Zwillingsstudie zeigt gemeinsame genetische Risikofaktoren für PTBS und Migräne
22.06.2021 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Migräne treten häufig gemeinsam auf, aber Forscher wussten relativ wenig darüber, wie oder warum dies geschieht.
Eine in Frontiers in Neuroscience veröffentlichte Studie untersuchte, ob die Erkrankungen eine gemeinsame genetische Grundlage haben. Durch die Untersuchung von eineiigen Zwillingen, von denen jeweils ein Zwilling unter PTBS oder Migräne leidet und der andere Zwilling nicht, fanden die Forscher gemeinsame Gene, die bei beiden Erkrankungen eine Rolle spielen könnten. Diese Gene könnten helfen zu erklären, warum die Erkrankungen gemeinsam auftreten, und könnten neue Behandlungsmöglichkeiten für beide Erkrankungen aufzeigen.
Eineiige Zwillinge können epigenetische Risikofaktoren aufzeigen
Menschen mit PTBS haben häufiger Migränekopfschmerzen, was auf gemeinsame Risikofaktoren für diese Erkrankungen hindeutet. Die Synergie zwischen PTBS und Migräne ist nicht geklärt, da bisher keine Studien diesen Zusammenhang untersucht haben. Diese neueste Studie deutet darauf hin, dass die Antwort in unseren Genen liegen könnte, und zwar in epigenetischen Veränderungen.
Epigenetik bezieht sich auf den Einfluss unserer Umwelt darauf, wie unsere Gene ausgedrückt werden, und beinhaltet typischerweise biochemische Veränderungen der DNA. Eineiige Zwillinge haben exakt die gleichen Gene, aber unterschiedliche Erfahrungen während des Aufwachsens können zu unterschiedlichen epigenetischen Veränderungen führen. Dies kann dazu führen, dass einige Gene bei jedem Zwilling mehr oder weniger wahrscheinlich exprimiert werden.
Die Forscher nutzten dieses Phänomen bei Zwillingen, um herauszufinden, welche Gene bei PTBS und Migräne eine veränderte Aktivität aufweisen und ob die Erkrankungen gemeinsame Veränderungen aufweisen. Sechs Zwillingspaare meldeten sich freiwillig für die Studie, wobei beide Zwillinge traumatische Ereignisse erlebt hatten, aber nur einer von jedem Paar mit PTBS lebt.
Angesichts der geringen Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Bedingungen erfüllt sind, konnte die Stichprobengröße unmöglich groß sein. Aber da eineiige Zwillinge ihre gesamte DNA teilen – aber nicht alle ihre epigenetischen Merkmale – ist die Studie dennoch aussagekräftig, schreiben die Studienautoren. Die Forscher nahmen auch 15 Zwillingspaare auf, von denen jeweils eines an Migräne-Kopfschmerzen litt. Die Forscher entnahmen den Zwillingen Blutproben und analysierten sie, um epigenetische Veränderungen zu erkennen, die mit PTBS oder Migräne in Verbindung stehen.
Erkenntnisse
Die Studie ergab, dass bestimmte Gene bei PTBS und Migräne in ähnlicher Weise betroffen sind, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise einige Risikofaktoren teilen.
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass gemeinsame Gene und Signalwege an PTBS und Migräne beteiligt sind, und dies könnte erklären, warum PTBS und Migräne häufig gemeinsam auftreten, sagt Studienautorin Divya Mehta von der Queensland University of Technology. Dies könnte außerdem bedeuten, dass gemeinsame umweltbedingte Risikofaktoren sowohl für PTBS als auch für Migräne auf diese Gene einwirken.
Neue Behandlungen
Was bedeuten diese Ergebnisse also für diejenigen, die unter PTBS und/oder Migräne leiden? Nun, die von den Forschern identifizierten Gene und epigenetischen Veränderungen könnten die Grundlage für neue Behandlungen bilden. Epigenetische Veränderungen bieten ein hervorragendes Ziel für Medikamente, da sie oft rückgängig gemacht werden können.
Diese Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die Behandlung haben, da ein Medikament oder eine Therapie möglicherweise nur für eine einzige Störung wirksam ist, sagt Mehta. Wenn wir wissen, welche gemeinsamen Gene bei beiden Störungen eine Rolle spielen, können wir neue Therapeutika entwickeln, die auf diese Gene abzielen und so die Symptome reduzieren und beide Krankheiten heilen, schreibt sie.
© psylex.de – Quellenangabe: Front. Neurosci., 22 June 2021 | https://doi.org/10.3389/fnins.2021.678350