wurde bei aufeinanderfolgenden Interaktionen mit dem ausgestopften Löwen nicht beobachtet, was darauf hindeutet, dass die Reaktion mit Vertrautheit oder sozialer Bindung zusammenhängen könnte.
Künftige Studien werden erforderlich sein, um die Frage der Vertrautheit im Detail zu untersuchen und um festzustellen, ob das Streicheln von Tieren bei Patienten mit sozioemotionalen Defiziten einen ähnlichen Anstieg der präfrontalen Gehirnaktivität auslösen kann.
Die Autoren fügen hinzu: „Die vorliegende Studie zeigt, dass die präfrontale Hirnaktivität bei gesunden Probanden mit zunehmender interaktioneller Nähe zu einem Hund oder einem Plüschtier zunimmt, wobei die Aktivierung insbesondere beim Kontakt mit dem Hund stärker ist. Dies deutet darauf hin, dass Interaktionen mit einem Hund möglicherweise mehr Aufmerksamkeitsprozesse aktivieren und eine stärkere emotionale Erregung hervorrufen als vergleichbare nicht-lebende Stimuli.“
© Psylex.de – Quellenangabe: PLoS ONE (2022). DOI: 10.1371/journal.pone.0274833