Stimmung und implizites Vertrauen schwanken unabhängig voneinander auf verschiedenen Zeitskalen
06.01.2023 Eine in Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience veröffentlichte Studie untersuchte, ob tägliche Schwankungen der Stimmung und damit zusammenhängender Variablen (wie Stress oder Schlaf) mit Schwankungen metakognitiver Zustände (wie Vertrauen oder Reaktionsbereitschaft) gekoppelt sind, und kam zu dem Schluss, dass bei gesunden Erwachsenen Stimmungsschwankungen das Vertrauen in die Entscheidungsfindung nicht beeinträchtigen.
Stimmungsschwankungen und das Vertrauen in die Entscheidungsfindung
In seinem Buch „Descartes‘ Error“ (2008) analysiert der portugiesische Neurowissenschaftler António Damásio die Emotionen und ihre grundlegende Rolle für das rationale Verhalten des Menschen und bestätigt damit eine seit langem bestehende Verbindung zwischen Emotionen und Kognition. Es ist zwar unbestritten, dass Emotionen und Stimmungsschwankungen Teil der menschlichen Natur sind, doch gibt es nur wenige Studien darüber, wie diese Stimmungsschwankungen mit der Metakognition und insbesondere mit dem Vertrauen in die Entscheidungsfindung zusammenhängen.
Vor diesem Hintergrund haben die Forscher María da Fonseca, Giovanni Maffei, Rubén Moreno-Bote und Alexandre Hyafil von der Universität Pompeu Fabra (Spanien), Koa Health B.V. (Spanien), Center de Recerca Matemàtica (Spanien) und der Universität Buenos Aires (Argentinien) eine Längsschnittstudie auf der Grundlage von zwei Online-Experimenten gestartet, um zu untersuchen, ob implizite Vertrauensmarker mit Stimmungszuständen bei gesunden Erwachsenen in Verbindung gebracht werden können.
Die Forscher folgten 50 Teilnehmern, hauptsächlich Studenten der Universität Pompeu Fabra, um die Stimmung und die Entscheidungsfindung der Probanden über einen Zeitraum von 10 aufeinanderfolgenden Tagen in alltäglichen Situationen zu untersuchen.
Kein signifikanter Zusammenhang zwischen täglichen Stimmungsschwankungen und Markern für Vertrauen
Die Ergebnisse zeigten, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den täglichen Stimmungsschwankungen und den Markern für das Vertrauen bei diesen Beobachtungen gab, d. h. die Stimmung und die damit verbundenen Variablen wie Schlafqualität, Essensgenuss und Stressniveau sind nicht durchgängig mit impliziten Vertrauensmarkern gekoppelt.
Es wurde jedoch festgestellt, dass stimmungsbezogene Verfassungen und das Vertrauensniveau auf unterschiedlichen Zeitskalen schwankten, wobei die Stimmungslagen schnellere Schwankungen aufwiesen (über einen Tag oder einen halben Tag) als das Vertrauensniveau (zweieinhalb Tage).
Rubén Moreno Bote findet es überraschend, dass „spontane Stimmungsschwankungen und Zuversicht nicht, wie in der ursprünglichen Hypothese dieser Studie erwartet, gekoppelt waren, sondern sich auf unterschiedlichen Zeitskalen entwickelten“. Für den Forscher von der Universität Pompeu Fabra sind „die Erkenntnisse in diesem Bereich wichtig, da sie zu einem besseren Verständnis von Störungen der affektiven Zustände beitragen könnten.“
© Psylex.de – Quellenangabe: Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience – DOI: 10.3758/s13415-022-01038-4