Vergangenes Leid kann künftiges Lob beeinflussen

Gute Taten und schwere Schicksalsschläge: Die Auswirkung vergangenen Leids auf die Anerkennung moralischen Verhaltens

Vergangenes Leid kann künftiges Lob beeinflussen

05.10.2021 Werden positive Urteile / Bewertungen (Lob) für moralisches Verhalten durch das Wissen um vergangenes Leiden einer Person durch andere beeinflusst, und wenn ja, in welche Richtung?

Ein Forscherteam der Universität von Missouri hat herausgefunden, dass Menschen dazu neigen, jemanden für seine guten Taten als Erwachsener mehr zu loben, wenn sie erfahren, dass diese Person früher im Leben Widrigkeiten oder schlimme Schicksalsschläge überwinden musste, wie Missbrauch und Vernachlässigung als Kind.

Widrigkeiten in Vorgeschichte

Die Untersuchung basiert auf den Ergebnissen einer Umfrage unter insgesamt 974 Teilnehmern. Sie baut auf den früheren Erkenntnissen der Forscher auf, dass Menschen einen Erwachsenen, der eine Straftat begangen hat, eher als weniger schuldfähig und weniger strafwürdig ansehen, wenn sie erfahren, dass der Angeklagte in der Kindheit schweres Leid zu ertragen hatte.

Die Studienergebnisse legen nahe, dass altruistisches Verhalten tendenziell mehr gelobt wird, wenn die Vorgeschichte des Akteurs eher die Bewältigung von Widrigkeiten in der Kindheit als den Genuss von Wohlstand beinhaltet. Und tendenziell wird altruistisches Verhalten positiver bewertet, wenn die Vorgeschichte des Akteurs die Bewältigung von Widrigkeiten einschließt, als wenn keine Informationen über die vergangenen Erfahrungen des Akteurs vorliegen.

Rechtspsychologische Relevanz; Urteilen über andere

Studienautor Philip Robbins sagte, die Ergebnisse des Teams seien auch für die Strafbemessung relevant, insbesondere bei Todesurteilen. Verteidiger legen oft Beweise für das Leiden und die Viktimisierung ihrer Mandanten in deren frühen Jahren vor, und die früheren und aktuellen Studien der Autoren unterstützen diese Praxis.

Er fügte hinzu, dass die Ergebnisse auf ein breiteres Problem hinweisen, nämlich darauf, wie Menschen über andere urteilen, ohne zu wissen, wer sie als Individuen wirklich sind. Denn das Wissen darüber, was jemand im Leben erlebt hat, kann die Bewertung ihrer guten und schlechten Taten verändern.

Es sei wichtig, dass wir die Menschen nicht nur als Wesen betrachten, die einander Schlechtes antun, sondern auch als Wesen, die einander Gutes tun, sagte Robbins. Ein Teil dessen, was an unserer Spezies bemerkenswert sei, so sagt er, sei unsere Fähigkeit, uns sowohl prosozial zu verhalten, also mit anderen zu kooperieren und ihnen zu helfen, als auch antisozial, also mit ihnen zu konkurrieren und ihnen zu schaden.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Experimental Social Psychology, 2021; 97: 104216 DOI: 10.1016/j.jesp.2021.104216

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