Geruchssinn und das Gehirn

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Die Mimik anderer beeinflusst die eigene Geruchswahrnehmung

25.08.2017 Eine neue Hirnstudie untersuchte welche neuropsychologischen Auswirkungen die in der Mimik anderer ausgedrückten emotionalen Empfindungen auf den eigenen Geruchssinn haben.

Die Neuropsychologen Dr. Patrick Schulze, Dr. Anne-Kathrin Bestgen und Prof. Dr. Boris Suchan und ihr Forscherteam von der Ruhr-Universität Bochum untersuchten mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirne von Teilnehmern in einem Geruchstest.

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Bild: Paul McGowan

„Wenn wir jemanden sehen, der ein angewidertes Gesicht macht, weil er einen schlechten Geruch in der Nase hat, kommt einem selbst der Geruch auch gleich unangenehmer vor“, schreibt Schulze.

Um herauszufinden, ob der emotionale Gesichtsausdruck die eigene Geruchswahrnehmung beeinflusst, zeigten die Hirnforscher den Studienteilnehmern Bilder von Personen mit fröhlicher, neutraler oder angewiderter Mimik, während sie im Gehirnscanner lagen. Dann sollten die Teilnehmer eine Reihe von Gerüchen bzw. Düften bewerten.

Auswirkungen des Gesichtsausdrucks anderer

Es zeigte sich, dass die vorher gezeigten Gesichtsausdrücke auf den Bildern, Auswirkungen auf die Geruchswahrnehmung der Probanden hatten. So wurden Gerüche als angenehmer empfunden, wenn sie vorher fröhliche Gesichter gesehen hatten, und als unangenehmer, wenn ihnen Fotos von Gesichtern mit angeekelter Mimik präsentiert wurde.

Das galt für alle getesteten Aromen (z.B. Zitrone, Karamell, Knoblauch, Schweiß); nur nicht für Fäkalgeruch – diesen konnte auch eine fröhliche Mimik nicht angenehmer machen.

Der piriforme Cortex

Die neurologische Grundlage für diesen neuropsychologischen Effekt konnte in einer Hirnregion festgemacht werden, die bei der Geruchswahrnehmung beteiligt ist und bereits vor der eigentlichen Aufnahme eines Duftes bzw. Geruches aktiviert wird.

Der piriforme Cortex ist ein Teil des olfaktorischen Cortex (auch Rhinencephalon oder Riechhirn genannt). Dieser wird bereits vor dem Riechen aktiviert und verarbeitet das Gesehene. Der piriforme Cortex erschafft dabei eine Erwartungshaltung bezüglich des noch zu erriechenden ‚Dufts‘.

Diese Erwartung beeinflusst dann die Geruchswahrnehmung, schreiben die Hirnforscher im Fachblatt Scientific Reports.

Die Hirnscans zeigten, dass die Neuronen des piriformen Cortex aktiviert waren, noch bevor die Duftpartikel in der Luft waren.

Sozialer Faktor

In vorherigen Forschungsarbeiten wurden den Probanden Gerüche und Fotos zeitgleich vorgesetzt. „Erst dadurch, dass wir das Zusammenspiel von Gerüchen und visuellen Informationen zeitlich getrennt voneinander untersucht haben, wurde sichtbar, dass der piriforme Kortex vor dem eigentlichen Riechen aktiv ist“, sagte Suchan.

Nun wollen die Hirnforscher untersuchen, welche Rolle diese Gehirnregion bei der körperlichen Wahrnehmung spielt. Sie vermuten einen sozialen Einflussfaktor.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ruhr-Universität Bochum; Scientific Reports – DOI: 10.1038/s41598-017-09295-x; Aug. 2017

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