Herzfrequenzvariabilität und psychische Gesundheit: Studie untersuchte die Rolle des emotionalen Bewusstseins
04.07.2024 Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Quirin, der den Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Motivation an der PFH Private Hochschule Göttingen innehat, hat die erste globale Studie zu den Wechselwirkungen zwischen emotionalem Bewusstsein, Herzratenvariabilität und psychischer Gesundheit durchgeführt. Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass eine bessere Wahrnehmung der eigenen Emotionen mit einer verbesserten psychischen Gesundheit und einer geringeren Anfälligkeit für Stress verbunden ist. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im Fachjournal Acta Psychologica veröffentlicht.
Diese Studie verbindet zwei bisher meist getrennt betrachtete Beobachtungen miteinander. „Wir wollten wissen, wie sich das emotionale Bewusstsein in der Herzaktivität widerspiegelt, und die Zusammenhänge zwischen einer verminderten Herzratenvariabilität und schlechterer psychischer Gesundheit besser verstehen“, sagte Koautor Farhood Malekzad von der TU München. Die Studie wurde in Acta Psychologica veröffentlicht.
Zusammen mit einem interdisziplinären Team von Psychologinnen und Psychologen der PFH Göttingen, der Technischen Universität München (TUM) und der California State University at Chico (USA) untersuchte er die Veränderungen der Herzaktivität als Reaktion auf einen angstauslösenden Reiz.
Studienablauf und Ergebnisse
Zunächst wurde der individuelle Grad des emotionalen Bewusstseins der Teilnehmenden mittels Selbstbefragungsbögen ermittelt. Während der Untersuchung wurde den Probandinnen und Probanden eine Schlüsselszene aus dem Thriller „Das Schweigen der Lämmer“ gezeigt, und ihre Herzratenvariabilität wurde vor und während der Filmvorführung gemessen. Das Ergebnis zeigte, dass ein höheres emotionales Bewusstsein mit einer erhöhten Herzratenvariabilität während der Thriller-Szene einherging. Der Zusammenhang zwischen niedriger Herzratenvariabilität, Ängstlichkeit und psychosomatischen Beschwerden konnte durch das emotionale Bewusstsein statistisch erklärt werden.
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass das Bewusstsein für die eigenen Emotionen einen bedeutenden Schutzfaktor gegenüber psychischen Belastungen darstellt. Personen, die besser in der Lage sind, ihre Gefühle zu verstehen und somit auch regulierend zu beeinflussen, sind nicht nur allgemein weniger anfällig für Angststörungen, Depression und psychosomatische Erkrankungen – auch ihre Herzaktivität in stressigen Situationen ist stabiler“, sagte Quirin.
Farhood Malekzad: „Diese Beobachtungen können einen Wendepunkt in der Behandlung von Angststörungen und Depression markieren. Es gibt Hinweise darauf, dass Interventionen zur Förderung der Emotionswahrnehmung einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von psychischer Gesundheit leisten können.“
© Psylex.de – Quellenangabe: Acta Psychologica https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S000169182400129X#s0075