Narzissten halten sich weniger an COVID-19-Maßnahmen

Die Rolle von grandiosem und verletzlichem Narzissmus beim Tragen von Masken und bei der Impfung während der COVID-19-Pandemie

Narzissten halten sich weniger an COVID-19-Maßnahmen

11.05.2022 Während der gesamten COVID-19-Pandemie haben Experten zu Eindämmungsstrategien wie das Tragen von Masken und Impfung geraten, um die Ausbreitung des Virus zu begrenzen. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass der individuelle Grad an Narzissmus einer Person einen Einfluss darauf hat, ob sie mehr oder weniger bereit ist, sich an diesen Bemühungen zu beteiligen.

Die Forscher – darunter Peter Hatemi, Distinguished Professor of Political Science an der Penn State University – untersuchten die Auswirkungen von grandiosem und verletzlichem (vulnerablem) Narzissmus darauf, ob Menschen eher bereit sind, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen oder sich gegen COVID-19 impfen zu lassen.

Grandioser und vulnerabler Narzissmus

Hatemi erklärte, dass grandioser Narzissmus durch das Streben nach sozialem Status und den Wunsch gekennzeichnet ist, von anderen als wichtig und bewundernswert angesehen zu werden. Der verletzliche Narzissmus hingegen wird mit Egoismus und Egozentrik in Verbindung gebracht oder damit, dass man besonders empfindlich auf die Beurteilung durch andere reagiert.

Nach Kontrolle der persönlichen politischen Einstellung, der Risikowahrnehmung, der staatlichen Politik und anderer wichtiger demografischer Merkmale stellten die Forscher fest, dass Teilnehmer mit einem höheren Grad an grandiosem Narzissmus seltener eine Maske tragen oder sich impfen lassen. Diejenigen, die sich dafür entschieden, eine Maske zu tragen, waren jedoch auch eher bereit, anderen zu empfehlen, ebenfalls eine Maske zu tragen.

Teilnehmer mit einer höheren Ausprägung des verletzlichen Narzissmus trugen ebenfalls seltener eine Maske oder ließen sich seltener impfen, wenn ihre Persönlichkeit auch stärker egozentrisch und selbstbezogen war. Die Wahrscheinlichkeit für die Beteiligung an diesen Maßnahmen war jedoch größer, wenn die Teilnehmer aufgrund ihrer Persönlichkeit auch empfindlicher auf das Gefühl reagierten, beurteilt zu werden.

Künftige Botschaften

Die Forscher erklärten, dass die kürzlich in der Fachzeitschrift Current Psychology veröffentlichten Ergebnisse dazu genutzt werden könnten, künftige Botschaften zu optimieren.

„Wenn Sie jemanden mit einem hohen Maß an grandiosem Narzissmus davon überzeugen wollen, eine Maske zu tragen oder an anderen Maßnahmen teilzunehmen, machen Sie das cool und einzigartig, um sein Bedürfnis zu befriedigen, sich abzuheben“, sagte Hatemi. „Denjenigen, die überempfindlich auf Beurteilungen reagieren, könnte man sagen, dass die Abschwächung gesellschaftlich sanktioniert ist. Beide Strategien scheinen diese Persönlichkeiten mehr anzusprechen als beispielsweise die Betonung des Allgemeinwohls.“

Für die Studie sammelten die Forscher im März 2021 Informationen von einer landesweit repräsentativen Stichprobe von 1.100 Erwachsenen in den USA. Sie stellten den Teilnehmern mehrere Fragen über das Tragen der COVID-19-Maske sowie über das Verhalten und die Einstellung zu Impfstoffen. Die Teilnehmer füllten auch Fragebogen aus, um den Grad des Narzissmus in ihrer Persönlichkeit zu messen. Schließlich wurden die Teilnehmer befragt, wie besorgt sie persönlich über COVID-19 waren.

Die Forscher erklärten, dass extremer Narzissmus zwar eine diagnostizierbare Persönlichkeitsstörung sein kann, Narzissmus in einem milderen Ausmaß aber auch ein Aspekt der Persönlichkeit eines jeden Menschen ist, der auf einem Kontinuum existiert.

„Wir alle haben einen gewissen Grad an grandiosem und verletzlichem Narzissmus“, sagte Hatemi. „Das ist ein natürlicher Teil der Persönlichkeit aller Menschen, denn ohne ihn würden wir nicht richtig funktionieren“, so Hatemi. „Aber dieser Teil des Narzissmus, den wir alle haben, kann leicht durch politische Botschaften angeregt und in diese verschiedenen Geschichten hineingezogen werden, wie wir es während der COVID-19-Pandemie gesehen haben.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Current Psychology (2022). DOI: 10.1007/s12144-022-03080-4

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