„Sie schreien und ich schreie zurück“: Die Schilderungen von Vorschulkindern zu konfliktreichen Interaktionen zu Hause
24.10.2023 Kleine Kinder sind in der Lage, ausführlich über ihre Gefühle zu sprechen und darüber, wie es zu Hause läuft. Sie sind auch gut darin, ihre Eltern und deren Emotionen zu erkennen, indem sie deren Verhalten, Gesichtsausdruck und Tonfall beschreiben. Dies geht aus einer neuen Studie von Forschern der Universität Uppsala hervor, die im Journal of Child and Family Studies veröffentlicht wurde.
In der Studie befragten die Forscher Vorschulkinder im Alter von 3 bis 6 Jahren über ihre Erfahrungen mit Familienleben und Konflikten. Die Interviews befassten sich vor allem mit den emotionalen Erfahrungen der Kinder. An der Studie nahmen 17 Kinder teil, deren Eltern am freiwilligen „Triple P“-Elternprogramm der städtischen Vorschulen in Uppsala teilnahmen. Die Kinder durften sich während der Interviews jederzeit zurückziehen und zu ihren Eltern gehen, die sich in einem Nebenraum aufhielten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kinder in der Lage waren, sowohl negative als auch positive Aspekte ihrer Familienbeziehungen zu beschreiben. Sie sprachen über eskalierende Konflikte mit ihren Eltern, aber auch über positive gemeinsame Momente.
„Wir haben den Artikel mit ‚Sie schreien und ich schreie zurück‘ betitelt, weil wir denken, dass dieses Zitat die Wahrnehmung der Kinder wiedergibt, dass sie auf den wütenden Ton ihrer Eltern reagieren. Die Kinder gaben mehrere Beispiele für eskalierende Situationen, in denen Eltern und Kinder in Konflikte gerieten, die mit Kämpfen und Schreien endeten; Situationen, die die Kinder als schwierige Erfahrungen beschrieben“, erklärt Anton Dahlberg, einer der Forscher hinter der Studie.
Mehrere Kinder suchten Trost bei ihren Geschwistern oder Haustieren, wenn es zu Hause schwierig wurde, z. B. nach einem Streit mit ihren Eltern oder wenn sie verletzt wurden.
„Wir fanden heraus, dass die Kinder bei anderen Menschen in ihrer Umgebung Hilfe suchten, wenn sie traurig oder wütend waren. Während dies als positiv zu bewerten ist, blieben Konflikte zwischen Eltern und Kindern oft ungelöst. Aber die Kinder beschrieben auch positive Erfahrungen, wie sie sich nach einem Streit wieder versöhnen und wie die Beziehung auf eine gute Art und Weise wiederhergestellt werden konnte“, fügt Koautorin Karin Fängström hinzu.
Die Forscher rufen nun dazu auf, die Perspektive der Kinder in die künftige Forschung über Elternschaft und Erziehungshilfe einzubeziehen, um Familien besser zu verstehen und zu unterstützen. Dies wäre ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Elternschaft und des Familienlebens.
„Wir denken, dass die Ergebnisse für Menschen, die mit Kindern arbeiten, wie Vorschullehrer und Gesundheitsfachkräfte, nützlich sein könnten, aber auch als allgemeine Ermutigung für Menschen dienen, Kindern zuzuhören“, bemerkt Dahlberg.
© Psylex.de – Quellenangabe: J Child Fam Stud (2023). https://doi.org/10.1007/s10826-023-02691-0
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