Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit, globaler und bereichsspezifischer Zufriedenheit über die Lebensspanne von Erwachsenen
20.03.2023 Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale werden mit Lebenszufriedenheit in Verbindung gebracht, und trotz der Veränderungen, die Menschen im Laufe ihres Erwachsenenlebens in Bezug auf soziale Rollen und Verantwortlichkeiten erfahren, ist dieser Zusammenhang unabhängig vom Alter stabil, so eine von der American Psychological Association im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte Untersuchung.
Persönlichkeitsmerkmale und Zufriedenheit im Leben
„Viele Studien haben gezeigt, dass Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsprofilen zufriedener mit ihrem Leben sind als andere. Es wurde jedoch nicht eingehend untersucht, ob dies über die gesamte Lebensspanne hinweg zutrifft. Zum Beispiel könnten extravertierte – also gesellige, gesprächige – Menschen im jungen Erwachsenenalter besonders glücklich sein, wenn sie typischerweise neue soziale Beziehungen knüpfen“, so Studienkoautor Gabriel Olaru von der Universität Tilburg. „Wir wollten daher untersuchen, ob bestimmte Persönlichkeitsmerkmale für die Lebens-, Sozial- und Arbeitszufriedenheit in bestimmten Lebensphasen mehr oder weniger relevant sind.“
Um herauszufinden, wie sich die Beziehung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Lebenszufriedenheit im Laufe der Zeit verändert, analysierten die Forscher Daten, die von 2008 bis 2019 im Rahmen der Longitudinal Internet Studies for the Social Sciences (LISS)-Panelumfrage, einer national repräsentativen Umfrage unter Haushalten in den Niederlanden, erhoben wurden. Über einen Zeitraum von 11 Jahren beantworteten 9.110 niederländische Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der ersten Erhebung zwischen 16 und 95 Jahre alt waren, mehrere Fragebogen, um ihre Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften – Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität/Neurotizismus – sowie ihre Zufriedenheit mit ihren sozialen Beziehungen und ihrem Leben insgesamt zu bewerten. Nur die 5.928 Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Erhebung berufstätig waren, beantworteten auch Fragen zu ihrer Zufriedenheit mit ihrem Arbeitsleben.
Stärkster Faktor: Emotionale Stabilität
Die Forscher fanden heraus, dass der Großteil der Beziehungen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Zufriedenheit über die gesamte Lebensspanne von Erwachsenen hinweg gleich blieb und dass emotionale Stabilität das Merkmal war, das am stärksten mit der Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben, ihren sozialen Beziehungen und ihrer Karriere verbunden war.
Über alle Altersgruppen hinweg zeigte emotionale Stabilität die stärksten Assoziationen mit globaler und bereichsspezifischer Zufriedenheit. Nach der emotionalen Stabilität war die Gewissenhaftigkeit der stärkste Faktor bei der Arbeitszufriedenheit, und Extraversion und Verträglichkeit waren die stärksten Korrelate der sozialen Zufriedenheit.
Die Zufriedenheit der Menschen mit ihrer Arbeit wurde am stärksten durch Altersunterschiede beeinflusst. Mit zunehmendem Alter der Studienteilnehmer wurde die Beziehung zwischen beruflicher Zufriedenheit und emotionaler Stabilität moderat stärker.
Obwohl die Korrelation zwischen Offenheit und Lebenszufriedenheit insgesamt schwächer war, stellten die Forscher fest, dass die Lebenszufriedenheit von Personen, deren Offenheit zunahm, in den 11 Jahren, die durch die LISS-Erhebung gemessen wurden, ebenfalls zunahm. Den Forschern zufolge lässt sich dieser Zusammenhang möglicherweise durch indirekte Prozesse erklären.
„Emotionale Stabilität steht wahrscheinlich in engem Zusammenhang mit globaler und bereichsspezifischer Zufriedenheit, da diese Eigenschaft die allgemeine Sichtweise der Menschen auf die Welt prägt“, so Olaru.
„Ein gutes Beispiel dafür, wie die Persönlichkeit mit der Umwelt interagiert, findet sich im Arbeitskontext. Wir haben unter anderem festgestellt, dass der Zusammenhang zwischen emotionaler Stabilität und Arbeitszufriedenheit mit dem Alter zunimmt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass emotional stabile Menschen weniger Angst haben, unbefriedigende Jobs zu kündigen, und sich eher für Jobs bewerben, die eine größere Herausforderung darstellen und langfristig vielleicht auch erfüllender und angenehmer sind“, schreibt Studienautorin Manon van Scheppingen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology https://doi.org/10.1037/pspp0000461
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