Das Zusammenspiel von kognitiven und affektiven Risiken bei der Voraussage von persönlichen COVID-19-Vorsorgemaßnahmen
16.05.2022 Menschen, die sich mehr Sorgen um COVID-19 machten, ergriffen auch mehr Vorsichtsmaßnahmen, um sich nicht anzustecken laut einer neuen Studie unter Leitung eines Forschers des Dickinson College. Die Studie wurde in der Zeitschrift Psychology & Health veröffentlicht.
Besorgnis und Risikowahrnehmung
Die Psychologieprofessorin Marie Helweg-Larsen und ihr Team untersuchten das Zusammenspiel zwischen dem wahrgenommenen Risiko sich anzustecken und dem Grad der Besorgnis, an COVID-19 zu erkranken, sowie deren Einfluss auf das Verhalten zur Vermeidung der Krankheit. Die Besorgnis, an COVID-19 zu erkranken, konnte dabei besser die Inanspruchnahme von COVID-19-Vorsorgemaßnahmen vorhersagen als das wahrgenommene Risiko, d. h. das persönliche Risiko, an COVID-19 zu erkranken oder zu sterben.
„Im Zusammenhang mit COVID-19 sagte die Angst vor der Krankheit das Vorsorgeverhalten besser voraus als eine Reihe anderer Variablen, einschließlich des wahrgenommenen Risikos und sogar der politischen Einstellung“, so Helweg-Larsen, die bereits mehrere Forschungsarbeiten darüber durchgeführt hat, wie Menschen ihr persönliches Risiko berechnen.
„Sorgen und das Gefühl, gefährdet zu sein, hängen sicherlich zusammen, aber sie spielen nicht die gleiche Rolle bei den von den Menschen getroffenen Vorsichtsmaßnahmen. Unsere Analyse zeigt, dass die Besorgnis – also die emotionale Reaktion – stärker ist, was in einer Zeit, in der wir über so viele persönliche Risikoinformationen verfügen, wie z. B. das COVID-Niveau in unserer unmittelbaren Umgebung, interessant ist“, so Helweg-Larsen.
Die Studie
In der Studie wurden die Antworten von 738 Personen auf zwei Umfragen im April 2020 im Abstand von zwei Wochen untersucht. In den Umfragen wurden die Teilnehmer nach ihrer Besorgnis und dem wahrgenommenen Risiko, sich mit COVID-19 anzustecken, sowie nach den Vorsichtsmaßnahmen gefragt, die sie zu ihrem eigenen Schutz ergriffen, wie z. B. soziale Distanzierung, Händewaschen und das Tragen von Gesichtsschutz.
Die Forscher verglichen außerdem die Wahrnehmung der Befragten in Bezug auf lokale COVID-19-Ausbrüche mit den tatsächlichen Fallzahlen in den einzelnen Bundesstaaten zum Zeitpunkt der Befragung. Danach neigten Personen, die die Zahl der COVID-19-Fälle in ihrer Nähe überschätzten, eher dazu, sich Sorgen zu machen und dann Vorsichtsmaßnahmen gegen die Krankheit zu treffen.
Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Besorgnis als emotionale Reaktion ist, die direkt zu Präventionsmaßnahmen führt, und die in der öffentlichen Kommunikation genutzt werden könnte. „Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die politischen Entscheidungsträger nicht darauf hinarbeiten sollten, noch mehr Sorgen im Zusammenhang mit COVID-19 zu schüren, aber sie könnten die Sorgen der Menschen als Anreiz nutzen, mehr Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen“, so Helweg-Larsen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Psychology & Health (2022). DOI: 10.1080/08870446.2022.2060979