Eltern neigen in den ersten Jahren nach der Krebsdiagnose ihres Kindes eher zu Suizidversuchen
17.01.2024 Eltern in Dänemark und Schweden, deren Kind an Krebs erkrankt ist, weisen in den ersten Jahren nach der Diagnose ein höheres Risiko für einen Suizidversuch auf. Dies geht aus einer neuen Studie von Qianwei Liu von der Southern Medical University in China und Kollegen hervor, die in der Open-Access-Zeitschrift PLOS Medicine veröffentlicht wurde.
Die Diagnose Krebs bei einem Kind ist für die Eltern eine unglaublich belastende und erschütternde Erfahrung. Diese Eltern, insbesondere Mütter, haben ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Störungen, aber über das Suizidrisiko ist wenig bekannt. In der neuen Studie untersuchten die Forscher die Anzahl der Selbstmordversuche von mehr als 100.000 Eltern, bei denen ein Kind mit Krebs in Dänemark (1978-2016) oder Schweden (1973-2014) diagnostiziert wurde. Zum Vergleich untersuchten sie die Raten von Suizidversuchen bei Geschwistern der Eltern krebskranker Kinder und bei mehr als 1 Million Eltern, deren Kinder nicht an Krebs erkrankt waren.
Das Team stellte ein erhöhtes Risiko für einen Suizidversuch in den ersten Jahren nach der Krebsdiagnose eines Kindes fest, insbesondere wenn das Kind unter 18 Jahren eine Krebsdiagnose erhielt oder eine aggressive oder tödliche Form von Krebs hatte. Es gab jedoch kein erhöhtes Risiko für einen späteren Selbstmordversuch der Eltern und auch kein erhöhtes Risiko für einen Suizid zu irgendeinem Zeitpunkt nach der Krebsdiagnose.
Die neuen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mediziner bei Eltern krebskranker Kinder stärker auf mögliche Selbsttötungsabsichten achten sollten, insbesondere in den ersten Jahren nach der Diagnose. Die Forscher schlagen vor, in künftigen Studien zu untersuchen, ob sich diese Ergebnisse auf andere Länder mit anderen Gesundheitssystemen, Kulturen und Krebsraten als Dänemark und Schweden übertragen lassen.
Liu fügt hinzu: „Eltern krebskranker Kinder hatten in den ersten Jahren nach der Krebsdiagnose ihres Kindes ein erhöhtes Risiko für einen Suizidversuch, aber zu keinem Zeitpunkt ein verändertes Risiko für einen Suizidtod.“
© Psylex.de – Quellenangabe: PLoS Med 21(1): e1004322. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1004322
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