Vogelbeobachtung steigert das psychologische Wohlbefinden und reduziert Distress
04.05.2024 Wenn Menschen ihre psychische Gesundheit verbessern wollen, (f)liegt eine mögliche Antwort direkt vor ihrem Fenster: Vogelbeobachtung.
Eine neue Studie zeigt, dass Menschen, die Naturerfahrungen machen, ein besseres psychisches Wohlbefinden und weniger psychische Probleme im Vergleich zu Personen haben, die dies nicht tun. Insbesondere die Vogelbeobachtung lieferte vielversprechende Ergebnisse: Das subjektive Wohlbefinden stieg stärker an und der Distress (psychologische Belastung) verringerte sich stärker als bei allgemeineren Naturerlebnissen wie Spaziergängen.
Da es sich bei der Vogelbeobachtung um eine leicht zugängliche Aktivität handelt, sind die Ergebnisse insbesondere für Menschen ermutigend, die am ehesten unter psychischen Problemen leiden.
„Es gibt eine Menge Forschungsergebnisse über das Wohlbefinden, die darauf hindeuten, dass junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder in [weiterführenden] akademischen Einrichtungen am meisten psychische Probleme haben“, sagte Studienautor Nils Peterson, Professor für Forstwirtschaft und Umweltressourcen an der North Carolina State University.
„Vor allem Studenten und Hochschulabsolventen scheinen es schwer zu haben, Zugang zur Natur zu haben und diese Vorteile zu nutzen.
„Das Beobachten von Vögeln gehört zu den allgegenwärtigsten Arten, wie Menschen mit der Natur interagieren, und der Hochschulcampus ist ein Bereich, in dem diese Aktivität auch in städtischen Gebieten möglich ist.“
Psychisches Wohlbefinden
Zur quantitativen Messung des subjektiven Wohlbefindens verwendeten die Forscher einen Fragebogen mit fünf Fragen, der als World Health Organization-Five Well-Being Index (WHO-5) bekannt ist. Mit diesem Instrument wurde bei den Teilnehmern das Wohlbefinden mit null bis fünf bewertet, je nachdem, wie oft sie sich in den letzten zwei Wochen so gefühlt haben.
Die Forscher teilten die Teilnehmer in drei Gruppen ein: eine Kontrollgruppe, eine Gruppe, die fünf Naturspaziergänge unternahm, und eine Gruppe, die fünf 30-minütige Vogelbeobachtungen durchführte. In allen drei Gruppen verbesserten sich die WHO-5-Werte, wobei die Gruppe, die mit der Vogelbeobachtung begann, einen niedrigeren (also besseren) Wert als die anderen beiden Gruppen hatte.
Psychologische Belastung
Anhand des STOP-D, eines ähnlichen Fragebogens zur Messung der psychischen Belastung, stellten die Forscher außerdem fest, dass sich das Engagement in der Natur besser entwickelte als die Kontrollgruppe, wobei die Teilnehmer sowohl bei der Vogelbeobachtung als auch bei den Spaziergängen in der Natur einen Rückgang der psychologischen Belastung zeigten.
Diese Studie unterscheide sich von einigen früheren Untersuchungen, so Peterson, da sie die Auswirkungen der Vogelbeobachtung und des Engagements in der Natur mit einer Kontrollgruppe verglich und nicht mit einer Gruppe, die aktiv negative Umstände erlebte.
„Eine der Studien, die wir in unserer Arbeit untersucht haben, verglich Menschen, die Vögeln zuhören, mit solchen, die den Verkehrsgeräuschen lauschen, und das ist nicht wirklich ein neutraler Vergleich“, sagte Peterson. „Wir hatten eine neutrale Kontrolle, bei der wir die Leute einfach in Ruhe ließen, und verglichen das mit etwas Positivem.“
Die Studie unterstützt die Annahme, dass das Beobachten von Vögeln zur Verbesserung der psychischen Gesundheit beiträgt, und eröffnet viele Möglichkeiten für künftige Forschungen. So könnten künftige Studien beispielsweise untersuchen, warum die Vogelbeobachtung den Menschen hilft, sich besser zu fühlen, oder welche Auswirkungen Herkunft, Geschlecht und andere Faktoren haben.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Environmental Psychology (2024). DOI: 10.1016/j.jenvp.2024.102306
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Ich habe einen Fluss genau unter meinem Fenster mit angrenzendem Wald. So kann ich Stockenten, Mandarinenten, Amseln, Drosseln, Wasseramseln, Fischreiher, Bachstelzen, Eisvögel, Eichhörnchen und Wildtauben intensiv beobachten. Ich lernte einiges vom Sozialverhalten der Enten. Ich spüre auch viel Liebe und teilweise Entzücken für die Tiere, die ich beobachte. Manchmal ist sogar eine sprachliche Verbindung vom Fenster aus möglich. Das Warten auf die Tiere und die Lebensfreude der Bachstelzen und der wagemutige Sturz ins Wasser und der Eifer der Wasseramseln, die Sprünge der Eichhörnchen und ihre Gespräche miteinander u.v.m. – das alles rührt mich an und motiviert mich in meinem sehr zurückgezogenen Klosterleben. Vor einem halben Jahr verirrte sich eine Eistaube (m) in unser Kreuzganggärtchen. Wir nannten ihn Valentin und er war sehr zutraulich. Er hat mir aus der Hand gegessen und kam auch auf meine Hand. Er hat sich einigen anderen Tauben angeschlossen, die unseren Garten regelmässig besuchen. Ich habe ihn sehr geliebt, obwohl er nicht so sozial verträglich war. Aber im Schwarm hat er sichtbar dazugelernt. Als er spurlos verschwand, habe ich sehr um ihn getrauert. Ich hatte eine grosse innere Verbindung zu ihm. Seither beobachte ich auch intensiv den Taubenschwarm, der viel Zeit, besonders im Sommer, in unserem Kreuzganggärtchen verbringt. Die Tauben sind wunderbare, intelligente und liebevolle Wesen. Vögel schleichen sich in unser Herz und sie beleben unsere Fantasie und stillen unsere tiefe Sehnsucht nach Freiheit und Leichtigkeit. Seit ich Vögel und Enten intensiv beobachte, fühle ich mich weniger einsam und glücklicher. Sie sind ein grosses Geschenk für mich. Danke, dass Sie sich der Erforschung der Vogelbeobachtung widmen. Ich wünschte, es würden sich mehr Menschen Zeit nehmen dafür.