Selbstvorwürfe bei klinischer Depression: eine randomisierte Pilotstudie zum Vergleich von fMRT-Neurofeedback mit selbstgeleiteten psychologischen Strategien
03.12.2021 Neue Forschungsergebnisse des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN) am King’s College London deuten darauf hin, dass der Einsatz von Neurofeedback zur Bewältigung von Selbstvorwürfen bei Menschen mit einer nicht-ängstlichen schweren depressiven Störung dazu beitragen kann, die wichtigsten Symptome zu verringern.
Die in der Fachzeitschrift Psychological Medicine veröffentlichte Studie ergab zwar nicht ausdrücklich, dass Neurofeedback wirksamer ist als die vergleichbare psychologische Interventionsgruppe, aber es erwies sich als ein sicherer Ansatz zur Behandlung depressiver Symptome, der weitere Untersuchungen rechtfertigt, schreiben die Autoren.
Die Studie
Für die Untersuchung wurden 43 Teilnehmer in zwei Gruppen behandelt. Die eine Gruppe erhielt eine angeleitete Therapie zur Bewältigung der Selbstvorwürfe, während die andere Gruppe eine ähnliche Behandlung erhielt, jedoch mit zusätzlicher Unterstützung durch funktionelles MRT-Neurofeedback (fMRT).
Das funktionelle MRT-Neurofeedback bietet den Teilnehmern eine visuelle Darstellung ihrer Gehirnaktivität und liefert ihnen Informationen, die ihnen sonst nicht bewusst wären. Ein Magnetfeld wird um den Kopf des Teilnehmers gelegt, so dass die Forscher die vom Gehirn ausgesandten Blutflusssignale ablesen können.
Im Laufe von drei Sitzungen von 35 Teilnehmern sollten diese versuchen, ihre Gefühle der Selbstvorwürfe zu bewältigen, während sie an persönliche Erinnerungen dachten. Sie sollten aus einer Liste möglicher Strategien auswählen, z. B. darüber nachdenken, warum sie nicht in der Lage waren, das Ergebnis zu kontrollieren oder für das Ergebnis eines Ereignisses verantwortlich zu sein, oder darüber nachdenken, wie sie einer bestimmten Person vergeben können oder wie sie sich selbst vergeben können.
Das Neurofeedback gibt dem Einzelnen einen Hinweis darauf, welche dieser Strategien die besten Chancen hat, die Gehirnsignale in der gewünschten Weise zu verändern.
Kein klarer Unterschied bei der Behandlung
Die Untersuchung ergab, dass sich beide Ansätze als wirksames Mittel zur Verringerung depressiver Gefühle erwiesen.
Dr. Roland Zahn, der Leiter der Studie vom King’s IoPPN, sagte:
Spannenderweise konnten wir feststellen, dass die Linderung der Symptome mit einer Steigerung des Selbstwertgefühls einherging, und dies korrelierte mit der Häufigkeit, mit der die Teilnehmer die psychologischen Strategien im täglichen Leben anwendeten.
Was jedoch noch weiter untersucht werden muss, ist die Tatsache, dass sich das Neurofeedback nicht als wirksamer erwies als die einfache psychologische Intervention.
Behandlungserfolg abhängig vom Depressionssubtyp?
Die Forscher vermuten, dass die Existenz von Subtypen der Depression der Grund dafür sein könnte. Bei Patienten mit nicht-ängstlichen Depressionen war Neurofeedback viel wirksamer bei der Verringerung der depressiven Symptome, während Patienten mit ängstlichen Störungen, einer neueren Unterform, die bisher kaum erforscht wurde, besser auf rein psychologische Interventionen ansprachen.
Dr. Zahn sagt: Es ist zwar enttäuschend, dass wir keinen eindeutigen Unterschied zwischen den Interventionen feststellen konnten, aber wir haben eine gute Grundlage, auf der wir unsere Studie weiterführen können. Wir müssen nun versuchen, das richtige Neurofeedback mit dem richtigen Depressions-Subtyp zu verbinden.
Die Ergebnisse zeigten, dass das auf Selbstvorwürfe bezogene Neurofeedback eine sichere Intervention mit klarem klinischen Potenzial bei aktuellen Depressionen sei.
© Psylex.de – Quellenangabe: Psychological Medicine (2021). DOI: 10.1017/S0033291721004797