Studie untersuchte, ob sich die moralischen Werte von Menschen über die Jahreszeiten verändern
07.08.2024 Eine neue psychologische Studie hat regelmäßige saisonale Veränderungen bei den moralischen Werten der Menschen festgestellt. Die Untersuchung analysierte die Antworten von mehr als 230.000 Menschen in den USA über einen Zeitraum von 10 Jahren und zeigte, dass die Menschen moralische Werte, die den Gruppenzusammenhalt und die Konformität fördern, im Frühling und Herbst stärker befürworten als im Sommer und Winter. Dies hat möglicherweise Auswirkungen auf Politik, Recht und Gesundheit – einschließlich des Zeitpunkts von Wahlen und Gerichtsverfahren, schreiben die Studienautoren.
Seit 2009 sammelt eine von sozialpsychologischen Forschern eingerichtete Website Umfragedaten, die die Zustimmung der Teilnehmer zu fünf moralischen Werten messen:
- Loyalität: Wertschätzung der Verbundenheit mit der eigenen Gruppe und Aufrechterhaltung starker Gruppenbeziehungen.
- Autorität: Respektieren und Befolgen von Führung und festgelegten Regeln.
- Lauterkeit: Betonung von Reinheit/Sauberkeit, Rechtschaffenheit und Wahrung der Tradition.
- Fürsorge: Freundlichkeit und das Vermeiden von Leid für andere haben Vorrang.
- Fairness: Sicherstellung der Gleichbehandlung aller.
Loyalität, Autorität und Lauterkeit werden von Forschern als „verbindliche“ Werte bezeichnet, weil sie die Konformität mit Gruppennormen fördern. Sie stehen auch in engem Zusammenhang mit dem modernen politischen Konservatismus. Fürsorge und Fairness können als liberalere Werte betrachtet werden, da sie sich auf die Rechte und das Wohlergehen des Einzelnen beziehen, schreiben die Wissenschaftler. Die Forschung hat gezeigt, dass sie die Entscheidungen der Menschen über richtig und falsch leiten.
Die Forscher fanden heraus, dass die Befragten die „verbindlichen“ Werte im Frühjahr und Herbst stärker befürworteten, im Sommer und Winter jedoch weniger – ein Muster, das über 10 Jahre hinweg bemerkenswert konstant war.
Sie fanden auch Hinweise darauf, dass der Rückgang der Zustimmung zu verbindlichen moralischen Werten im Sommer in Gebieten mit extremeren saisonalen Klimaunterschieden stärker ausgeprägt war.
Angst als mögliche Erklärung
In der Studie wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen diesen jahreszeitlichen Moralverschiebungen und dem Ausmaß an Angst festgestellt. Dazu wurden umfangreiche Daten über saisonale Ängste verwendet, die von Dr. Brian O’Shea, einem Mitautor der Studie und Assistenzprofessor für Psychologie an der Universität Nottingham, zur Verfügung gestellt wurden.
„Wir haben festgestellt, dass die Angst im Frühjahr und im Herbst am größten ist, also in den Zeiten, in denen die Menschen verbindliche Werte am stärksten befürworten“, so Dr. Mark Schaller, Hauptautor der Studie und Professor für Psychologie an der University of British Columbia. „Diese Korrelation deutet darauf hin, dass größere Angst die Menschen dazu bringt, Trost in den Gruppennormen und -traditionen zu suchen, die durch verbindliche Werte aufrechterhalten werden.“
© Psylex.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Sciences, 2024; 121 (33) DOI: 10.1073/pnas.2313428121