Stark verarbeitete Lebensmittel: Suchtsymptome treten häufiger bei Frauen und Personen mit Übergewicht oder schlechter Gesundheit auf
08.02.2023 Fast die Hälfte der älteren Menschen gibt mindestens ein Symptom einer Sucht nach stark verarbeiteten Lebensmitteln an laut den Ergebnissen der University of Michigan National Poll on Healthy Aging.
Dr. Ashley Gearhardt von der University of Michigan in Ann Arbor und Kollegen analysierten die Umfrageergebnisse von 2.163 Erwachsenen (im Alter von 50 bis 80 Jahren).
- Insgesamt erfüllten 13 Prozent der älteren Erwachsenen die Kriterien für eine Sucht nach stark verarbeiteten Lebensmitteln (Junkfood-Sucht).
- Im Vergleich zu Männern war die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen die Kriterien für eine Sucht nach stark verarbeiteten Lebensmitteln erfüllten, mehr als doppelt so hoch (18 gegenüber 8 Prozent).
- Jüngere Teilnehmer (im Alter von 50 bis 64 Jahren) erfüllten ebenfalls häufiger die Suchtkriterien als ältere (17 gegenüber 8 Prozent).
- Die Kriterien für eine Sucht nach stark verarbeiteten Lebensmitteln wurden auch häufiger von älteren Personen erfüllt, die selbst angaben, einen mittelmäßigen oder schlechten Gesundheitszustand zu haben (Frauen 32 %; Männer 14 %), als von denjenigen die einen ausgezeichneten, sehr guten oder guten Gesundheitszustand angaben (Frauen 15 %, Männer 6 %).
- Diese Symptome traten auch häufiger bei Männern (17 Prozent) und Frauen (34 Prozent) mit Übergewicht auf als bei Personen mit Normalgewicht (1 bzw. 4 Prozent).
- Darüber hinaus war die Neigung zur Esssucht bei Männern und Frauen, die ihre psychische Gesundheit als mittelmäßig oder schlecht einstuften, mehr als dreimal so hoch wie bei älteren Personen, die eine ausgezeichnete, sehr gute oder gute psychische Gesundheit angaben (Frauen: 45 gegenüber 15 Prozent; Männer: 23 gegenüber 6 Prozent).
„Ein Screening auf eine Sucht nach stark verarbeiteten Lebensmitteln bei Arztbesuchen (z. B. durch Anwendung der Yale Food Addiction Scale) kann helfen, ältere Personen zu identifizieren, die von zusätzlichen Ressourcen profitieren könnten“, schreiben die Autoren. „Ältere Menschen, bei denen eine Sucht nach Junk-Food festgestellt wird oder die Bedenken wegen ihrer Symptome äußern, können von Programmen profitieren, die Ernährungserziehung anbieten oder Zugang zu gesunden, erschwinglichen Lebensmitteln verschaffen.“
Ein wichtiger Grund dafür, dass stark verarbeitete Lebensmittel süchtig machen können, ist laut den Studienautoren, dass sie im Belohnungssystem des Gehirns eine Dopaminausschüttung auslösen können, die mit der von Nikotin und Alkohol vergleichbar ist. Viele Menschen berichten, dass sie stark verarbeitete Lebensmittel nicht nur wegen der damit verbundenen Kalorien essen, sondern auch, um Freude zu empfinden und negative Gefühle zu bewältigen. Das Verlangen nach stark verarbeiteten Lebensmitteln kann sehr stark sein und es ist schwierig, ihm zu widerstehen, und es kann zu entzugsähnlichen Symptomen kommen, wenn man den Konsum zu reduzieren versucht.
© Psylex.de – Quellenangabe: University of Michigan National Poll on Healthy Aging – https://dx.doi.org/10.7302/6792
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