Vermeidung von medienbedingter psychischer Belastung

Es spielt eine Rolle, was man sieht: Grafische Medienbilder von Krieg und Terror können Ängste verstärken

Vermeidung von medienbedingter psychischer Belastung

09.07.2024 Das Betrachten, die Beschäftigung mit und das Teilen von Bildern stellt eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Die Verbreitung von Bildern von Kriegen oder anderen Gewalttaten wie Massenerschießungen ist zu einer unausweichlichen Realität geworden, insbesondere mit dem Aufkommen der sozialen Medien, die das Grauen mit einem Mausklick verbreiten können.

In einer in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Arbeit haben die Studienautorinnen E. Alison Holman, Professorin für Krankenpflege und psychologische Wissenschaft an der UC Irvine; Roxane Cohen Silver, Professorin für psychologische Wissenschaft, öffentliche Gesundheit und Medizin an der UC Irvine und Dana Rose Garfin, Assistenzprofessorin an der Fielding School of Public Health der UCLA, ihre jahrzehntelange Forschung über die Darstellung von Massengewalt in traditionellen und sozialen Medien auf den aktuellen Konflikt zwischen Israel und der Hamas angewandt.

Medienpräsenz und erhöhter Distress

Ihre Studien über die Nachwirkungen anderer kollektiver traumatischer Ereignisse, darunter die Anschläge vom 11. September 2001 und der Bombenanschlag auf den Boston-Marathon, haben eine starke Medienexposition mit erhöhten Stresssymptomen in Verbindung gebracht. Dieser Zusammenhang scheint zyklisch zu verlaufen, wobei eine stärkere Medienpräsenz zu erhöhtem Distress (psychischer Belastung) führt, was wiederum zu einer längeren Beschäftigung mit diesem Verhalten nach nachfolgenden Tragödien führen kann. Der Krieg zwischen Israel und Hamas bietet einen aktuellen Echtzeit-Kontext für diese Probleme, da die grafischen Bilder aus dem Nahen Osten für diejenigen, die sie immer wieder sehen, sehr verstörend sein können.

„Die Kriegsparteien nutzen diese Bilder und Videos oft als Propaganda, um die Öffentlichkeit zu schockieren und Unterstützung für die eigene Seite zu gewinnen“, sagt Holman. „Sie können absichtlich falsch gekennzeichnet und zur Verbreitung von Falsch- und Desinformationen über die tatsächlichen Geschehnisse verwendet werden, um Meinungen und Emotionen zu manipulieren. Gefährdete Personen, die emotional mit den Ereignissen verbunden sind, weil sie eine Identität mit den Opfern teilen oder in der Vergangenheit Gewalt erlebt haben, sind einem größeren Risiko ausgesetzt.“

Transparenz, Aufklärung, Desensibilisierung und emotionale Abstumpfung

Die Meinungen über die gesellschaftlichen Auswirkungen des Betrachtens solcher Bilder gehen auseinander. Einige argumentieren, dass sie die Transparenz und die Aufklärung erhöhen, während andere vor einer Desensibilisierung und emotionalen Abstumpfung warnen. Ein Gleichgewicht zwischen freier Informationsverbreitung und ethischen Erwägungen zu erreichen, stellt für beide Seiten eine komplexe Herausforderung dar.

Die Wissenschaftler empfehlen den politischen Entscheidungsträgern, breit angelegte Kampagnen zur Medienkompetenz zu fördern, um die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, wie sie den Wahrheitsgehalt der betrachteten Bilder erkennen kann und wie sie den ausgiebigen Kontakt mit grafischen Bildern und deren Weitergabe einschränken kann.

„Wir müssen mit Mitgefühl handeln, wenn wir uns mit der Frage auseinandersetzen, wie wir die Öffentlichkeit informieren können, ohne sie emotional zu überfordern“, sagt Holman. „Es müssen Programme zur Vermeidung eines Teufelskreises aus Fehlinformation, Desinformation und Stress eingeführt werden.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Scienceshttps://doi.org/10.1073/pnas.23184651

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