Kognitive Verhaltenstherapie verändert die Gehirnaktivität bei Kindern mit Angstzuständen

25.01.2024 Forscher der National Institutes of Health haben bei Kindern mit Angststörungen, die nicht medikamentös behandelt wurden, eine Überaktivierung in vielen Hirnregionen, einschließlich des Frontal- und Parietallappens und der Amygdala, festgestellt. Sie zeigten auch, dass eine Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) zu einer Verbesserung der klinischen Symptome und der Gehirnfunktionen führte.
Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Gehirnmechanismen, die der akuten Wirkung der KVT zur Behandlung einer der häufigsten psychischen Störungen zugrunde liegen. Die im American Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie wurde von Forschern des National Institute of Mental Health (NIMH) des NIH geleitet.
„Die Ergebnisse können dazu beitragen, dass wir besser verstehen, wie und bei welchen Kindern die KVT funktioniert, was ein wichtiger erster Schritt ist, um die Behandlung von Angststörungen zu personalisieren und die klinischen Ergebnisse zu verbessern“, sagte die Hauptautorin Dr. Melissa Brotman, Leiterin der Abteilung für Neurowissenschaften und neuartige Therapeutika im Rahmen des NIMH Intramural Research Program.
Die Studie
69 medikamentenfreie Kinder mit einer diagnostizierten Angststörung unterzogen sich 12 Wochen lang einer KVT nach einem festgelegten Protokoll. Die kognitive Verhaltenstherapie, bei der dysfunktionale Gedanken und Verhaltensweisen durch schrittweise Exposition gegenüber angstauslösenden Reizen verändert werden, ist der derzeitige Goldstandard für die Behandlung von Angststörungen bei Kindern.
Die Forscher untersuchten die Veränderung der Angstsymptome und der klinischen Funktionsfähigkeit der Kinder vor und nach der Behandlung anhand von Messwerten, die von Klinikern bewertet wurden. Außerdem untersuchten sie mit Hilfe der aufgabenbasierten fMRT die Veränderungen im gesamten Gehirn vor und nach der Behandlung und verglichen diese mit der Gehirnaktivität von 62 Kindern ähnlichen Alters ohne Angststörungen.
Kinder mit Angststörungen zeigten eine höhere Aktivität in vielen Hirnregionen, einschließlich kortikaler Bereiche im Frontal- und Parietallappen, die für kognitive und regulatorische Funktionen wie Aufmerksamkeit und Emotionsregulation wichtig sind. Die Forscher beobachteten auch eine erhöhte Aktivität in tiefer gelegenen limbischen Bereichen wie der Amygdala, die für die Entstehung starker Emotionen wie Angst und Furcht von entscheidender Bedeutung sind.
Signifikanter Rückgang der Angstsymptome
Nach einer dreimonatigen KVT-Behandlung zeigten Kinder mit Angsterkrankungen einen klinisch signifikanten Rückgang der Angstsymptome und eine verbesserte Funktionsfähigkeit. Die vor der Behandlung beobachtete erhöhte Aktivierung in vielen frontalen und parietalen Hirnregionen verbesserte sich auch nach der kognitiven Verhaltenstherapie und sank auf das gleiche oder ein niedrigeres Niveau als bei nicht-ängstlichen Kindern. Den Forschern zufolge spiegelt die geringere Aktivierung in diesen Hirnregionen möglicherweise eine effizientere Beteiligung der kognitiven Kontrollnetzwerke nach der KVT wider.
Acht Hirnregionen, darunter die rechte Amygdala, zeigten jedoch auch nach der Behandlung eine höhere Aktivität bei ängstlichen Kindern im Vergleich zu nicht-ängstlichen Kindern. Dieses anhaltende Muster verstärkter Aktivierung deutet darauf hin, dass einige Hirnregionen, insbesondere limbische Bereiche, die die Reaktionen auf angstauslösende Stimuli modulieren, auf die akuten Auswirkungen der KVT weniger ansprechen. Eine Veränderung der Aktivität in diesen Regionen könnte eine längere Dauer der KVT, zusätzliche Behandlungsformen oder eine direkte Beeinflussung subkortikaler Hirnareale erfordern.
© Psylex.de – Quellenangabe: National Institute of Mental Health