Unterschiedliche Persönlichkeitsprofile stehen im Zusammenhang mit dem Krankheitsrisiko für Essstörungen
19.06.2024 Eine neue Studie liefert weitere Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und dem Auftreten von Essstörungssymptomen.
Eine Studie des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN) am King’s College London liefert weitere Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Charaktermerkmalen und dem Auftreten von Essstörungssymptomen. Diese Erkenntnisse könnten den Forschern helfen, individuellere Behandlungen zu entwickeln.
In der im Journal of Affective Disorders veröffentlichten Studie wurde anhand eines umfassenden Ansatzes untersucht, wie Kombinationen verschiedener Persönlichkeitsmerkmale mit der gleichzeitigen Entwicklung und dem Auftreten von Essstörungen, Depressionen, Angstzuständen und Suizidalität verbunden sind.
Neurotizismus und Impulsivität
Die Forscher ermittelten Persönlichkeitsprofile, die sowohl auf das künftige Risiko als auch auf aktuelle Diagnosen von Essstörungen und verschiedenen Begleiterkrankungen hinweisen könnten. Sie fanden heraus, dass Neurotizismus – die Neigung einer Person, negative Emotionen zu empfinden – und Impulsivität zwei wichtige Persönlichkeitsmerkmale sind, die als frühe Risikofaktoren für künftige Angstzustände und Ernährungsverhalten dienen könnten.
Den Ergebnissen zufolge könnten Interventionen und Therapien, die sich auf Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus beziehen, der Schlüssel zur Prävention der Entwicklung von Essstörungen bei Risikogruppen sein.
Das Team analysierte Daten aus drei Stichproben mit sich überschneidenden Messwerten für Psychopathologie (d. h. Symptome) und Persönlichkeit: eine Längsschnittstichprobe von Jugendlichen mit wiederholten Beobachtungen über ~10 Jahre (IMAGEN) und klinische Stichproben junger Erwachsener mit Essstörungen (ESTRA), schweren Depressionen oder Alkoholkonsumstörungen (STRATIFY).
Anorexie und Bulimie
Neurotizismus erwies sich als diagnostischer Marker sowohl für Anorexie als auch für Bulimie, während Impulsivität spezifisch mit Bulimie in Verbindung gebracht wurde. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Hoffnungslosigkeit ein wichtiger diagnostischer Marker für Depressionen, Ängste und Suizidgefahr ist, die neben Essstörungen auftreten, während Extraversion potenziell schützende Faktoren aufweist, die mit einem geringeren depressiven Risiko bei Patienten mit Bulimie verbunden sind.
Die Studie könnte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Therapien für Essstörungen spielen, die auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale abzielen.
Dr. Zuo Zhang sagt: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Interventionen, die auf Hoffnungslosigkeit und Introvertiertheit abzielen, die klinischen Ergebnisse verbessern können. Bei Menschen, die sich hoffnungslos fühlen, können sich die Therapien darauf konzentrieren, negative Überzeugungen und Gedanken in Frage zu stellen, Bewältigungskompetenzen zu vermitteln, um mit Stress und Rückschlägen umzugehen, und erreichbare Ziele zu setzen, um ein Gefühl von Hoffnung und Handlungsfähigkeit zu fördern. Für eher introvertierte Menschen können die Therapien Strategien zur Verbesserung der sozialen Fähigkeiten, zur Steigerung des Durchsetzungsvermögens und zum Aufbau von Selbstvertrauen bei sozialen Interaktionen umfassen“.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Affective Disorders (2024). DOI: 10.1016/j.jad.2024.05.132