Studie findet Verbindung zwischen der Reaktion der Pupille und dem Verlust des Empfindens von Freude (Anhedonie)
12.01.2024 In einer Untersuchung stellten Wissenschaftler eine klare Verbindung zwischen der Reaktion der Pupille und dem Verlust des Empfindens von Freude (Anhedonie) fest. Diese Erkenntnis hilft dabei, die physiologischen Prozesse, die einer Depression zugrunde liegen, besser zu begreifen.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie untersuchten die Pupillenreaktion der Studienteilnehmer, während diese eine Aufgabe bearbeiteten. Bei gesunden Versuchspersonen weiteten sich die Pupillen in Erwartung einer Belohnung während der Aufgabe, während diese Reaktion bei Teilnehmenden mit Depressionen weniger stark war.
Antriebslosigkeit als Symptom der Depression
„Besonders deutlich war die geringere Pupillenreaktion bei Patienten, die keine Freude mehr empfinden konnten und von einem Mangel an Energie berichteten“, so Andy Brendler, Erstautor der Studie. Diese Antriebslosigkeit ist ein besonders wichtiges Symptom der Depression.
„Diese Erkenntnis hilft uns, die physiologischen Mechanismen, die hinter Antriebslosigkeit stecken, besser zu verstehen“, erklärt Forschungsgruppenleiter Victor Spoormaker.
Reaktion der Pupille
Die Reaktion der Pupille ist unter anderem ein Indikator für die Aktivität im Locus Coeruleus, einer Gehirnstruktur, die die größte Konzentration von noradrenergen Neuronen im zentralen Nervensystem aufweist. Noradrenerge Nervenzellen reagieren auf den Neurotransmitter Noradrenalin. Dieser spielt eine wichtige Rolle bei der Stressreaktion und der Steigerung des Arousals, also der Aktivierung des Nervensystems.
„Die geringere Pupillenreaktion bei Patienten, die unter höherer Antriebslosigkeit litten weist darauf hin, dass eine mangelnde Aktivierung des Locus Coeruleus einen entscheidenden physiologischen Prozess darstellt, der dem Gefühl der Antriebslosigkeit unterliegt“, so Spoormaker.
Die Reaktion der Pupille war umso geringer, je mehr depressive Symptome die Studienteilnehmer aufwiesen. Diese Korrelation wurde bereits in einer früheren Studie von den Forschern festgestellt. Die Reproduzierbarkeit neuropsychiatrischer Methoden ist eher selten und unterstreicht die Verlässlichkeit von Messungen mittels Pupillometrie.
Pupillometrie bei der Diagnosestellung
Die Pupillometrie könnte als zusätzliche Methode zur Diagnosestellung herangezogen werden. Sie könnte auch dazu beitragen, individualisierte Behandlungsansätze für Depressionen zu entwickeln.
Wenn beispielsweise ein Patient eine starke Beeinträchtigung in der Pupillenreaktion aufweist, könnten Antidepressiva, die auf das noradrenerge System abzielen, effektiver sein als andere Medikamente.
Auch könnte die Dosierung von Medikamenten basierend auf der Pupillenreaktion optimiert werden. Etwa 30 Prozent aller Patienten mit Depressionen sprechen nicht auf eine medikamentöse Behandlung an.
© Psylex.de – Quellenangabe: Max-Planck-Institut für Psychiatrie; Sci Rep 14, 344 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-023-48792-0
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